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1946-1951
SVSt / IG Farben-Verkaufsgesellschaften
E 7160-07 (-) 1968/54, Bd. 1194
E 7160-07 (-) 1968/54, Bd. 1123(Spezialfälle 536)
E 7160-07(-) 1968/54, Bd. 1097
E 7160-08(-) 1968/28, Bd. 378
E 7160 (-) 07 1968/54; Bd. 1065
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Igepha ursprünglich Bayer-Vertretung; ändert nach dem Krieg Namen in: Igepha AG, Pharmaceutische Spezialitäten und Chemikalien. Typischer Fall einer Tarngesellschaft mit Verschweizerung, wobei das schweiz. Management auch IG Farben betrügt. In einem der Dossiers steckt auch ein Revisionsbericht der Agfa AG. Die zum Schluss erwähnte Tefag wird in anderem Zusammenhang ausführlich behandelt.


E 7160-07 (-) 1968/54, Bd. 1194


28.10.1946, Revisionsbericht, verf. v. A. Rees. (51 S.) Untersucht nur ganz selektiv Geschäftsjahre 1944-1946, um die Abrechnung gegenüber Leverkusen wie der SVSt zu prüfen (geprüft worden war schon 11.4.1938 und 25.2.1944) und findet alles i.O. Die kleine Firma steht in Kontakt mit Treupha AG, Baden, wo man seit Mitte 1945 Aspirin herstellen lässt. (15) Abbau der Angestellten von 22 Ende 1945 auf 10 Ende August 1946. (20) Der Höhepunkt mit 30 Personen lag im Jahr 1941, 1944 noch 23. (43) Die Eigenproduktion hat man erst aufgenommen, als keine Waren mehr aus Deutschland kamen. (22) Fiktive Buchungen wurden keine entdeckt. (38)

Das Gehalt des Direktors Frey, der zugleich einziger Aktionär ist, wird vom Revisor angesichts der Lage der Firma für derzeit überhöht angesehen (1946 2840 Fr. im Monat). (42) Es bezogen pro 1943 an VR-Honoraren: Frey 8695 Fr., Morel 370 Fr., Conrad Meyer 185 Fr.; (46) pro 1944 Frey 2632 Fr., Morel 112 Fr., Meyer 56 Fr. (47) Die Firma scheint zur Zt., neben der Eigenproduktion, vor allem von den Lagerbeständen zu leben, die noch einen Wert von 660'000 Fr. darstellen.


E 7160-07 (-) 1968/54, Bd. 1123 (Spezialfälle 536)

Dokumente i. S. Separatkonto Dr. C. Meyer. Dieser Bestand enthält eine Reihe Dokumente und einen kleinen Schlussbericht von Senn, 15.6.1950. (2 S.) Anlässlich der kürzlichen Bewertung der Igepha wurde festgestellt, dass die Firma 1941-1943 diverse Zahlungen von total 232'000 Fr. über ein sog. Separatkonto Dr. C. Meyer laufen liess (bei SBG und SKA-Zürich). Da eine ordnungsgemässe Abrechnung über die Verwendung der Beträge bei der Igepha fehlte und der Verdacht bestand, «dass die Gelder ganz oder teilweise in widerrechtlicher Weise (z.B. Beteiligung der IG Farbenindustrie an der Aktienkapitalerhöhung Treupha AG) der Firma entzogen worden waren», nahm man nähere Untersuchung vor. Der Verdacht liess sich nicht bestätigen, offenbar oder angeblich ging das Geld für Reklamezwecke weg; da aber Belege über tatsächlich erbrachte Leistungen fehlen, bleibt der Verdacht der Scheinfakturierung durch die angeblichen Lieferanten bestehen.

Die Igepha wird auf Ende 1952 liquidiert, Meyer legt auf dieses Datum seine Funktion als einziger verbleibender VR nieder; die eigentliche Geschäftstätigkeit war schon Ende Mai 1949 beendet worden, seither verkaufte man aber noch gewisse Restbestände an Pharmazeutika. Dir. Paul Frey war am 18.3.1948 verstorben.

16.5.1950, Bericht Spezialbüro , untersucht, ob Frey und Meyer der Firma illegal Mittel entzogen haben, ohne dass viel dabei herausschaut, über den Umstand hinaus, dass Frey wachsende Bezüge erhält in einem für die Firma kritischen Moment: 1947 wird der Höhepunkt erreicht mit 39'760 Fr. (1940: 18'000) S. 2.

21.7.1949, SVSt an Dr. Otto Weisser, kündigt der Erbengemeinschaft Frey an, dass man zur gegebenen Zeit die Rückerstattung der von Frey zu Unrecht bezogenen Dividenden verlangen werde.

4.10.1949, Vernehmlassung SVSt zum Nachtrag i/S. Rekurs Nr. 641 der Igepha AG und der Erben P. Frey (Kopie 1). Stellt das vermögensrechtliche Konstrukt detailliert dar.

30.6.1949, Interchemie AG, Zürich, interessiert sich für Übernahme der Lagerbestände zum Weiterverkauf. Diese Firma stellt tatsächlich die neue Bayer-Vertretung in der Schweiz dar, die in der Zwischenzeit entstanden ist.

