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1944
AfZ; Handakten Homberger; 10.11.4.3.1.2. Mitteilungen, Zeitungsartikel, Berichte zur Vorbereitung der Nachkriegszeit 1944
Info Commissione Indipendente d'Esperti Svizzera-Seconda Guerra Mondiale (CIE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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* Schweizerischer Gewerbeverband (Präsident Dr. P. Gysler und Chef der Abteilung Aussenhandel Dr. A. Münst) an Bundesrat Wetter, betr. Internationale Hilfswerke, 17.4.1944: UNRRA beitze weitgehende Vollmachten. So wolle sie etwa Aufträge für Textilien vergeben. UNRRA-Mitglieder werden danach trachten, ihre eigenen Lager zu veräussern und selber das Geschäft machen. Trotzdem erscheine es dem SGV der Mühe wert, den Kontakt mit der Unrra sobald als möglich aufzunehmen. "Dabei sollte der Einwand, die strikte Neutralität der Schweiz verbiete uns, eine solche Beziehung aufzunehmen und dadurch mit dem Sieg der einen Kriegspartei zu rechnen, kein Hindernis bilden." Die Schweiz habe auch im Spanischen Bürgerkrieg über die OSEC mit der einen Kriegspartei Verhandlungen geführt und einen Handelsvertrag abgeschlossen, ohne sich dabei in irgendwelcher Form zu kompromittieren. Auch in diesem Fall könne zweifellos ein Weg gefunden werden. SGV legt Liste mit Warenlieferungen vor. Eine Reihe Artikel eigneten sich als entgeltliche oder unentgeltliche Beiträge der Schweiz an die internationalen Hilfswerke. Bitte um Prüfung des Vorschlages.
* Schweizerischer Gewerbeverband (Präsident Dr. P. Gysler und Chef der Abteilung Aussenhandel Dr. A. Münst) an de Haller (Delegierter des Bundesrates für internationale Hilfswerke), 17.4.1944: SGV habe seine Abteilung Aussenhandel beauftragt, den Export überschüssiger Warenvorräte des Detailhandels nach Kriegsende vorzubereiten. Detailhandel müsse nach Kriegsschluss mit massivem Preiszerfall rechnen. Allein die TExtilvorräte der Schweiz betrugen 2 Milliarden Franken. Deshalb Verwendung für internationale Hilfe. de Hallers Aktion werde erst in ein paar Wochen ausgereift sein, deshalb Spezifizierung der Waren später. Schweizer Baugewerbe sei an Lieferungen von Bestandteilen für montierbare Typenbauten interessiert und habe deshalb wie Industrie vor längerer Zeit ein Komitee gegründet für Beteiligung an Wiederaufbau.

* Bundesrat Kobelt (EMD) an Willy Stäubli (Ingenieur), 21.4.1944: Stäubli machte Vorschlag für Finanzierung der schweizerischen Exporte in Nachkriegszeit. Bemühungen für Arbeitsbeschaffung gehe in zwei Richtungen: In erster Linie soll versucht werden, den schweizerischen Aussenhandel nach Beendigung des Krieges so rasch als möglich auszubauen. Ein geregelter handelsverkehr werde aber noch länger nicht möglich sein. Währungen müssen ausserdem fixiert werden sonst kein Kapitalexport. "Nicht der Bedarf des Auslandes an Gütern ist also entscheidend, sondern seine Fähigkeit, unsere Lieferungen in Gold, Devisen oder Waren zu bezahlen." Kaum Gold und Devisen in Partnerländern und Waren brauchen sie selber. "Der Umfang unserer Exporte wird also stark von unseren Kreditmöglichkeiten und unserer Kreditwilligkeit abhängen." Hier aber Grenzen wenn man nicht die gleichen Erfahrungen wie nach 1. WK machen wolle. Deshalb suche man für diese Uebergangszeit eine zweite Lösung des Arbeitsproblems. Der gegenwärtig noch gute Beschäftigungsstand hänge wie bekannt stark mit der militärischen Aufrüstung zusammen. Für Rüstung und Unterhalt der Armee gebe der Bund jährlich rund 1,3 Mrd. Fr. aus. "Diese Aufwendungen müssen baldmöglichst durch Exportlieferungen abgelöst werden." Deshalb trachte man danach, die private Wirtschaft in der Enrneuerung ihres Produktionsapparates zu unterstützen. Derzeit werde dies mit den Fachverbänden geprüft. Alter und Zustand der Infrastruktur (Maschinen, Generatoren etc.). Bei Exportfinanzierung: Verhandlungen wurden geführt mit Grossbanken und Industrie über Ausbau der Exportrisikogarantie. Geplante Lösung: Die Garantie solle in Zukunft nicht mehr auf dem Selbstkostenpreis der exportierenden Ware berechnet werden, sondern auf dem Fakturapreis. Garantie bei jeder Ratenzahlung gewähren. Der Delegierte für Arbeitsbeschaffung unterhandle unterdessen ausserdem mit Privatbanken und SNB um festzustellen, unter welchen Bedingungen Kreditinsitute bereit sind, ausländischen Kunden, Staaten, Gemeinden Kredite oder Anleihen zu gewähren, die im Interesse der Exportförderung und der Arbeitsbeschaffung liegen. Banken aber nur an nichtrisikoreichen Kreditierungen interessiert. Weitere Besprechungen. Für unentgeltliche Lieferungen wie das SChweden mache für humanitäre Aktion eine Studienkommission gegründet. Ausserdem werd die Beteiligung der Schweiz am Wiederaufbau auf rein kommerzieller Basis geprüft. Damit befasse sich die von Motor Columbus initiierte Kommission. Ihr gehörten auch Delegierter für Arbeitsbeschaffung, Direktor der Handelsabteilung, Vizedirektor des BIGA, Direktor des Vororts und höherer Beamter des EPD an. UNterkommission beschäftige sich mit bautechnischen Problemen. WEnn Vorarbeiten abgeschlossen dann enge Zusammenarbeit mit Behörden, sonst Doppelspurigkeiten. Auch Finanzierung von Arbeiten auf Vorrat für zeiten der Arbeitslosigkeit sei vorgesehen: vorerst wohl nur Exportwaren gefragt des vordringlichsten Bedarfes. Mit Exportkontingenten werde man aber weiterhin die traditionellen Sektoren bevorzugen müssen.

