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1945-1952
AfZ; Handakten Homberger; 10.11.4.1.3. Wiederaufbau der Aussenwirtschaft ... 1945-52
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
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* J.R. Geigy an die Handelsabteilung (Hotz), 10.1.1945: Schweizerische Handelspolitik. Niederschrift der Besprechung der Firmen der Basler I.G. mit Vertretern von EPD, Vorort und Hotz am 8.11.1944. "In Gefolge mit den Veränderungen des politischen Weltbildes sowie der im Zusammenhang mit der Umstellung auf die Nachkriegszeit verbundenen neuen Aufgaben ergibt sich für die Schweiz die Notwendigkeit, auf dem Gebiete ihrer Aussenpolitik und insbesondere ihrer Aussenhandelspolitik inititativ vorzugehen." Es soll der politische Apparat ausgebaut werden und das kommerzielle Moment darin stärker als bisher in den Vordergrund trete. "Aus der gleichen Konzeption heraus sollte darnach getrachtet werden, dass unsere Politik unter Würdigung der neuen Verhältnisse sowohl in der Uebergangs- als auch in der eigentlichen Nachkriegszeit Wegbereiterin für die Wirtschaft werde." Dazu folgende politischen Fragen: - Möglichst intensive Pflege der Beziehungen mit Grossbritannien und den USA. Koordinierung der Massnahmen in der Handelsabteilung. - Vorbehaltlose Aufnahme von vollen diplomatischen Beziehungen mit Frankreich. - Normalisierung der Beziehunhen zu Russland. - Errichtung von Gesandtschaften in den britischen Dominions (Südafrika, Australien, Kanada, Neuseeland). REaktivierung Gesandtschaft in Italien. - Ausbau diplomatischer Apparat in Belgien und Holland. Norwegen und Dänemark. - Aufbau Gesandtschaft in Mexiko und Chile. - Anerkennung der tschechoslowakischen Exilregierung. - Diplomatische Beziehungen zu Tschungking-China.
- Handelspolitische Postulate:
A) Abkommen mit England/USA. "Dieses wird immer mehr zum zentralen Problem unserer Aussenhandelspolitik, ja unserer gesamten Wirtschaftspolitik." Kontrolle unserer Aussenverbimdeungen. Mit allen Mitteln zu wirtschaftlicher Verständigung kommen. Bereits jetzt Angebote aus Frankreich, Belgien, Psanien und Italien für Rohstoffe.
B) Deutschland: Da Bezugsmöglichkeiten aus Deutschlan immer schlechter und Exporte auf Minimum geschrumpft, habe die chemische Industrie ein "vitales Interesse daran", "dass die Beziehungen zu Deutschland derart gestaltet werden, dass die für unser Land unbedingt notwendige Verständigung mit der anderen Seite wenn immer möglich erreicht werden kann. Der Abschluss eines umfassenden Wirtschaftsabkommens mit den Anglosachsen erscheint uns von einer derart überragenden Bedeutung, dass sich ganz unwillkürlich die Frage aufdrängt, ob gegebenenfalls durch den Verzicht auf bestimmte Vereinbarungen nach der einen Seite effektive Erleichterungen auf der anderen Seite erzielt werden könnten." Durch die neuesten amerikanischen Publikationen zu wirtschaftluchen Druckmassnahmen gegen die SChweiz werde das Problem einer breiteren Oeffentlichkeit bewusst. Wirtschaftliche Existenz der Schweiz würde erschüttert werden, wenn keine Vereinbarung zustande kommt.
C) Warenkredite als handelspolitisches Mittel: Seit einem Jahr sei Handelsabteilung mit Vorort daran, REgelung zu finden, um SChweizer Kapitalkraft und Kreditkapazität in verstärkten Masse einzusetzen. Sehr froh darüber, denn befreite Länder werden Kredite brauchen. "Zudem werden die Warenkredite in der Hand unserer Handelsdelegationen ein wichtiges handelspolitisches Mittel bilden, um das Maximum aus den Verhandlungen mit den Partnerländern für die Schweiz herauszuholen." Firmen der Basler I.G. bereit langfristige Kredite zu sprechen. Diese müssten aber durch gewisse staatliche Garantien für die spätere Liquidation untermauert werden. Es verstehe sich von selbst, dass sie eine angemessene Beteiligung an der Ausnutzunge der Warenkredite beanspruchen müsse. Als Zielländer der Kredite kämen in erster Linie Frankreich, Belgien, Holland, Norwegen und Italien in Frage.
- D) Zahlungsverkehr: Erfahrungen mit bilateralem Handelsverkehr = Erstarrung des Handels. Chemie sehe eher Lösung im multilateralen Prinzip. Inwieweit Bretton Woods praktisch sich ausgestalten werde, könne noch nicht gesagt werden. "Auch in dieser Beziehung teilen wir vollkommen Ihre Auffassung, dass gerade die SChweiz allen Grund hat, sich intensiv für solche Pläne zu interessieren, die geeignet sind, eine Lockerung im zwischenstaatlichen Handelsverkehr mit sich bringen. Die in Bretton Woods aufgestellten Grundsätze, wonach die Diskriminierung der einzelnen Länder sowie Warenkategorien ausgeschlossen werden soll, laufen parallel mit den von uns vertretenen Postulaten." Finanzabkommen der SChweiz mit der Bank von England vom Dezember 1943 sehr nützlich für Volkswirtschaft. Frage, ob man Devisen- oder Dollarkredit in den neuen Verhandlungen gewähren könnte. Auch Lockerungen in der Dollarzuteilung sehr gut.
- E) Chemische Exporte: Bestimmte Waren der Indistrie sollten berücksichtigt werden.
- F) Experten der Exportwirtschaft in den Verhandlungsdelegationen mitnehmen: können Erleichterungen bringen durch Kontakte mit ausländischen Wirtschaftsvertretern.
- Handelsbeziehungen zu einzelnen kontinentalen Ländern:
-Frankreich: Neues Abkommen wichtig. Dazu insbesondere Aufhebung der Vermögenssperre gegen französische Guthaben.
-Russland: wenn nicht politische Annäherung möglich, dann wirtschaftlich versuchen. Wichtig auch die von Russland besetzten Oststaaten, so in Polen. Schutz dieser Industrien vor Beschlagnahmnung.
-Spanien: Handelskammer gründen
-Italien: schnell Abkommen
-Belgien,Holland,Norwegen: Abkommen
- ERweiterung der wirtschaftlichen Aussenvertretungen: mehr Handelsattachés entsenden.
Zusammenfassung der am Treffen zum Ausdruck gebrachten Punkte also auch der Behörden. Geigy: ganz besondere Befriedigung, dass weitgehende Ueberinstimmung der der Auffassungen.
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