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Die Schweiz und die NNSC. Diplomatische Dokumente der Schweiz zur Geschichte der Neutral Nations Supervisory Commission in Korea 1951–1995, vol. 21, doc. 9
volume linkBern 2023
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E5001F#1000/1860#3613* | |
Dossier title | Korea-Kommission, Ueberwachungskommission (1953–1954) | |
File reference archive | 092.1 |
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E5301-03#1981/11#5* | |
Old classification | CH-BAR E 5301-03(-)1981/11 2 | |
Dossier title | Akten betr. Vorbereitung der Aktionen (1952–1953) | |
File reference archive | 851.A.5 |
dodis.ch/66188Der Chef des Personellen der Armee, Oberstdivisionär Gugger, an die Direktion der Eidg. Militärverwaltung des EMD1
Korea-Missionen
Sie haben mich mündlich durch Ihren Direktor, Herr Oberst i. Gst. Bracher und durch Überweisung einer Abschrift des Schreibens von Herrn Bundesrat Petitpierre vom 2.6.19532 über den gegenwärtigen Stand inbezug auf die Korea-Missionen orientiert. Ich nehme davon Kenntnis, dass von Seiten des Eidg. Militärdepartements mein Stellvertreter Major Marguth mit der Weiterführung der Vorbereitungen beauftragt wird, wobei er von einem Vertreter des Eidg. Politischen Departements, Herr Dr. Christiner Raymond unterstützt wird. Als neue Aufgabe wurde die Bereitstellung einer Neutralen Repatriierungskommission übertragen.3 Des weitern ist die Einsetzung einer Koordinationsstelle in Tokio zu prüfen. Wie ich vernommen habe, soll nun als ständiger Vertreter des Eidg. Politischen Departements in der Überwachungskommission ein Legationsrat der Schweizerischen Gesandtschaft in Tokio bezeichnet werden. Dies könnte zur Folge haben, dass eine eigentliche Koordinationsstelle in Tokio überflüssig und bloss eine Verstärkung des Gesandtschaftspersonals notwendig ist. Für die Vorbereitungen in der Schweiz, insbesonders für die Entlastung und Unterstützung meiner Dienststelle wird das Aufgebot eines kleinen Stabes in der Hauptsache aus Teilnehmern der Korea-Mission bestehend, notwendig. Ich bitte Sie, mich dazu zu ermächtigen und die dadurch notwendigen Ausgaben auf das Konto Korea-Missionen zu nehmen.
Die Aufstellung dieser Kommission stösst immer noch auf Schwierigkeiten. Einmal fehlen genügend Stabsoffiziere, die in der Privatwirtschaft nur mit grossen persönlichen Opfern abkömmlich sind. Daher müssen eidgenössische, kantonale und kommunale Verwaltungen ein Einsehen haben und ihre Mitarbeiter für die Teilnahme frei geben. Eine Intervention des Bundesrates in einzelnen Fällen ist besonders notwendig. In Bezug auf Übersetzer und Dolmetscher, die asiatischer Sprachen mächtig sind, wird es trotz vielseitigen Bemühungen nicht möglich sein, die verlangte Anzahl aufzubringen. Dann fehlen noch rund 20 Soldaten (Köche, Mechaniker, Plantons), da in der Öffentlichkeit nicht dafür geworben werden konnte und man bisher nur auf die Zufallsanmeldungen angewiesen war. Diese Woche wird mit den Impfungen für ein weiteres Kontingent begonnen. Diese dauern rund einen Monat. Sobald eine offizielle Einladung zur Teilnahme an die Kommissionen vorliegt, oder der Bundesrat entsprechende Beschlüsse fasst, kann nach meinem Dafürhalten mit einem Pressecommuniqué4 innerhalb kürzester Zeit die Kommissionen ergänzt werden, mit Ausnahme der Dolmetscher.
Die erste Staffel als Vorausabteilung ist bereit; d. h. geimpft, die Uniformen und Ausrüstungsgegenstände angemessen. Sobald ein Entscheid fällt,5 werden die Leute sofort auf Pikett gestellt und die Uniformen und andern Ausrüstungsgegenstände bestellt.6
Die Hälfte des Hauptkontingents ist ebensoweit, der Rest wird es in einem Monat sein.
