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PD/Vergleichsverhandlungen Interhandel/USA-Justizdepartement (1957-60)
E 2001 (E) 1978/84, Bd. 455
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Bd. 1


19.9.1957, Notiz Kohli über Besuch von Dr. Arnold Stehlin. Stehlin begründet sein Interesse am Fall und seine publizist. Tätigkeit (in Bund, NZ und NZZ), drei Dinge veranlassten ihn dazu:
«1. seine Interessen am Fall Henkel Persil, der nicht geregelt werden könne, solange keine Lösung der Interhandelsangelegenheit vorliege;
2. persönlich habe er grosse Vermögensinteressen an der Interhandel selbst, ohne dass er zu einer der Intervenientengruppen oder gar zur Opposition gehöre; er sei vielleicht der einzige Aktionär;
3. gehe es ihm, als einem alten Freund Amerikas, um ein ideelles Interesse; er bedauere es nämlich zutiefst, dass die Interhandelangelegenheit die schweizerisch-amerikanischen Beziehungen so stark belaste.» Im übrigen beansprucht er, Oberst Townsend und andre Amerikaner persönlich zu kennen, bietet seine Unterstützung an.
Dies ist von Interesse, da es mit der Nennung von Henkel auf seine sonstigen Geschäfte verweist. Was sein Interesse als Aktionär betrifft: er besitzt gemäss Verzeichnis von August 1958 tatsächlich 530 Aktien, was bei einem Kurs von 4000 Fr. einen stattlichen Wert von 2,12 Mio. Fr. repräsentiert.

2.11.1957. Kopie eines Briefs von Graubard (Partner von Moskovitz) an Adolf Jann («Dear Dolfi»). Sie orientieren ihn über Stimmungslage bei Townsend (der Germann nicht sehen will), was von Interesse ist, indem es die anhaltende Aktivität von Jann im Fall dokumentiert. Der Brief wird übrigens anschliessend auf Frz. übersetzt für Petitpierre, der offenbar kein Englisch lesen kann!

12.11.1957, Generalkonsul H.W. Gasser, NY, an Kohli. Hatten ebenfalls Kontakt mit Moskovitz, «welcher der hiesige Rechtsvertreter der Interventionskläger (Gruppe Schoop-Reiff) der Interhandel ist». Dieser halte den Zeitpunkt direkter Verhandlungen mit Townsend für günstig, da den USA die Klage in Den Haag höchst unangenehm sei. Man müsse aber dem Verkauf und einer finanziellen Entschädigung zustimmen.

Die Interhandel hat allerdings wenig Lust auf solche Verhandlungen und Anwalt Wilson teilt mit (s. Notiz 19.11.1957) lt. seiner Meinung und der von Germann gehe es Moskovitz nur um das eigene Erfolgshonorar, wenn unter seiner Beteiligung ein Kompromiss erzielt werde.

25.11.1957, James Schwarzenbach an Kohli. Schreibt als Redaktor der Zürcher Woche und schickt eine Notiz (es gab bereits eine frühere) zum Fall, die aus ungenannter Quelle stammend mitteilt, die Gelegenheit für einen Kompromiss sei günstig, sofern man nur die Vorzugsaktien aufhebe, welche IG Farben-Vertrauensleuten gehörten, die niemals das Vertrauen der Amerikaner gewinnen könnten. Namentlich Jakob Auer wird erwähnt, «qui a actuellement la main-mise sur la Société Girodor» (am Rand ist ein Fragezeichen angebracht).
Erstaunlich, dass nun auch noch Schwarzenbach seinen Senf zur Affäre gibt.

