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Le Vice-président du « Vorort» de l’Union suisse du Commerce et de l’Industrie, E. Wetter, au Chef du Département politique, G. Motta1

Wenn wir richtig orientiert sind, findet nächstens2 unter dem Vorsitz Ihres Departementes eine Aussprache mit den Redaktionen schweizerischer Zeitungen statt, wobei hauptsächlich die Haltung der schweizerischen Presse gegenüber dem Ausland und im speziellen gegenüber den Diktaturstaaten zur Sprache kommen soll.

Wir begrüssen diese Massnahme sehr. Es spielt ja keine Rolle, ob uns Schweizern heute das eine oder andere Staatssystem sympathisch oder nicht sympathisch ist. Wir haben uns nicht in die internen Verhältnisse der fremden Staaten einzumischen, genau wie wir auch eine Einmischung des Auslandes bei uns jederzeit abgelehnt haben. Wenn aber je eine ungehemmte Kritik ausländischer Verhältnisse gefährlich war, so doch heute in dieser politisch so bewegten und unsicheren Zeit. Da ist es Pflicht der schweizerischen Öffentlichkeit, die durch unsere Presse in erster Linie repräsentiert wird, Mass zu halten in der Beurteilung fremder Einrichtungen und Staatsideologien.

Aber neben den allgemeinen staatspolitischen Erwägungen spielen speziell für einen kleinen Staat, wie wir es sind, der so sehr vom Auslandabsatz abhängig ist, auch wirtschaftliche Erwägungen eine Rolle. Wir haben heute einen grossen Export nach Italien und nach Deutschland. Speziell die Verhältnisse mit Deutschland werden durch die Angliederung Österreichs auch für die Schweiz vorläufig sehr unübersichtlich und erheischen schwere Verhandlungen. Für solche Verhandlungen darf nicht eine Atmosphäre geschaffen werden, die eine rein sachliche Lösung erschwert oder gar verunmöglicht. Aus solchen Gründen, einmal mehr staatspolitischen, dann aber auch wirtschaftspolitischen, ist die schweizerische Wirtschaft beunruhigt über die teilweise hemmungslose, teilweise wenigstens unvorsichtige Kritik speziell deutscher Verhältnisse durch die schweizerische Presse. Man kann auf diese Weise wohl gut wirtschaftliche Beziehungen zerschlagen, aber niemand wird dann der schweizerischen Exportindustrie für verlorene Absatzgebiete Ersatz und der schweizerischen Bevölkerung Arbeit verschaffen. Am allerwenigsten die Kreise, die an diesen ungünstigen Auswirkungen Schuld tragen.

Der Vorort hat deshalb in seiner Sitzung vom 8. April beschlossen, in vorstehendem Sinne bei Ihnen vorstellig zu werden und Sie zu bitten, bei Ihren Besprechungen die Vertreter der Presse auch auf diese bedeutenden wirtschaftlichen Gefahren aufmerksam zu machen, die eine ungehemmte Schreibweise für die Schweiz zur Folge haben kann3.