Language: ns
7.8.1923-2.12.1930
UBS AG Basel. 720/725. Verwaltungsratsprotokolle der Basler Handelsbank/Direktionsprotokolle der Basler Handelsbank.
[Geschäfte der BHB über ihre Finanzgesellschaften (Verwaltungs-Aktiengesellschaft Birsfelden, Kredit- und Industriebank AG, Glarus)sowie Treuhandgeschäfte für den Stinnes Konzern]
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
________________________

[Geschäfte der BHB über ihre Finanzgesellschaften (Verwaltungs-Aktiengesellschaft Birsfelden, Kredit- und Industriebank AG, Glarus)sowie Treuhandgeschäfte für den Stinnes Konzern]


UBS Archiv Basel. 725. Protokolle der Direktion der BHB. 7.8.1923.

"Treuhandgeschäft Tellus AG, Frankfurt a./M. Herr Fritz Sondheimer, Vorstand der Tellus Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenindustrie, Frankfurt a.M: hat bei uns vorgesprochen und uns angefragt, ob wir bereit wären, von der Tellus einen grösseren Posten Aktien verschiedener Gesellschaften zu übernehmen, in der Meinung, dass die Gesellschaft sich uns gegenüber zu verpflichten hätte, die Aktien auf erste Aufforderung hin von uns wieder zurückzukaufen. Der Kaufpreis würde hiebei auf Sperrkonto gutgeschrieben; es soll sich um Aktien von ca. 15 prosperierenden Gesellschaften handeln, welche einen Gegenwert von mindestens 600 Milliarden Mark repräsentieren.
Die Direktion beschliesst grundsätzlich, mit der Tellus in Verhandlungen betreffend Abschluss des Geschäftes, welches eine gute Kommission erhoffen lässt, einzutreten, in der Meinung, dass aber das Geschäft nicht direkt auf den Namen der Basler Handelsbank gemacht, sondern der Industriebank zugewiesen werde, wobei an eine hälftige Teilung der Kommission gedacht wird. Diese Lösung hätte einesteils den Vorteil, den Manen der Handelsbank nach aussen hin nicht in Erscheinung treten zu lassen, ihr aber trotzdem eine wahrscheinlicherweise beträchtliche Kommission zu verschaffen und andererseits der Industriebank eine Einnahmequelle zu verschaffen, welche ihr in Anbetracht ihrer nicht gerade glänzenden Betriebsrechnung wohl sehr zu statten käme." [...]Reichsbank Direktorium Berlin. Herr Dr. Mannheimer, Inhaber der Firma Mendelssohn & Co., Berlin und Amsterdam frägt uns an, ob wir bereit wären, der Reichsbank für die Zeit vom 31. August bis 31. Oktober einen grösseren Betrag in Schweizerfranken zur Verfügung zu stellen gegen Markdepot bei der Firma Mendelssohn & Co. mit 10% Marge. Da wir inzwischen erfahren Haben, dass die Reichsbank versucht, von der Basler Bankengruppe (Basler Kantonalbank) für den durch sie zu Gunsten der Hypothekenbank in Basel verbürgten, am 15.1.1922 fällig werdenden Valutakredit von Fr. 13'000'000.- an die Deutsche Bank, bei vorzeitiger Rückzahlung einen teilweisen Kapitalerlass (15-20%) zu erlangen, wird beschlossen, vorerst das Resultat einer dieser Tage bei der Basler Kantonalbank in der Anglegenheit stattfindenden Besprechung abzuwarten, bevor wir Herrn Dr. Mannheimer bzw. der Reichsbank eine definitive Antwort geben".


UBS Archiv Basel. 725. Protokolle der Direktion der BHB. 7.12.1923.

"Herr Dr. Brunner von der Fundus AG, die die Geschäfte der Stinnesgruppe in der Schweiz vorwiegend besorgt, ist angesichts der Wiederaufnahme der Arbeit im Ruhrgebiet an den Sitz Zürich gelangt, um über folgende Geschäfte zu verhandeln:
1) Verkauf von ca. 8 Millionen Franz. Franken per Monat auf Termin (1-2 Monate) aus Auftrag der Fundus AG oder erstklassiger Stinnesunternehmungen.. Die Beträge bilden den Gegenwert der effektiven Warentransaktionen.
2) Vorbezüge bis zu 50% des Gegenwertes obiger Devisengeschäfte gegen Deckung durch erstklassige Akzepte Stinnesscher Grossfirmen eventuell mit deutschem Grossbankgiro, bzw. Diskontierung dieser Akzepte.
Die Direktion ist einstimmig damit einverstanden, den Sitz Zürich zum Eintreten in Verhandlungen zu ermächtigen und den Abschluss derselben zu befürworten in folgenden Grenzen:
Totalengagement maximum 10 Millionen franz. Franken. Das Produkt der Terminverkäufe bleibt bis zum Eingang des Gegenwertes gesperrt soweit nicht Vorbezüge bis zu 50% stattfinden" [...]


