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1940-1948
AfZ; Bestand NL Heinrich Homberger [Privatakten]; 56. Besprechungen mit der Delegation Klaus Hügel (Wülflinger Konferenz), Korrespondenzen 18.6.1940-26.7.1941 sowie 1.12.1945-29.1.1946, 4.3.-1.10.1948 und Zeitungsartikel
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* Homberger an A. von Tscharner (Architekt), 9.9.1940: Nach Gespräch mit Tscharner und Frick übereingekommen, dsas die Fühlungnahme mit den deutschen Herren zunächst einmal ohne Hombergers Teilnahme vorzusehen sei. "Sollte die Besprechung zetilich so zu liegen kommen, dass es mir möglich wäre, daran teilzunehmen, so würde ich mich dann gerne anschliessen". Er sei aber leider durch Verhandlungen derart in Anspruch genommen, dass er wenig Hoffnung dazu habe. (Kopie an Feldscher, Abt. für Äusseres im EPD).

* Homberger an von Tscharner, 19.9.1940: Treffen findet am 23.9. in Winterthur statt. "Leider kann ich, wie vorausgesehen, der Aussprache selbst nicht beiwohnen, was mit sehr leid tut. Ich freue mich aber, sie benachrichtigen zu können, dass ein prominenter Vertreter der schweizerischen Wirtschaft in der Person des Herrn Caspar Jenny, Grossindustrieller aus der Textilindustrie, der schweizerischen Delegation angehören wird. Ich habe Gelegenheit gehabt, mit Herrn Jenny über die Sache eingehend zu sprechen, und ich werde durch ihn über den Verlauf des Gesprächs seinerzeit orientiert werden. ICh hoffe, dass die Veranstaltung zu einem guten Ziele gelangt, ..."

* Caspar Jenny an Homberger, 24.9.1940: Eindrücke von der gestrigen Zusammenkunft in Wülflingen. Teilnehmer: Dr. Gutekunst (Germanist), Dr. Hügel (Assessor), Dr. Bühner (Kaufmann) und Dr. Weidenbach (Schriftleiter des Stuttgarter Stadtblattes) (alle Stuttgart) sowie Tscharner und Dr. Fritz Schindler (Kennelbach) und Dr. H. Ammann als Wortführer sowie A. von Sprecher (Maienfeld) und H. Frick. "Die deutsche Delegation war über Schweizerverhältnisse ausserordentlich gut informiert, zum Beispiel über Wesen und Wirken der Schweizerischen Mittelpresse. Es herrschte die Tendenz, von uns möglichst viel herauszuholen und selbst nicht allzu viel zu sagen..." Deutscher Wortführer Dr. Hügel. Sie seien mit Wissen des Propagandaministeriums und des AA gekommen. Erwähnt wurde der letzte Besuch Musys in Berlin. Vierstündige, "durch keinen Misston getrübten" Diskussion . Ammann bemerkte der Führer habe beträchtlich Kenntnisse der Schweiz. Die Schweizer Haltung und insbesondere der Presse sei nicht neutral und unfreundlich. Wünsche gute Korrespondenten in Berlin. "Die wirtschaftlichen Belange wurden nur nebenbei gestreift, denn dort findet man sich bekanntlich leichter zum Gespräch."

* Bericht Frick über Treffen 23.9.1940: von Tscharner sei an Bundesrichter Hasler getreten, er sei von Deutschen aufgefordert worden, durch persönliche Kontaktnahme bessere Beziehungen herzustellen. Hasler empfahl Fühlungnahme mit Homberger und Frick. Mündliche Besprechungen dieser und Tscharner.

* Frick an Homberger, 31.10.1940: Frick bittet Homberger die Eingabe der 200 zu unterschreiben.

* Homberger an Sulzer und Koechlin, 3.2.1941: Diese erhielten Kopien von Jennys Bericht über erste ZUsammenkunft in Wülflingen. Vor wenigen Tagen zweites Treffen. Er übermacht ihnen zweiten Bericht Jennys.

* Jenny an Homberger, Bericht, 30.1.1941: Hügel sei höherer Funktionär im Propagandaministerium und habe isch speziell mit der Schweiz zu befassen. Neu hinzu kam Dr. Friedrich, Privatbankier in Zürich. NZZ sei besser geworden. Schlimm sei Weltwoche und Oeri. Die gutgesinnte Phase für Deutschland von Juli-September habe sich wieder verschlechtert. man setze wieder auf Karte England. Schweizer beklagen sich über anti-schweizerische Presse in Deutschland. Gewünscht werde von deutscher Seite ein Besuch, sei es von Wirtschaftern oder Pressevertretern. Jenny: "Wir müssen bei aller Reserve und Ablehnung, die wir gegenüber den Dingen in Deutschland haben, in vermehrten Masse in KOntakt kommen."