20.6.1949, SVSt an Dr. O. Weisser. Erwähnt nebenbei, dass man von alliierter Seite auf das Treuhandverhältnis aufmerksam gemacht wurde. Diese Klärung gelang offenbar erst Anfang 1949.

Ferner befinden sich hier drei Protokolle einer Besprechung mit Generalkonsul Wilhelm R. Mann (von dem Frey 1940 die Aktien erwarb), Dr. Brüggemann (IGF), Herr Bernau, über Treupha AG, eine Tochter des Chemiewerk Homburg, seinerseits Tochter von Degussa und IGF. Du Bois sass hier im VR. Auch in diesem Fall ging es um ein während des Kriegs fortbestehendes enges Verhältnis. Über Treupha AG muss irgendwo ein eignes Dossier bestehen.
Zu Mann s. Heine, 163 f., er war ordentl. Vorstandsmitglied von Farben 1934-1945, früher Nazi, aber in Nürnberg freigesprochen.

8.1.1949, Aktennotiz über Besprechung mit Henri Vrykorte, Belgien. Handelt von der Verwendung sog. Bayer-Reklame-Uhren durch Frey, der sie an Vrykorte verkaufte. Letzterer erwähnt nebenbei, Frey werde den Erlös wohl «zur Bezahlung seiner sehr umfangreichen Liebesgabensendungen nach Deutschland verwendet» haben.

6.1.1949, Aktennotiz über Besprechung mit Werner Fricker, ehem. Prokurist der Igepha. Orientiert über dubiose Geschäftereien mit Neosalvarsan und erwähnt als Freys Ansicht: «Er müsse darnach trachten, für sich aus der Igepha noch soviel wie möglich herauszuholen, denn eines Tages werde doch einmal die ganz Sache zum gehen.»

8.5.1948, Zahlungssperre über Igepha. (Kopie 2) Gibt guten Überblick zu der Entwicklung der Eigentumsverhältnisse seit den 30er Jahren, zitiert die betr. Dokumente von 1940.

7.5.1948, Revisionsbericht über Treupha AG, Baden. (Kopie 3)
Aus weiteren Dokumenten erfährt man noch, dass Adrien Morel ein Advokat in Lausanne ist; für die zwei ihm zugeschriebenen Igepha-Aktien hat er nie eine Dividende erhalten, die Quittung war eine Fälschung.

7.4.1948, Igepha AG/Weisser an SVSt. Man habe einem Zirkular entnommen, dass man immer noch auf der Sperrliste geführt werde.
«Wir möchten Sie in aller Form darauf aufmerksam machen, dass wir auf das entschiedenste protestieren gegen die Führung unserer Firma auf der genannten Liste, da wir eine rein schweizerische Aktiengesellschaft sind, die ohne jeden ausländischen Einfluss arbeitet.»
Dies eine aufschlussreiche Illustration für die Unverschämtheit, mit der im Frühjahr 1948 entsprechende Kreise auftreten. Dies für eine Gesellschaft, die laut eingeschriebenem Brief an Dr. Weisser, 15.11.1945, zur Verhängung der Sperre, «lediglich als Verkaufsablage der Bayer gewertet» werde könne, «nachdem die gesamte Debitorenbuchhaltung in Leverkusen geführt wird und das deutsche Werk von sämtlichen Kontrollblättern, Fakturen und Briefen der Igepha Durchschriften erhält». (1)

3.10.1945, Prüfung der Igepha durch die Transferabteilung. (Kopie 4) Formuliert bereits den Verdacht, dass es weitere Bindungen geben könnte.


E 7160-07(-) 1968/54, Bd. 1097


Enthält angeblich ebenfalls Igepha-Papiere; von diesen keine Spur, dagegen ein Revisionsbericht der Agfa Photo AG, Zürich (Kopie 5), verf. von Rees.


E 7160-08(-) 1968/28, Bd. 378


Bringt nichts neues mehr, was über das obige Dossier hinausgeht, viele Belege für die vielfältigen Unkorrektheiten, die unter der Regie Frey begangen wurden.

Dr. Arnold Stehlin, Advokat, St. Jakobstr. 11, Basel, ist lt. Brief 7.2.1951 als in der Schweiz bestellter Beistand für in der Schweiz liegende Interessen von IG Farben tätig. Laut Bericht 18.6.1951 wurden auch am Clearing vorbei Geschäfte mit der CSR getätigt. «Im übrigen ist zu bemerken, dass die unlauteren Machenschaften vom ehemaligen Direktor Frey der Igepha AG veranlasst worden sind. ... Herr Dr. Conrad Meyer, einziger Verwaltungsrat der Igepha AG, hatte von diesen Machenschaften angeblich keine Kenntnis.» ( 8)


E 7160 (-) 07 1968/54; Bd. 1065


12.12.1945, Abgehörtes Telephon, Dr. Robert Blass mit Dir. Stocker (Kopie 6), irrtümlich angeschrieben mit Igepha, während es sich um zwei Herren der Tefag handelt. (vgl. Rees, 390 ff.) Interessant, da grosse Feindseligkeit gegen Sperremassnahmen der SVSt in Wirtschaftskreisen gut darin zum Ausdruck kommt. Ob wirklich ein Zusammenhang mit den hier behandelten Firmen besteht, ist unklar.
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