UBS Archiv Basel. 725. Protokolle der Direktion der BHB. 17.10.1924.

"Fundus AG, Zug. Kredit von Ffrs. 5'000'000.- oder Gegenwert in Schweizerfranken, gegen erste deutsche Industrie-Accepte in ungefähr doppelten Betrage des beanspruchten Kredites. Nachdem Herr Präsident R.A. Koechlin-Hoffmann in der letzten Verwaltungsrats-Sitzung diesen Kredit erwähnt hat, wird derselbe einer neuen Besprechung und Prüfung unterzogen. Die hierüber gewaltete Diskussion führt zum Beschluss den Kredit in bisheriger Art und Höhe vorläufig weiter bestehen zu lassen und die Entwicklung der Verhältnisse in Deutschland, die sich nach dem Erfolg der deutschen Anleihe günstiger gestalten fürften, abzuwarten, um die Angelegenheit in einem späteren Zeitpunkt wieder zu besprechen. Dieser Kredit ist derzeit für den Gegenwert von ca. Schw. Fr. 1'000'000.- benützt" [...]


UBS Archiv Basel. 720. Protokolle des Verwaltungsrates der BHB. 12.6.1925.

[Hugo Stinnes Konzern] "Herr Dr. Edmund Stinnes, ältester Sohn des Grossindustriellen Hugo Stinnes, ist aus der Firma Hugo Stinnes GmbH in Mülheim ausgeschieden. Die Firma Hugo Stinnes, deren Besitzerin nach wie vor ausschliesslich Frau Claire Stinnes-Wagenknecht ist, wird jetzt in deren Auftrag einheitlich geleitet von Hugo Stinnes jr., zweiten Sohn des Gründers der Firma, des Hugo Stinnes.
Infolge der grossen Engagements und der verzweigten Geschäfte der Firma, welche mit zu grossen Krediten auf kürzere Termine arbeitete, sah sich die Deutsche Reichsbank genötigt, die hauptsächlichsten deutschen Grossbanken zusammenzuberufen, um einen ruhigen Abbau der Stinnes Engagements zu ermöglichen. Die Banken sollen sich bereit erklärt haben, grössere Summen zur Verfügung zu stellen, um vorzugsweise die Schulden des Stinnes Konzern im Ausland abzudecken [Der Sitz Zürich hat Engagements bei der Fundus AG Zug einen Kredit von 1240'000 Fr. gegen 2 Millionen Franken Depot, sowie einen weiteren Kredit von 1 Million Fr.]


UBS Archiv Basel. 725. Protokolle des Verwaltungsrates der BHB. 30.8.1927.

[Verwaltungs-Aktiengesellschaft] "Herr Direktor Haller von Siemens & Halske hat die Frage aufgeworfen, ob die Basler Handelsbank bereit wäre Aktienpakete in erheblichen Beträgen vom Siemens-Konzern zu Eigentum zu übernehmen, mit dem recht der Rückgabe an Siemens durch die Basler Handelsbank und dem recht von Siemens auf Rückforderung. In Frage kommen sollen vorerst für Mk 25'000'000.- Wertpapiere. Die Wertpapiere hätten voraussichtlich für längere Zeit auf der Bank zu liegen. Der Sitz Zürich ist ermächtigt worden, dem Siemens Konzern Offerte für die Übernahme zu stellen, indessen derart, dass als Übernehmer der Wertpapiere nicht die Basler Handelsbank vorgeschlagen wird, sondern die Verwaltungs-Aktiengesellschaft. Der Grund zu dieser Massnahme liegt darin, dass vermieden werden soll, in der Bilanz der Basler Handelsbank das Wertpapierkonto um den Gegenwert von Mk 25'000'000,. Zu erhöhen. Bei der Verwaltungs-Aktiengesellschaft entfällt somit die Publikation der Bilanz im Schweizerischen Handelsamtsblatt als auch die Publikation des Jahresberichtes, sodass die Übernahme der Papiere in fiduziarische Verwaltung keine Schwierigkeiten macht".


