Langue: allemand
2006
Hans Weigel: Niemandsland. Ein autobiographischer Roman. Herausgegeben von Elfriede Ott und Veronika Silberbauer. Amalthea-Verlag, Wien 2006. 283 S
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Im Niemandsland
kmg. 1938 geht Hans Weigel illegal über die Schweizer Grenze. Er hatte in den Jahren davor erfolgreich als Feuilletonist und Autor für Wiener Kleinkunstbühnen gewirkt und nie geglaubt, dass sich Österreich dem Nationalsozialismus als Beute feilbieten werde. Binnen zwei Monaten schreibt er in Zürich einen autobiografischen Roman, der ihm wichtig genug war, dass er ihn in seinem Koffer hatte, als er 1945 nach Wien zurückging, um dessen Veröffentlichung er sich aber niemals bemühen und den er mit den Jahren offenbar vergessen würde. Erst kürzlich im Nachlass entdeckt, gibt «Niemandsland» bemerkenswerte Auskunft über die geistige und politische Entwicklung des damals dreissigjährigen, noch heftig mit der politischen Linken sympathisierenden Autors. Am Werdegang zweier Künstler, die um die Erneuerung der Oper ringen, zeigt Weigel ein farbiges Bild der Jahre von 1933 bis 1938, als Österreich «zwischen Existenz und Untergang» zu wählen hatte und sich der «Anschluss» bereits schleichend vollzog; wütend beklagt er etwa, dass die österreichische Filmindustrie, um den deutschen Markt nicht zu verlieren, schon 1933 «die Rassengesetze der Nationalsozialisten akzeptierte». Politisch und biografisch aufschlussreich, ist «Niemandsland» kein verschollenes Meisterwerk des Exils, aber doch ein Fund, der die Lektüre lohnt.

Hans Weigel: Niemandsland. Ein autobiographischer Roman. Herausgegeben von Elfriede Ott und Veronika Silberbauer. Amalthea-Verlag, Wien 2006. 283 S., Fr. 40.10.


Neue Zürcher Zeitung, 26.5.2007, Ressort Feuilleton
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