Language: ns
18.6.1931-22.12.1931
UBS AG Zürich. 1200000003340. Protokolle der Kredit-Kommission.
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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[Bestand besteht aus wenigen Blättern, welche Auszüge aus den Protokollen der Kredit-Kommission/Verwaltungsrat betreffend Deutschland-Engagement enthalten. Folgende Zitate betreffen Einträge zur deutschen Finanzkrise. (Vgl. dodis.ch/26403 für Angaben zum Deutschland-Engagement vor 1930]

Kredit-Kommission, 18.6.1931


"Engagements in Deutschland

Nach Erledigung der Traktanden erstattet Herr Präsident Dr. O. von Waldkirch Bericht über die in der Sitzung des Ausschusses der Schweizerischen Nationalbank vom 17. Juni a.c. stattgehabte Besprechung der Situation & der Sanierung der Österreichuischen Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe und der dadurch geschaffenen allgemeinen Lage in Österreich. Anschliessend wird auch die gefährdete wirtschaftliche Lage Deutschlands besprochen.
Nach gewalteter Diskussion beschliesst die Kredit-Kommission im Hinbliock auf die herrschende Unsicherheit alle zu Verfall kommenden deutschen Engagements vorläufig ablaufen zu lassen, die bestehenden Kredite nach Möglichkeit abzubauen und von neuen Kreditgewährungen nach Deutschland einstweilen abzusehen, immerhin in der Meinung, dass besonders interessante Geschäfte den Behörden vorgelegt werden sollen. Dieser Beschluss wird den abwesenden Mitgliedern der Kredit-Kommission zur Kenntniss gebracht". [...].

Kredit-Kommission, 30.6.1931


Engagements in Deutschland

Herr Präsident Dr. O. von Waldkirch verweist auf den in der Sitzung der Kredit-Kommission vom 18. Dies gefassten Beschlusses bezüglich Reduzierung unserer gegenwärtigen Engagements in Deutschland und Kenntnisgabe dieses Beschlusses an die abwesenden Mitglieder der Kredit-Kommission, Herren M. Müller-Koller und H. Steinfels und teilt gleichzeitig mit, dass die Engagements bereits eine erhebliche Ermässigung erfahren haben.
Herr Vize-Präsident E. Appenzeller begründet eingehend den gefassten Beschluss und verhelt die Schwierigkeit nicht, die zurückgezogenen Gelder anderswo lukrativ unterzubringen, wodurch das Jahresresultat ungünstig beeinflusst werden dürfe. Wie sich das inzwischen erfolgte Stundungsangebot Hoovers auswirken wird ist noch nicht abzusehen, immerhin erscheint es angezeigt, vorderhand am gefassten Beschluss festzuhalten".

Verwaltungsrat, 9.7.1931


[...]" Herr Direktor Wolfensperger verliest hierauf die Liste unserer derzeitigen Engagements, welche sich auf den Totalbetrag von Fr. 298'086'000.- stellen, gegenüber dem höchsten Stande in diesem Jahre von Fr. 388'808'000 Ende April. Die Sorge wegen der weiteren Entwicklung der Lage in deutscland hat uns veranlasst, eine Reduktion der als zu hoch betrachteten Engagements in die Wege zu leuten. Die Engagements sind in normalen Zeiten eingegangen worden und dürften auf denselben, im einzelnen betrachtet, weniger Verluste zu befürchten sein, als Immobilisationen. Es werden bis Ende des Monats noch weitere Beträge eingehe und unsere jetzt schon hohen liquiden Mittel noch weiter verstärken". [...]"In der weiteren Diskussion wird hervorgehoben, dass wir durch den Abbau die kurzfristigen Engagements reduziert und unsere Liquidität stark erhöht haben, wodurch ein gefährliches Moment ausgeschaltet worden ist und wir allen Eventualitäten ruhig ins Auge blicken können. Es wird im ferneren betont, dass das Deutsche Reich nicht zu Grunde gehen werde, dass aber ohne den Vorschlag Hoovers eine wirtschaftliche Katastrophe hätte eintreten können. Die getroffenen Massnahmen werden einstimmig gutgeheissen.
In seinem Schlusswort hebt Herr Präsident Dr. O. von Waldkirch hervor, dass im Inlange nur eine geringere Anlagemöglichkeit für unsere disponiblen Gelder bestanden habe und wir uns deshalb in einer Zwangslage befanden, dieselben im Auslande anzulegen, wobei wir wohl für unsere Verhältnisse etwas zu weit gegangen sein mögen".

