Sprache: ns
1944-1945
BAR E 2001(E)1968/ 78/, 394; r.C.41.A.620.1. Eidenschink, Georg, München
Information Unabhängige Experkommission Schweiz-Zweiter Weltkrieg (UEK) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Schweizer Konsulat Baden-Baden an EPD, 16.11.1944

Der wirkliche Besitzer der Memphis Zigarettenfabrik ist G. Eidenschink. Dr. Friedrich ist nur Strohmann. Eidenschink ist "hunderprozentiger Parteimann mit Parteinummer 27 und Bankier der NSDAP". "Er soll ausserdem viel Geld in der Schweiz besitzen". Weitere Auskünfte kann Dr. Schulthess (Direktor der Schweizerischen Bodenkreditanstalt) geben, der "mit Herrn Eidenschink Geschäfts- und vielleicht auch persönliche Verbindungen unterhält."

Handelsregisterauszug zur Memphis AG

AK: Sfr. 300'000, 300 Inhaberaktien zu 1000.-
Fabrikmässige Herstellung von Tabakwaren.
VR-Präsident: Samuel Heinrich Sarasin-Köchlin (Basel)
VR-Mitglieder ohne Unterschrift: Dr. Gottfried Weiss (Winterthur)
Geschäftsführer: Hans Friedrich (Kaufmann von Salenstein TG)
Kollektivprokuristen: Carl Friedrich Stahel (Winterthur), Johann de Zoppa (Basel), Arthur Blattner (Küttigen AG), Emil Stutz (Liestal), Ernst Zuber (Au ZH)
Firmenort: Dübendorf / Zürich

Weibl, 25.11.1944

Eidenschink ist des öfteren in die Schweiz eingereist. Vor kurzem hat er wiederum um ein Einreisevisa gebeten. Sein Antrag wurde von der Bundesanwaltschaft abgewiesen.

Balsiger an EPD, 3.1.1945, Beilage: Bericht der Zürcher Stadtpolizei

Von einer "zuverlässigen Gewährsperson" ("erstklassige Quelle") hat die Polizei die Information erhalten, dass die Memphis AG in den Besitz von Himmler übergegangen sei. Am Erwerb dieser Firma sei W. Schulthess und Eidenschink, ein Schwager Himmlers, beteiligt gewesen. "Es ist übrigens bekannt, dass Herrn Dr. Schulthess, Direktor der Schweiz. Bodenkreditanstalt, gewisse Sympathien für das Dritte Reich nicht abzusprechen sind."

Stadtpolizei Zürich, 13.3.1945

Der Informant kann keine schriftlichen Unterlagen und Belege vorweisen, welche die Erwerbung der Cigarettenfabrik "Memphis" für Himmler beweisen könnten. Informant berichtet des weiteren, dass Hans Georg Friedrich (Memphis) von Eidenschink ein Aktienpaket in der Höhe von ca. 265'000 erhalten hat, über die er volle Verfügungsberechtigung hat. Friedrichs Gegenleistung war die Auszahlung von Sfr. 10'000. "Wenn jemand unter solchen Konditionen in den Besitz eines Aktienpaketes komme, habe man es wahrscheinlich mit einem 'Strohmann' zu tun."

Revisionsbericht der SVSt, 2.10.1945.3.1938 begab sich Friedrich sen. nach Wien, um von der österr. Tabakfirma AUSTRIA die Nationalisierung der Dübendorfer AUSTRIA zu erlangen. Dies wurde abgelehnt. Wenig später erhielt Eidenschink, Inhaber der AUSTRIA in München, die Aktien der Firma in Dübendorf. Diese Aktien wurden an Friedrich weiterverkauft. Die eingezahlten 10'000 sind eine erste Anzahlung. Der Rest wird in Raten noch abzuzahlen sein. Seine Schulden wurden dem Sperrebestimmungen entsprechend bei der SVSt angemeldet. Gerücht über eine angebliche Beteiligung Himmlers an der Memphis ist "vollkommen haltlos". Schulthess hat das Gerücht über die Beteiligung Himmlers gestreut. Die frz. Kommission zur Repatriierung Kriegsgefangener und Deportierter hat Eidenschink an die amerikan. Besatzungsbehörden empfohlen, dass dieser mit der Reorganisation des bayrischen Bankwesens beauftragt werde.
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