Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 22, doc. 179
volume linkZürich/Locarno/Genève 2009
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2200.36-09#1976/154#834* | |
Old classification | CH-BAR E 2200.36-09(-)1976/154 99 | |
Dossier title | Uhrenfrage (1960–1965) | |
File reference archive | N.20.2.3.1 |
Archive | Swiss Federal Archives, Bern |
Old classification | CH-BAR E 7110(-)1974/31 171 |
Dossier title | Uhren |
File reference archive | USA.841.8.AVA |
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2001E#1976/17#1511* | |
Old classification | CH-BAR E 2001(E)1976/17 322 | |
Dossier title | Uhrenzollfragen USA (1962–1963) | |
File reference archive | C.41.111.0.Uch • Additional component: Vereinigte Staaten von Amerika |
dodis.ch/18885
Der Delegierte des Bundesrates für Handelsverträge, A. Weitnauer, an die schweizerische Botschaft in Washington1
Von Handel. Betrifft Uhren2. Botschafter Blumenthal wurde am 22. November von Bundesrat Schaffner in Bern zum Abendessen empfangen. Die Unterredung stand ganz im Schatten der schrecklichen Ereignisse, die während des Essens bekannt wurden, dies umsomehr als Blumenthal ein persönlicher Vertrauensmann des dahingeschiedenen Präsidenten Kennedy ist. Blumenthals Auftrag lautete folgendermassen:
Der Präsident und Gouverneur Herter waren im Ergebnis einer einlässlichen Beratung des Uhrenfalles zum Schluss gekommen, eine Neuuntersuchung der Angelegenheit einzuleiten. Der formelle Ausdruck dieses Beschlusses war der schriftliche Antrag Herters an Kennedy vom 8. November. Der Widerstand gerade der engsten Mitarbeiter des Präsidenten war beträchtlich; die von ihnen vorgebrachten Argumente bezogen sich vor allem auf die nur noch ein knappes Jahr entfernten Präsidentschaftswahlen, in denen es für die demokratische Partei darum geht, sich alle unnötigen Schwierigkeiten, z. B. auch in den so genannten Uhrenstaaten möglich vom Halse zu halten. Eben in dieser Richtung aber hat die amerikanische Uhrenindustrie starken Druck aufgesetzt. Dem Präsidenten und Gouverneur Herter wäre deshalb sehr daran gelegen – so führte Botschafter Blumenthal weiter aus – den Entscheid auf Neueröffnung der Uhrenuntersuchung nicht nur mit der Güte und Wohlbegründetheit des Falles an sich rechtfertigen zu müssen. Vielmehr wäre ihnen willkommen, wenn sie überdies darauf hinweisen könnten, wie wichtig und bedeutend die Unterstützung ist, welche die Schweiz den amerikanischen Bemühungen in der Kennedy-Runde leiht. Was der Präsident und Gouverneur Herter durch Vermittlung Botschafter Blumenthals zu erhalten wünschten, war eine Zusage von höchster schweizerischer Stelle, d. h. durch Herrn Bundesrat Schaffner, dass der schweizerische Beistand den Vereinigten Staaten in der Vorbereitung und Durchführung der neuen Zollverhandlung unbedingt gesichert ist. Bundesrat Schaffner hat zustimmend geantwortet. Er hob allerdings hervor, dass es uns selbstverständlich nicht allein um die Eröffnung einer Neuuntersuchung geht, sondern um den schliesslichen Entscheid des amerikanischen Präsidenten, die Uhrenzölle auf ein erträgliches Mass zurückzuführen. Der schweizerische Sprecher hob hervor, dass nicht nur in den Augen der Schweiz, sondern der Weltöffentlichkeit die im Trade Expansion Act verkündeten Ziele ihre Glaubwürdigkeit einbüssen müssten, wenn in einem so eindeutigen Fall wie demjenigen der Uhren, der amerikanische Protektionismus uneingeschränkt bestehen bliebe. Wenn die amerikanische Verwaltung bisher nur den Druck der einheimischen Uhrenindustrie gespürt habe, so deswegen, weil wir uns dem Wunsche der Washington er Behörden entsprechend strikt daran gehalten hätten, weder unsere öffentliche Meinung noch die amerikanischen Interessenten am schweizerischen Markt in die Angelegenheit hineinzuziehen. Sehr gegen unsern Wunsch und sehr zum Schaden des amerikanischen Exports nach der Schweiz würden wir unsere Haltung in der Kennedy-Runde revidieren müssen, wenn für die Uhren, deren Bedeutung in unserer Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten weiterhin beherrschend ist, keine amerikanischen Konzessionen erwartet werden können. Auch legten wir grossen Wert darauf, dass die Uhrenuntersuchung fristgerecht durchgeführt, d. h. nicht durch Verschleppungsmanöver der Einbezug der Uhren in die Kennedy-Runde verhindert werde. Wir hofften, dass diese Haltung in Washington entsprechend gewürdigt werde, wie übrigens auch die Unterstützung, welche die amerikanische Delegation in Genf in der Vorbereitungsphase der Kennedy-Runde schon bisher von der schweizerischen Vertretung erfahren habe. Botschafter Blumenthal sprach seine Genugtuung über den erhaltenen Bescheid aus. Er sei sich, so erklärte er, der Komplexität der Zusammenhänge, die nicht nur auf amerikanischer, sondern auch auf schweizerischer Seite bestehen, durchaus bewusst. Die von Bundesrat Schaffner ausgesprochene Zusage sei das einzige Element gewesen, dessen der Präsident noch bedurft habe, um seine Unterschrift unter das Dekret auf Eröffnung der Neuüberprüfung des Uhrenfalls zu setzen. Blumenthal sprach seine Hoffnung aus, dass trotz dem tragischen Hinschied des Präsidenten dessen Nachfolger die Angelegenheit in gleicher Weise beurteilen werde. Der amerikanische Emissär war dazu ermahnt worden, den Inhalt seiner Mission seinen eigenen Genf er Mitarbeitern gegenüber zu verschweigen. Somit ist wohl auch für Euch, wenigstens für den Augenblick, Diskretion geboten. Anderseits sind wir natürlich sehr daran interessiert, von Euch und Euren amerikanischen Informatoren eine möglichst eingehende Beurteilung der neuen Lage zu erhalten.
- 1
- E 2200.36(-)1976/154/99.↩
- 2
- Vgl. DDS, Bd. 22, Dok. 178, dodis.ch/18884.↩
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