UBS Archiv Basel. 720. Protokolle des Verwaltungsrates der BHB. 1.10.1929.

[Rekonstruktion der Bank für Bahn und Industriewerte. Änderung in den Namen "Kredit und Industriebank", Glarus. BHB wird alleinige Aktionäre der fortan als "Industriebank" aufgeführten Gesellschaft mit einem Aktienkapital von 2 Millionen Fr.] "Mit der Durchführung der Operation sichert sich die Basler Handelsbank ein Instrument, welches ihr gestattet
1. langfristige Operationen zu tätigen
2. Beteiligungen zu übernehmen und Kredite zu gewähren, welche wegen ihrer etwas riskanteren Natur und besonderen territorialen Lage besser nicht direkt übernommen bezw. Gewährt werden.
Der Verwaltungsrat nimmt von dem Rekonstruktionsplan zustimmend Kenntnis sowie davon, dass der Basler Handelsbank aus der Operation unter Umständen eine indirekte Belastung von Fr. 800'000.- bis Fr. 900'000.- erwachsen kann, indem die von der Industriebank erzielten Gewinne vorerst zu einer weiteren Herabsetzung der Bilanzposten "Neutral und Politisch" [?] verwendet werden müssen".


UBS Archiv Basel. 720. Protokolle des Verwaltungsrates der BHB. 2.12.1930.

[Gründung der Montan Union AG, Basel] "Unter Führung der Basler Handelsbank ist am 19.11.1930 eine Holdinggesellschaft gegründet worden, mit einem autorisierten Aktienkapital von Fr. 10'000'000.-, von welchem vorerst Fr. 5'000'000.- zur Begebung gelangt sind. Zweck der Gesellschaft ist die dauernde Beteiligung an Unternehmungen der Montan-Industrie und ihr angegliederter oder verwandter Industrien in der Schweiz und im Auslande, sowie die Finanzierung solcher Unternehmungen. Die Gesellschaft wird sich u.a. mit der Förderung und Finanzierung von Kohlenhandels- und Erzinteressen der ihr nahestehenden Unternehmungen befassen. Die Fr. 5'000'000.- sind übernommen worden zu 60% von der Eisen- und Stahlwerk Hoesch Aktiengesellschaft in Dortmund und dem Köln-Neuessener Bergwerksverein in Essen und zu 40% von der Basler Handelsbank.
Die auf die Basler Handelsbank entfallende Aktienbeteiligung von Fr. 2'000'000.- ist von uns intern durch Zession der Kredit und Industriebank überlassen worden. Für die Aktien ist eine 7%ige Dividende in Aussicht genommen, wird dieselbe nicht beschlossen und ausgeschüttet, so ist die Kredit und Industriesbank berechtigt, vond er Hoesch-Gruppe die Rücknahme der Aktien zum Übernahmekurs plus 7%ige Stückzinsen zu verlangen.
Dem Verwaltungsrat der Gesellschaft gehören an die Herren Dr. Max Brugger, Mitglied der Central-Direktion unserer Bank, Präsident, D. Ing. H. Jucho. Präsident der Industrie- und Handelskammer, Dortmund, Vizepräsident; Dr. Alfred Böckli, Direktion unseres Instituts, Dr. A. Meuli, Nationalrat,; Generaldirektor Dr. Ing. a.h. Winkhaus, Essen (Hoesch/Köln-Neuessen), Kontrollstelle ist die Allgemeine Treuhand AG in Basel.
Über diese Gesellschaft sollen später Finanzoperationen getätigt werden und zwar zusammen mit der Deutschen Bvank und Disconto-Gesellschaft AG, welche die deutsche Bankverbindung der Eisen- und Stahlwerke Hoesch A.G. und des Köln-Neuessener Bergwerksvereins ist. Im Falle der Kapitalerhöhung ist in Aussicht genommen, weitere schweizerische Banken in die Finanzgesellschaft miteinzubeziehen". [Die oben erwähnten Gesellschaften haben inzwischen fusioniert und heissen "Hoesch-Köln-Neuessen A.G. für Bergbau & Hüttenbetrieb. Die Gesellschaft hat ein Grundkapital von 142,76 Millionen RM ausgewiesen. BHB hat der Montan Union AG bereits einen Kredit von 15 Millionen Fr. bewilligt, die an die Hoeschgruppe weitergegeben worden sind, bisher wurden nur 10.5 Millionen Fr. in Anspruch genommen]
How to cite: Copy

2 repositories