27.11.1957, Prot. der Sitzung betr. Interhandel. (18 S., 2 Std.) Petitpierre hat Intervenienten, Opposition, Iselin und Germann eingeladen. Dir. Jakob Ast, Affida, betont: « ist nicht unsere Zeitung, wir können sie daher auch nicht zum Schweigen bringen.» Es geht im übrigen um Beilegung des Streits in der Schweiz, um das Vorgehen in USA, um Wahl der US-Anwälte (Wilson oder noch andere), um die Wahl eines schweiz. Chefunterhändlers. «Herr Gut fragt sich, ob a. Bundesrichter Bolla eventuell in Frage käme.» (14) Stehlin würde Dir. Ernst von der SBG für geeignet halten (Iselin dagegen), Brupbacher u. Ast empfehlen Strässle von der SKA. (15) Herr Iselin: «Strässle kommt nicht in Frage, die Gründe kann ich hier nicht bekanntgeben.» (15) Petitpierre nennt Pfenninger, dem stimmt Iselin zu, auch Gossweiler könnte diesen akzeptieren; Stehlin schlägt noch de Loes vor, was Brupbacher auch passen würde. Die Entscheidung wird Petitpierre überlassen.

2.12.1957, A. Stehlin an Kohli. Empfiehlt noch Beizug von Frank Nash, Vertrauensanwalt der Schweier Botschaft in Washington, der gute Beziehungen zu Vize-Präs. Nixon habe. Oberst Townsend stehe wiederum «in sehr guter Beziehung zur , auch genannt. Mr. Brownell holte ihn seiner Zeit wegen der GAF aus New Jersey in das OAP.

Januar 1958 reist Pfenninger erstmals in USA, seine Notiz vom 11.1.1958, betont Gegensätze zwischen kompromisslosem Justice Department und dem kompromissbereiteren State Dpt. Das Justice Dpt. hoffe «mit einem Teil des Verkaufserlöses der GAF die Rückerstattung des deutschen Privateigentums finanzieren» zu können. (3)

Endlose Intrigen, Interhandel bricht sogleich die am 27.11. getroffene Vereinbarung, vorerst keine USA-Reise auf eigene Faust mehr zu unternehmen (Germann reist sogleich wieder), was verärgerten Brief von Petitpierre an Iselin, 8.2.1958. Am 13.2.1958 kündigt Hans Gut, Schoop-Reiff, den am 27.11. eingegangenen «Waffenstillstand», da man sich von Interhandel hintergangen fühlt.

27.2.1958, Erneute Konferenz betr. Interhandel. Es geht primär um die Frage der Teilnahme Germanns an den Vergleichsverhandlungen. Gossweiler nimmt klar gegen Germann u. die Mehrheit des Interhandel-VR Stellung. (11)


Bd. II


6.3.1958. Stehlin an Petitpierre. Zu den Pressepolemiken bemerkt er, dass auch die indirekt gesteuerten ein Ende finden müssten, wobei er die von Germann gesteuerten in der «Schweiz. Finanzzeitung», Basel, gez. Ob.= Dr. Oberholzer, u. in der Weltwoche. Desgl. die Agence Economique Financière (Hussard).

Da Ed. Wehrli, entgegen den Vereinbarungen, Pfenninger begleitet, zieht erneute wütende Briefwechsel nach sich, besonders scharf stossen zusammen Hans Gut und Iselin (Schlussatz, 18.3.1958: «Es ist jetzt genug, Herr Dr. Iselin.»)


Bd. III


Oktober 1958 ergeben sich peinliche Weiterungen, indem Senator Olin D. Johnston beabsichtigt, Pfenninger eine lange Liste von Fragen zur Praxis des schweiz. Bankgeheimnisses u. speziell zur Praxis des SBV vorzulegen, worüber Pfenninger 25.10.1958 Petitpierre orientiert. So verbinden sich nun diese beiden zwischen USA und Schweiz strittigen Fragen.

5.11.1959. Notiz Dr. Gelzer für Kohli. Journalist von Kaenel hat Gelzer mitgeteilt, er habe vernommen, Schaefer plane eine Pressekampagne gegen USA, was er für ganz kontraproduktiv halten würde.


Bd. IV, unergiebig
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