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1.6.1939-30.7.1939
UBS AG CHA. Bestand SBV. 746. [Mäppchen Carl Spaeter AG Basel generalversammlungen v. 23.6.1939] Basler Handelsbank.
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Die Firma "Carl Spaeter" besass "Handels- und Industrieunternehmungen" in Hannover und Koblenz. Im Zusammenhang mit der BHB steht sie aufgrund von Aktienbeteiligungen durch Dr. Max Brugger, Verwaltungsratspräsident der BHB. Im August 1946 unternimmt Dr. Müller von der Rechtsabteilung der BHB die Untersuchung über die Vermögensverhältnisse im Rahmen mit der Zertifizierung. Einen Aktenbestand "Carl Spaeter" Unternehmungen existiert im Archiv der UBS AG in Zürich. Beim vorliegenden Aktenbestand handelt es sich um Korrespondenzen, die sich aus der Tarnungsaktion des deutschen Carl Spaeter und Wilhelm Oswald Unternehmungen ergeben hat. Die Korrespondenzen bewegen sich alle vom Mai bis Juli 1939.

Inhalt/Beschreibung:


30.5.1939. Brief von Max Tiefenbacher [Anwalt im Büro Alfred Vorwerk/Max Tiefenbacher/Ernst Framheim/Wolfgang Fehling] an Kurt von Oswald. [Tiefenbacher teilt Oswald die "wesentlichen Grundzüge der Umorganisation des Konzerns (Oswald & Spaeter) mit. Dabei wird deutlich 1./ das die "Carl Später & Wilhelm Oswald Unternehmungen AG in Glarus" die Dachgesellschaft des deutschen Konzerns ist. 2./Über diese Holding hält die Gesellschaft die "Carl Spaeter AG in Basel" die ein gewinnbeteteiligtes Darlehen an der Carl Spaeter Duisburg hält 3./Die Holding hält auch die Carl Spaeter, Luxemburg, sowie 4./ die Mehrheit der Chimifine Société Holding Anonyme, Luxembourg letztere ist wiederum an Gesellschaften in Luxembourg (Handel), Belgrad (Bergwerke), in Deutschland (Duisburg, Düsseldorf, Koblenz) beteiligt die ihrerseits die Mehrheit an anderen Beteiligungen besitzen. Die "Carl Spaeter AG in Basel" besitz einen Eisengrosshandel in der Schweiz. Die Gesellschaft gilt als gut fundierte Unternehmung. Carl Spaeter AG in Basel hat seinerseits Beteiligungen: 1./ an der "Meteor Handels- und Industrie AG, Chur, 2./ an der Magnesit (daran rund 1/3 ) sowie 3./ an 10% der Magnesit Industrie AG Bratislava. Carl Spaeter AG in Duisburg betreibt den Eisengrosshandel in Deutschland. Die Ursprünge der Beziehungen zwischen der BHB und dem europäischen Konzern reichen auf einen Kredit von 2 Millionen Franken zurück der 1927 gewährt wurde (vgl. Statuten). Begründung warum eine Neuorganisation angestrebt wurde:] "Die gegenwärtige Organisation beruht auf dem Wunsch nach straffer Zusammenfassung anlässlich einer einmaligen Kreditaufnahme im Jahre 1927 und wohl auch auf den Wunsch, mindestens die ausländischen Unternehmungen der Einwirkung deutscher Massnahmen nach Möglichkeit zu entziehen". [Inzwischen haben sich einige Änderungen ergeben] "rechtlich: Steuer- und Devisengesetzgebungen führen zu unerträglichen Schwierigkeiten. Glarus wird steuerrechtlich als inländische Gesellschaft behandelt mit dem Ort der Leitung Düsseldorf. Devisenrechtlich gilt Glarus als Inländerin. Dies bedeutet praktisch. Der jetzige Konzerninhaber führt trotz des Schachtelprivilegs zu einer unerträglichen mehrfachen Besteuerung des Gewinns der industriellen Unternehmungen, bevor er in die Hände der beiden Familien [Oswald und Spaeter] gelangt". [...] "Devisenrechtlich bringt der augenblickliche Aufbau des Konzerns ständig die Gefahr von Verstössen gegen devisenrechtliche Vorschriften mit sich". [Tiefenbacher legt ein Beispiel der Umorganisation vor]
  • 27.6.1939. Brief von Direktor Gnehm [Carl Spaeter und Wilhelm Oswald Unternehmungen Aktiengesellschaft] an Dr. Joseph Fabry. [Gnehm findet den Vorschlag Tiefenbachers nicht gut] "Ich bin mir bewusst, dass Herr Dr. Tiefenbacher, der unser Erleben vor und seit Gründung von Glarus nicht mitgemacht hat, das innerste Wesen des Gesamt-Unternehmens nicht erfasst hat und nicht erfassen kann. Wenn er aber meint, als Vertreter der Stämme oder der Firma nach Basel kommen zu müssen, um mit den Schweizerherren zu verhandeln, so wirkt das einfach grotesk, denn diese Schweizerherren sind schliesslich Verwaltungsräte und selbst Repräsentanten der Firma. Wenn er an die BHB gelangen will, so ist das nicht übereinstimmend mit der Person des Herrn Dr. Brugger und an eine eventuelle Umlegung des Kredites zwecks Erzielung von Erleichterungen zu denken, ist mehr als naiv. An einer Stelle spricht Herr Dr. Tiefenbacher sodann über den nicht mehr gewünschten Einblick schweizerischer Verwaltungsräte und, völlig im Widerspruch hiermit, will er an anderer Stelle dafür sorgen, dass die enge Verbindungen der Schweizerherren durch ihren Eintritt in den Aufsichtsrat der Carl Spaeter GmbH, Duisburg, sichergestellt wird".