Kredit-Kommission, 5.8.1931


Das Direktorium erstattet Bericht über die verschiedenen im Schosse der Zürcher Kreditinstitute stattgehabten Besprechungen wobei einheitliche Bestimmungen über die Verfügbarkeit von Sicht- und Terminguthaben sowie von Wertschriftendepots deutscher Kunden, über die Überträge von Depots und Konti deutscher Kunden auf Schweizer Personen, Notensendungen nach Deutschland, Eröffnung neuer Konti, erneuerung von fälligen Akzepten etc. festgesetzt wurden. Gleichzeitig wurden einheitliche Zins- und Kommissionsbesdingungen für die fälligen nicht abgedeckten Tratten und Leihdevisen sowie für die Debitoren in Mittel- und Osteuropa vereinbart. [Deutsche Banken schlagen Stillhaltevereinbarungen vor. EIBA ist dagegen und beginnt mit dem Abbau]

Kredit-Kommission, 10.8.1931


[Totalbetrag des Deutschland-Engagements habe eine kleine Reduktion erfahren (ungenannt).]"Durch die Einlösung von Akzepten für Rechnung deutscher Banken sind unsere disponiblen Mittel in Anspruch genommen worden, wodurch jedoch die Liquidität unserer Bank nicht beeinflusst wird, da ein paralleler Rückgang unserer kurzfristigen Verbindlichkeiten damit einherging".

Kredit-Kommission, 13.8.1931


[Zahlungseinstellung der Danat-Bank Gegenstand der Diskussion] "Auf eine Anfrage aus der Mitte des Rates erwidert das Direktorium das kein Anlass zu besonderen Besorgnissen wegen der Solvabilität unserer deutschen Schuldner im einzelnen vorliege, dass man jedoch nicht wissen könne, was die Zukunft mit den vielen ungelösten Fragen bringen werde. Die Gefahr einer neuen Markinflation schein nach Annahme des Direktoriums nicht zu drohen, da alle bis jetzt in Deutschland ergriffenen Massnahmen zur Bekämpfung der Krisis auf Deflation hinausgehen",

Kredit-Kommission, 27.10.1931


[Kopiert]

Verwaltungsrat, 12.12.1931


Herr Wolfensperger teilt mit, dass seit der letzten Berichterstattung unserer deutschen Engagements einen langsamen Abbau erfahren haben. Deren Totalbetrag von
Fr. 224'240'000.- per 31.12.1931 hat sich bis Ende November 1932 auf
Fr. 206'873'000.- ermässigt. Davon unterliegen
Fr. 109'890'000.- dem deutschen Kreditabkommen von 1932, und
Fr. 5'731'000.- dem Kommunalabkommen. Es darf gesagt werden, dass unsere deutschen Engagements von der Krisis kaum in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Diejenigen Vorschüsse, die einen Zweifel an die Bonität des Schuldners offen lassen, haben wir der Deutschen Golddiskontbank zur Garantie angemeldet. Was unsere Umlegungen von Stillhaltegelndern in langfristige Kredite anbetrifft, so beläuft sich deren Betrag auf FR. 10'750'000.-, wobei wir glauben in allen Fällem eine Verbesserung der Sicherheit des Schuldners zu haben.
Aus den Nachrichten aus Deutschland kann geschlossen werden, dass sich die Lage daselbst stetig bessert. Auch ist zu bemerken, dass die Wertbeständigkeit der Reichsmark nicht mehr diskutiert wird und als gesichert betrachtet wird".

Verwaltungsrat, 22.12.1931


Herr Schaer teilt uns mit, dass der Totalbetrag unserer detschen Engagements von Fr. 238'000'000.- keine Änderung erfahren hat. Hievon unterliegen gewährte Vorschüsse und Akzept-Kredite von Fr. 110'500'000.- dem bis 1.3.1932 abgeschlossenen Stillhalteabkommen. Gegenwärtig finden in Berlin Verhandlungen wegen dessen Verlängerung statt, an denen wie bereits erwähnt, Herr Wolfensperger als Delegierter teilnimmt. Als günstiges Moment wird hervorgehoben, dass bisher die Zinsen auf diesen Engagements regelmässig eingegangen sind".
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