* Vollenweider, Notiz für Hotz, Finanzierung des Nachkriegsexports (Vorschlag von Ing. Willy Stäubli): Antwort voN Kobelt enthalte einige Ungenauigkeiten. Leitmotiv Stäublis sei, dass die Wirtschaft sich selber helfen müsse soweit als möglich, um sich allzusehr in Abhängigkeit des Staates zu geraten. Deshalb Anleihe von 250 Mio. Fr. bei Banken. Vollenweider: "Allgemein ist zum Vorschlag zu sagen, dass die Tendenz, nicht alles und jedes dem Staate aufzubürden, wie sie jetzt vielfach anzutreffen ist, m.E. gesund ist. Gerade die Banken zeigen, nachdem sie die Exportrisikogarantie entdeckt haben, das Bestreben, dem Bunde sozusagen alle Risiken anzuhängen." Starke Kritik Vollenweiders an Stäubli.

* E. de Haller an P. Gysler (Nationalratspräsident und Präsident des SGV), 27.4.1944: Exposé des Chefs des EPD an der Frühjahrssession der Bundesversammlung vor dem Ständerat über Nachkriegsprobleme: Besonders auf die Trennung zwischen Hilfsaktion und rein wirtschaftlichen Bestrebungen, die darauf abzielen, am Wiederaufbau Europas nach dem Krieg auf entgeltlicher Basis. "Dies will natürlich nicht besagen, dass sich die Behörden in diesem Zusammenhange dem wirtschaftlichen Aspekt dieser Hilfsaktion zugunsten unserer kriegsgeschädigten Nachbarländer verschliessen." Haller werde BR darauf hinweisen.

* Hotz an Stampfli (EVD), Postulat Munz vom 30.3.1944, 23.5.1944: "Massgebende Kreise unserer Wirtschaft sind sich nämlich, in gleicher Weise wie wir selbst, längst klar darüber geworden, dass voraussichtlich nach Beendigung des Krieges die Entwicklung unseres Exportes in weitestgehendem Masse davon abhängig sein wird, ob es gelingen wird, unsere Einfuhr in seinen Dienst zu stellen." Deshalb sei Handelsabteilung seit längerer Zeit damit beschäftigt, die Einfuhrmöglichkeiten und -bedürfnisse festzustellen. Dabei seien auch die Interessen des Tourismus und der Kapitalzinsgläubiger zu berücksichtigen. Es brauch deshalb keine spezielle Expertenkommission. Postulatsziele deshalb schon erreicht und deshalb Ablehnung des Postulates. Selbstvertändlich mache man alles um die Handelspolitik in Nachtkriegszeit zu planen, "dass jedoch dabei nicht ausser Acht zu lassen ist, dass gerade auf diesem vielgestaltigen und komplizierten Gebiete die Schweiz nicht in der Lage ist, die Zukuft allein zu bestimmen. Vieles, und vielleicht sogar Entscheidendes, wird von der Entwicklung der internationalen Verhältnisse abhängen."


* J. Straessle (Gesandtschaft Washington) an Abteilung für Auswärtiges EPD, 25.5.1944: Holländische Exilregierung habe Schweden bereits grössere Bestellungen für Nackriegslieferung erteilt. H. Riemens (Finanzattaché der Holländischen Botschaft in Washington) überzeugt, dass Bereitwilligkeit auch Aufträge in die Schweiz zu vergeben. Vor allem für dringend benötigte Produkte: Textilmaschinen, Elektromaterial (Ausrüstung von Kraftwerken), Wasserpumpen, Rollmaterial (Lokomotiven), Maschinen für Wiederaufbau der Hafenanlagen. Wenn sich Schweizer Regierung mit holländischen Regierung in Verbindung zu setzen wünsche, dasnn mit Herr Lamping, Departement for Industry and Agriculture der Holländischen Botschaft in London. Straessle wisse nicht ob schon schweizerischerseits etwas unternommen worden sei.
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