Language: ns
Bankgeheimnis, Paris
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
________________________

UBS Archiv Basel. 720. Verwaltungsratsprotokolle der Basler Handelsbank. 6.4.1926.
[Rücktritt des Vertreters der BHB in Paris, G. Wyder ] "Mit Rücksicht auf den Umstand, dass schon seit einiger Zeit seitens der französischen Behörden die Vertreter auswärtiger Banken unter strengen Beobachtung steghen, so haben wir es eigentlich nicht ungerne gesehen, webb auch vielleicht nur vorübergehend, die Vertretung unserer Bank in der bekannten Rue de Rocher aufzugeben".
UBS Archiv Basel. 720. Verwaltungsratsprotokolle der Basler Handelsbank. 27.12.1927.
Im Rahmen der Revision für das Geschäftsjahr 1927 fertigten Verwaltungsratspräsident Wieland-Zahn und sein Vize Ernst Sarasin einen Bericht über die BHB-Filialen Genf und Zürich an. Der Bericht zu Genf ist besonders interessant. Es handelt sich um den einzigen Bericht über die Filialen der BHB sowie über die Praxis des Passivgeschäftes über den ganzen Untersuchungszeitraum 1920 bis 1945.
"Das Geschäft von Genf besteht in der Hauptsache fast ausschliesslich aus der Verwaltung der Titeldepots der Kunden Filiale Genf. Die Kredite spielen dabei eine untergeordnete Rolle, schon weil diejenigen Banken, welche längere Zeit als die Handelsbank in Genf ansässig sind, das ohnehin reklativ geringe Kreditgeschäft von Genf und Umgebung vorweg genommen haben, und weil naturgemäss die Erinnerung an die in Genf gemachten schlechten Erfahrungen sowohl die Direktion Gemf als auch die Central-Direktion Basle hinsichtlich neuer Kreditgesuche etwas zurückhaltend gemacht hat"..."Hier beim Börsengeschäft auf eigene Rechnung, wie auch beim Kreditgeschäft, lässt sich für die Zukunft, wenigstens mit einiger Sicherheit, keine wesentliche Besserung voraussehen. Dagegen hat das Titelgeschäft sich insofern gut entwickelt, als dieses Jahr die Depots den Betrag von Schw. Fr. 100 Millionen erreichen oder übersteigen werden. Auch die Einnahmen, welche mit diesen Depots verbunden sind, aus An- und Verkauf von Titeln, aus Neuanlage der Gelder an und ausserhalb der Börse, sind an sich erheblich. Wenn gleichwohl die Rendite von Genf, verglichen mit derjenigen der Centrale und von Zürich, relativ gering erscheint, so sind namentlich zwei Tatsachen in Berücksichtigung zu ziehen, welche mit dem Geschäftskreis von Genf wie er heute besteht, untrennbar verbunden sind. Einmal, dass das Titelgeschäft allein nie einen so hohen Gewinn abzuwerfen vermag wie andere Bankgeschäfte, sodann, dass die mit dem Titelgeschäft verbundene Spesen von Genf sehr erhebliche sind, indem das Personal mit Einschluss der Direktion ca. 80 Personen umfasst, Eine Steigerung der Rendite von Genf scheint unter diesen Umständen, d.h. solange nicht auf heute nicht voraussehbare Weise der Geschäftskreis wesentlich erweitert werden kann, namentlich in einer doppelten Richtung gesucht werden zu müssen".
1) In einer möglichst intensiven Bearbeitung des Titelgeschäftes mit Frankreich, auf welches Land ja die weitaus grösste Zahl der Genfer Titeldepots entfällt. Die gegenwärtige Zeit ist insofern keine ungünstige, als die Furcht vor den im Frühjahr 1928 kommenden Wahlen mit der Möglichkeit eines Sturzes des Ministeriums Poincaré und der dadurch befürchteten Baiusse des französischen Frankens die Kapitalflucht in Frankreich aufs Neue angeregt hat."..."Besuche bei Kapitalisten dagegen, die nicht nicht mit der Filiale Genf in Verbindung stehen, unterbleiben, und zwar sowohl mit vollem Rechte, denn auch von Basel aus wird grundsätzlich diese Art der Acquisition neuer Kunden unterlassen, obschon sie z. B. von der Schweizerischen Kreditanstalt angwendet wird, weil eine derartige Praxis die Gefahr in sich schliesst, dass im Falle einer Verzeigung, dem Betreffenden die Betretung von Frankreich wegen Begünstigung der Kapitalflucht untersagt wird. Dieses Risiko ist naturgemäss zu gross, als dass es freiwillig in Kauf genommen werden könnte"....[Erweiterung des Kundenkreises nicht nur in Paris und Lyon sondern auch im übrigen Frankreich] "Allerdings wird aus dem oben angegeben Grunde [Verzeigung] auch in anderen Ständten Frankreich die Acquisition nicht so versicht werden können, dass man ohne spezielle Empfehlung Kapitalisten aufs Geratewohl besucht" [Man hofft auf Empfehlungen aus dem bestehenden Kundenkreis. Als zweite Massnahme soll eine Herabsetzung der Kosten herbeigeführt werden] "Dagegen hat die Direktion Genf den Wunsch geäussert, dessen Studium wir empfehlen möchten. Er betrifft die Gründung einer canadischen Gesellschaft, welche auch schon in Basel studiert wurde. Als Vorbild schwebt der Direktion von Genf eine canadische Gesellschaft vor, welche Lombard Odier & Co. in Genf unter der Firma Corraterie besitzt. Der Hauptzweck besteht darin, die Möglichkeit zu erhalten, die Titel in Amerika als Eigentum dieser canadischen Gesellschaft zu deponieren und den Eigentümern der Titel nur Certificate auf diese auszuhöändigen. Anstände, welche einmal Lombard Odier  & Co. mit ihren Kunden hatten, erklären sich nach Mitteilung der Direktion Genf ausschliesslich darauis, dass die Kunden nicht angefragt wurden. Heute behilft sich der Sitz Genf damit, dass die Titel der Kunden bei A. Iselin & Co. in New York deponiert werden. Solange niemand nach den Eigentümern fragt, besteht keine Gefahr, wenn aber die Nachfrage entsteht, werden die Eigentümern genannt, wobei dann die amerikanischen Steuern bezahlt werden müssen".
How to cite: Copy

Repository