Darin: Notiz von E. Diez an P.R. Jolles vom 2.3.1978 (Beilage).
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Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 27, doc. 124
volume linkZürich/Locarno/Genève 2022
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E7110#1989/32#898* | |
Old classification | CH-BAR Liechtenstein | |
Dossier title | Handelsbeziehungen (1978–1978) | |
File reference archive | 870 • Additional component: Liechtenstein |
dodis.ch/52253Notiz der Direktion für Völkerrecht des Politischen Departements1
Beziehungen Schweiz – Liechtenstein
Der Bericht des Bundesrates an die Bundesversammlung über die Beziehungen zum Fürstentum Liechtenstein vom 21. Dezember 19732 (BBl 1974 I 161) trifft im wesentlichen noch heute zu (Herr Bundesrat Honegger gehörte seinerzeit der vorberatenden ständerätlichen Kommission an).
Am 9. Januar 1978 ist ein neuer PTT-Vertrag3 unterzeichnet worden. Die Botschaft4 betreffend die Genehmigung ist vom Bundesrat am 27. Februar 19785 verabschiedet worden. Der Vertrag bringt eine bessere Abgeltung der von den PTT-Betrieben für Liechtenstein erbrachten Leistungen. Die Radio- und Fernsehhoheit Liechtensteins wird ausdrücklich anerkannt. Jedoch wären von einem liechtensteinischen Sender die gleichen Einschränkungen bezüglich Radio- und Fernsehreklame zu beachten, die in der Schweiz gelten6.
Liechtenstein hat ein Gesuch um Beitritt zum Europarat gestellt. Die Kandidatur stösst auf den Widerstand gewisser Staaten7. In den letzten Wochen sind die Aussichten allerdings etwas besser geworden. Der Ausgang lässt sich aber nicht voraussagen.
Verhandlungen werden gegenwärtig über ein Währungsabkommen geführt8. Obwohl der Schweizerfranken die gesetzliche Währung Liechtensteins ist, bestehen keine staatsvertraglichen Vereinbarungen. Als die Schweiz in den Sechzigerjahren und dann wieder 1972 Massnahmen zum Schutz der Währung ergriff9, wurde Liechtenstein als Ausland behandelt. In nachträglichen Notenwechseln, von denen derjenige von 1973 noch gilt10, wurde dann Liechtenstein von den Massnahmen ausgenommen, nachdem es autonom die gleichen Verordnungen wie die Schweiz traf. Auch bei den jüngsten Massnahmen des Bundesrates vom 22. und 27. Februar 197811 hat Liechtenstein nachgezogen und entsprechende Verordnungen erlassen.
Die laufenden Verhandlungen sollen eine dauerhafte Grundlage für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Währung schaffen. Der von der Nationalbank gewünschte Automatismus für die Anwendung schweizerischer Massnahmen in Liechtenstein12 wird aus politischen Gründen – zu starke Einschränkung der Souveränität – nicht akzeptiert. Vorgesehen ist nun, dass die liechtensteinische Regierung jeweils aufgrund vertraulicher Vororientierung durch die zuständigen schweizerischen Stellen autonom die gleichen Vorschriften wie die Schweiz erlassen wird. Der Nationalbank müssen indes die erforderlichen Kontrollbefugnisse eingeräumt werden (Revisionen durch anerkannte Revisionsgesellschaften).
Im Rahmen der Verhandlungen werden auch Probleme des Gesellschaftsrechts besprochen, die für die Währungsfragen von Bedeutung sind. Konkret geht es um eine Revision des liechtensteinischen Gesellschaftsrechts mit dem Ziel einer besseren Bekämpfung der Missbräuche13. Die liechtensteinische Regierung hatte bereits vor Aufnahme der Verhandlungen entsprechende Vorschläge vorgelegt. Es bleibt abzuwarten, wie die am 30. März ihr Amt antretende neue Regierung und der neugewählte Landtag die Vorschläge weiterbearbeiten. Die Fortsetzung der Währungsverhandlungen sollen im Frühling 1978 weitergeführt werden14.