* Homberger an Frick, 26.7.1941: Erneutes Treffen. Dänikers Denkschrift sei ungut: "wenn wir bei den wirtschaftlichen Auseinandersetzungen eine gleiche Konzessionsbereitschaft an den Tag legen würden, wie es dieser Generalstäbler zu tun scheint - ich hoffe, das es nur ein äusserer Schein sei - stünde es um uns nicht gut." Katastrophal ist auch, dass jetzt anderer hoher Offizier Oberst Oskar Frey eine Gegenschrift verbreite. Frick solle schauen, dass Däniker schweige.

* Jenny an Homberger, 1.12.1945: Es habe sich jetzt herausgestellt, das unter den Deutschen der Chef der Gestapo Spionage-Abteilung Stuttgart, Hügel gewesen sei. Linke Bündner Presse wolle jetzt Sprecher diffamieren. Jenny will wissen, ob Homberger den Bericht an das EPD weitergeleitet habe, so dass sich Sprecher verteidigen könne.

* Vertraulicher Entwurf (nicht weiter verfolgt) [1945]: Die Veröffentlichung der Eingabe der 200 habe vaterländische Gesinnnung der Unterzeichner in Frage gestellt. Unter diesen befinde sich Mitglied des Vororts, Caspar Jenny. "Der Vorort spricht Herrn Jenny sein volles Vertrauen aus. Den konkreten Inhalt der "Eingabe der 200" lehnt allerdings der Vorort des entschiedensten ab; er bedauert aber ebenso deren nachträgliche Veröffentlichung, die Zwietracht sät in einer Zeit, in der die Schweiz nicht zuletzt zur Wahrung ihrer Position nach aussen geeint dastehen sollte."

* Homberger an Stucki, 17.12.1945: Will sich noch einmal mündlich mit Stucki besprechen. Jennys Teilnahme dürfe nicht falsch interpretiert werden. "Wie ich Ihnen schon am Telephon sagte, hat Herr Jenny ausschliesslich auf meinen Wunsch sich für die Besprechungen zur Verfügung gestellt und ich meinserseits habe mich mit der ganzen Sache ausschliesslich nur deshalb befasst und in der Folge Herrn Jenny bewogen mitzumachen, weil das Politische Departement Wert darauf legte, dass die voN Deutschland aus in Szene gesetzte Fühlung zustande kam." Homberger habe es abgelehnt eine besondere Wirtschaftsaktion zu organsisieren, wodurch sich das ursprünglich zweispurige Verfahren zu einer einzigen Besprechung zusammenfiel, deshalb Jenny dabei.

* Homberger an Frick, 29.1.1946: Er habe einen dritten Bericht nie erhalten. ZU der Eingabe der 200: Er habe Frick an Telephongespräch vom 5.11.1940 gesagt, dass es ihm nicht möglich sei zu unterzeichnen, "weil diese Eingabe weit über das Ziel hinausschiesse und mit unserer Rechtsauffassung und Staatskonzeption nicht vereinbar sei."

* Frick an Homberger, 27.1.1946: Er hoffe, das der Bundesrat endlich sich zu dieser Affäre äusserer, "damit wir nicht gezwungen werden, im Kampf um unsere Existenz zur Veröffentlichung von Dokumenten zu schreiten, die eindeutig beweisen, dass Regierung und Armee damals die gleiche Einstellung hatten und über unsere Eingabe froh waren. Es ist bedauerlich und bedenklich, wenn heute z.B. Bundesrat v. Steiger nicht zu den Worten von 1941 oder wenigstens den schriftlich fixierten von 1943 steht!"

* Carl Koechlin an den Vorort, 12.3.1948: Verfahren Paul Staffelbach.

* Internationaler argus der Presse AG an Homberger, 31.1.1946: Alle in der Presse erschienene Artikel über Eingabe der 200 und Auswirkung auf die Leitung des Vororts.

* Jenny an Homberger, 3.2.1946: Zeitungskommentare zu seinem Votum im Landrat. "Leider habe ich den Namen Feldscher + und auch den Ihrigen genannt..." "Was nun meine beiden Briefe in Sachen Hügel an den Privatmann Homberger anbetrifft, so sollten dieselben niemals irgend jemand ausserhalb des Pol. Dep. zugänglich gemacht werden." Angst vor Veröffentlichung seiner Verunglimpfung zweier Presseleute. Presse wolle sich jetzt als Retterin des Vaterlandes aufspielen.

* Demission von Caspar Jenny als Präsident des Vereins der Schweizer Mittelpresse, in: Basler Nachrichten 49 vom 1.2.1946.
* Schweiz. Spinner-, Zwirner- und Weberverein stellt sich an GV hinter Vereinspräsident Jenny, und die Vorstandsmitglieder Fritz Streiff und Max Syz, als weitere Unterzeichner der Eingabe der 200.

* Meldung in Tagwacht, 28.1.1946: Hasler habe Feldscher informiert, dieser Homberger und der dann Jenny.
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