dodis.ch/46437 Le Chef du Département politique, G. Motta, au Président de la Société Suisse d’Editeurs de Journaux, E. Rietmann1

Wie Ihnen bekannt, sind in letzter Zeit seitens ausländischer Vertretungen nicht unbegründete diplomatische Vorstellungen erhoben worden wegen unfreundlicher Schreibweise gewisser Schweizer Zeitungen. Um solchen Zwischenfällen zu begegnen, wurde seinerzeit die konsultative Pressekommission geschaffen, aber leider muss man feststellen, dass sich diese Instanz auf die Beanstandung von nur äusserst krassen Fällen beschränkt und dass selbst den diesbezüglichen Verwarnungen nur ungenügend Beachtung geschenkt wird. Auch der Presse-Konflikt mit Deutschland dauert an, und, wie Sie wohl wissen, haben die Besprechungen des Vereins der Schweizer Presse mit deutschen Kollegen zu keinem Ergebnis geführt. Während gewisse Kreise sich über diese Presse-Fehde geradezu erfreut zeigen, wird sich der Einsichtige nicht der Auffassung verschliessen, dass dieser Zustand eine schwere Belastung der aussenpolitischen Beziehungen unseres Landes bedeutet.

Einer meiner Kollegen hat mir nun empfohlen2, dass ich mit Ihnen als dem Präsidenten des Schweizerischen Verleger-Vereins Fühlung nehmen möchte, um die in Betracht kommenden Kreise auf die Gefährdung der Landesinteressen hinzuweisen, wenn selbst die ernst zu nehmende Presse sich in der Beurteilung ausserschweizerischer Verhältnisse nicht grössere Zurückhaltung auferlegt.

Ich würde es daher lebhaft begrüssen, wenn ich Gelegenheit hätte, diese Fragen mit Ihnen besprechen zu können3.