- 1
- Notiz: CH-BAR#E7110#1989/32#898* (820). Übermittelt von E. Diez an die Handelsabteilung des Volkswirtschaftsdepartements: Unter Bezugnahme auf den telephonischen Anruf von Herrn Lusser vom 1. März 1978 übersenden wir Ihnen im Hinblick auf den Besuch des liechtensteinischen Botschafters [H. von Liechtenstein] bei Herrn Bundesrat Honegger eine Notiz über den Stand der Beziehungen mit Liechtenstein.↩
- 2
- Bericht des Bundesrates an die Bundesversammlung über die Beziehungen zum Fürstentum Liechtenstein vom 21. Dezember 1973, BBl, 1974, I, S. 161–189. Zu den Beziehungen vgl. ferner DDS, Bd. 25, Dok. 41, dodis.ch/35522; die Rede von P. Graber vom 7. Oktober 1976, dodis.ch/52728; das BR-Prot. Nr. 2007 vom 28. November 1977, dodis.ch/52742 sowie die Notiz der Direktion für Völkerrecht des Politischen Departements vom 1. Dezember 1978, dodis.ch/52733.↩
- 3
- Vertrag zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Fürstentum Liechtenstein über die Besorgung der Post- und Fernmeldedienste im Fürstentum Liechtenstein durch die Schweizerischen Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe vom 9. Januar 1978, AS, 1979, II, S. 13–40.↩
- 4
- Botschaft betreffend den Vertag mit Liechtenstein über die Besorgung der PTT-Dienste vom 27. Februar 1978, BBI, 1978, I, S. 981–990.↩
- 5
- BR-Prot. Nr. 1771 vom 27. Februar 1978, CH-BAR#E1004.1#1000/9#861*.↩
- 6
- Zu den Verhandlungen über die Ausarbeitung des Vertrags vgl. BR-Prot Nr. 2173 vom 21. Dezember 1977, dodis.ch/52745 sowie die Notiz von B. Dubois vom 8. Mai 1978, dodis.ch/52746.↩
- 7
- Vgl. dazu die Notizen von E. Diez vom 24. März 1976, dodis.ch/52152 und vom 8. Juli 1977, dodis.ch/52727.↩
- 8
- Vgl. dazu das BR-Prot. Nr. 1198 vom 7. Juli 1976, dodis.ch/52734; die Notiz von E. Diez vom 14. Juni 1977, dodis.ch/52735; die Notiz von K. Hauri an G.-A. Chevallaz vom 15. Juni 1977, dodis.ch/52736; die Notiz von E. Diez vom 21. Juni 1977, dodis.ch/52737; das Protokoll von J. Borel und E. Diez vom 12. Juli 1977, dodis.ch/52740; die Notiz von E. Diez an P. Graber vom 11. November 1977, dodis.ch/52738; die Notiz von J. Borel vom 16. Januar 1978, dodis.ch/52739 sowie die Publikation von F. Leutwiler von 1978, dodis.ch/52744.↩
- 9
- Vgl. dazu DDS, Bd. 26, Dok. 36, dodis.ch/37657.↩
- 10
- Note der Botschaft des Fürstentums Liechtenstein an das Politische Departement vom 15. Mai 1973 sowie Note des Politischen Departements an die Botschaft des Fürstentums Liechtenstein vom 19. Juli 1973, CH-BAR#E2001E-01#1987/78#3941* (B.14.21.02.72).↩
- 11
- Vgl. dazu DDS, Band 27, Dok. 127, dodis.ch/49898, Punkt 1; das BR-Prot. Nr. 312 vom 22. Februar 1978, dodis.ch/50166 sowie das BR-Prot. Nr. 372 vom 27. Februar 1978, dodis.ch/50167. Allgemein für die 1978 ergriffenen Massnahmen vgl. DDS, Bd. 27, Dok. 175, dodis.ch/50145.↩
- 12
- Vgl. dazu das Protokoll Nr. 315 des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank vom 27. April 1977, dodis.ch/49350 sowie das Protokoll Nr. 503 des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank vom 7. Juli 1977, dodis.ch/49352.↩
- 13
- Vgl. dazu das Protokoll von J. Borel und E. Diez vom 7. Juli 1977, dodis.ch/52740; das BR-Prot. Nr. 1486 vom 14. September 1977, dodis.ch/52741 sowie das BR-Prot. Nr. 2007 vom 28. November 1977, dodis.ch/52742.↩
- 14
- Zum weiteren Verlauf der Verhandlungen vgl. Doss. CH-BAR#E2001-01#1988/16#4342* (B.14.21.02.72). Der Vertragsabschluss erfolgte 1980. Vgl. den Währungsvertrag zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Fürstentum Liechtenstein (mit Anlage und Briefwechsel) vom 19. Juni 1980, AS, 1981, S. 1709–1724.↩
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Liechtenstein (Politics) Monetary issues / National Bank