Ich habe auch für diese in Verbindung mit dem Eidg. Politischen Departement ca. 20 Wehrmänner ausgewählt, die allenfalls als Reserve für die Überwachungskommission in Frage kommen und diese Woche geimpft werden. Da aber über die Organisation dieser Kommission noch nichts genaueres bekannt ist, kann im gegenwärtigen Moment nicht viel anderes unternommen werden. Als Begleiter der kommunistischen Kommissare sollten diese Delegationsmitglieder über Kenntnisse der koreanischen und chinesischen Sprache verfügen. Hier scheint mir, da uns diese Leute fehlen, der springende Punkt zu sein. Sanitäts- und Verwaltungspersonal dürfte leicht aufzutreiben sein. Auch für diese Kommissionen könnte im gegebenen Moment ein Pressecommuniqué über den Bedarf der entsprechenden Funktionäre nützlich sein.
Zu den im Schreiben von Herrn Bundesrat Petitpierre aufgeworfenen Fragen, die meines Erachtens die wesentlichsten Punkte enthalten,7 möchte ich noch folgendes aufwerfen:
Einmal sind die genauen Aufgaben der Repatriierungskommission zu erfragen. Die Beantwortung derselben wird die Frage der Bekleidung lösen. Ich glaube dass es zweckmässig wäre, alle Teilnehmer mit der schweizerischen Uniform auszurüsten und sie mit einer leichten Waffe als Selbstschutz zu versehen. Die weitere Ausrüstung könnte derjenigen der Überwachungskommission angepasst werden. Die gleiche Bekleidung für beide Kommissionen würde einen allfälligen Austausch der Delegierten erleichtern. Auch die Frage der finanziellen Leistungen von Seiten der kriegführenden Parteien ist näher zu prüfen. Inbezug auf Teilnehmer mit Kenntnissen der orientalischen Sprachen wäre durch die Schweizerischen Gesandtschaften abzuklären, ob sich nicht Schweizer, welche sich bereits in China oder Japan befinden, dafür melden könnten.
Im übrigen sollte das Eidg. Politische Departement in Erfahrung bringen, innert welcher Zeit nach Abschluss eines Waffenstillstandes die übrigen drei neutralen Länder ihre Kommissionen starten können.8
- 1
- CH-BAR#E5001F#1000/1860#3613* (092.1). Diese an die Direktion der Eidg. Militärverwaltung des EMD gerichtete Notiz wurde vom Chef des Personellen der Armee, Oberstdivisionär Ivo Gugger, verfasst und unterzeichnet. Die Notiz wurde vom Chef des Personaldiensts des EMD, Hans Rudolf Kurz, und vom stv. Chef des Personellen der Armee, Major Mario Marguth, visiert.↩
- 2
- Vgl. das Schreiben des Vorstehers des EPD, Bundesrat Max Petitpierre, an den Vorsteher des EMD, Bundesrat Karl Kobelt, vom 2. Juni 1953, dodis.ch/66578.↩
- 3
- Zur Neutralen Heimschaffungskommission für Kriegsgefangene in Korea (NNRC) vgl. die thematische Zusammenstellung dodis.ch/T2524.↩
- 4
- Vgl. die Mitteilung des EMD vom 13. Juni 1953, dodis.ch/66745.↩
- 5
- Der Bundesrat beschloss in seiner Sitzung vom 13. Juni 1953 die definitive Teilnahme der Schweiz an den beiden neutralen Kommissionen in Korea, vgl. QdD 21, Dok. 10, dodis.ch/49708.↩
- 6
- Handschriftliche Anmerkung von Oberstdivisionär Gugger: Wird gemäss mündl. erteiltem Auftrag des Herrn Dep. Chefs. bereits heute nachm. erfolgen.↩
- 7
- Vgl. Anm. 2.↩
- 8
- Handschriftliche Marginalie von Bundesrat Kobelt in stenografischer Schrift: DMV: [Schreib] an EPD, ob durch unsere [Gesandtschaften] im Fernen Osten allenfalls Schweizer die die chinesische Sprache beherrschen für die [Repatriierungskommission] geworben werden könnten. Der stv. Direktor der Eidg. Militärverwaltung, Oberst Albert Meyer, kam am 12. Juni 1953 dieser Aufforderung nach vgl. dodis.ch/66917. Die Antwort des EPD vom 18. Juni 1953 fiel negativ aus: «Nous sommes au regret de vous faire savoir que nos agents qui ont séjourné en Extrême-Orient, s’ils ont parfois quelques connaissances du chinois, celles-ci se limitent à certaines formules d’usage courant et ne sont par conséquent pas suffisantes pour remplir la mission que vous envisagez», CH-BAR#E5301-03#1981/11#107* (851.H.09).↩
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Neutral Nations Supervisory Commission (NNSC)
Neutral Nations Repatriation Commission (NNRC)