  • 6.7.1939. Brief von Direktor Gnehm an Dr. Joseph Fabry. [Berichtet dass Brugger die Pläne von Tiefenbacher erhalten hat davon aber nicht begeistert ist] "Herr Dr. Brugger findet, dass eine positive Stellungnahme nicht möglich ist, ohne genaueste Kenntnis des dortigen Steuer- und Devisenrechtes. Selbstverständlich und ohne Einwirkung eines Aussenstehenden werde sich die BHB für jede vernünftige Lösung zu freundlicher Diskussion bereit finden und keinerlei unnötige Schwierigkeiten bereiten". [Fabry soll die Aufgabe der Reorganisation übernehmen und nicht Tiefenbacher] "Gleich mir ist Herr Dr. Brugger auch der Meinung, dass nur Sie, als bester Kenner der Materie und Erfordernisse, in der Lage sind, das schwierige Problem zu bearbeiten". [...] "Sie sehen, dass Herr Dr. Brugger im Gegensatz zu seiner sonstigen Gewohnheit nicht wesentlich aus sich herausgegangen ist, und ich glaube, dass wir dies auf die ungewöhnlich grosse Schwierigkeit des Problems zurückführen müssen. Wichtig ist, aus meiner Unterredung die Bestätigung erhalten zu haben, dass die BHB uns so viel wie möglich unterstützen wird". [...] Solange die Anteile Duisburg der BHB verpfändet sind, ist Duisburg gehalten, der BHB ihre Vierteljahres- sowie Jahresbilanzen mit Gewinn & Verlustrechnungen zuzustellen, ihr die Berichte der Direktion sowie allfällige Revisionsberichte zur Kenntnisnahme zu überlassen, und ferner jede gewünschte geschäftliche Auskunft zu erteilen, mit Einsichtsrecht seitens der BHB in die Bücher etc."
  • 7.7.1939. Ausarbeitung über die Reorganisation der Spaeter/Oswald Gruppe. [Vorschlag von Fabry der angenommen wird vgl. m_2846]
  • 10.7.1939. Brief von Tiefenbacher an Kurt von Oswald. [Vorschlag von Fabry sei ähnlich zu seinem. Er hat aber Bedenken:] "Meine Bedenken liegen auf einem ganz anderen Gebiet: Wird es gelingen, die Devisengenehmigung für eine Transaktion zu erlangen, die in der Tat und Wahrheit aus dem in einer Holding zusammengefassten Einzelbesitz zweier deutscher Familien Schweizer Besitz macht? Nach meinen Erfahrungen muss ich es für höchst unwahrscheinlich halten, dass eine solche Genehmigung erteilt werden würde. So genial die Idee eines Schweizer Konzerns mit den sich in einem Kreislauf kontrollierenden Gesellschaften anmutet, der durch den Faden der Option an die Stämme gebunden bleibt; die Behörden werden voraussichtlich erwägen. dass Glarus Aktien hergegeben werden sollen gegen eine Option, von der niemand sagen kann, ob sie je wird ausgeübt werden können. Vielleicht werden sie weiter erwägen, ob es nicht einen anderen einfacheren Weg gibt, der die Interessen der BHB, der sämtliche Anteile verpfändet bleiben sollen, genau so sichert, wie dies bislang der Fall gewesen war".
  • 12.7.1939. Brief von Kurt von Oswald an Dr. Brugger. [Streit zwischen den beiden Familien] "Auch habe ich meinem Vetter widersprochen, dass unsere Einstellung eine andere sei als die seine. Ich habe aber betont, dass es mir darauf ankomme, unnötige Steuern zu vermeiden und dass es dringend notwendig sei, das Reorganisationsproblem so schnell wie möglich weiterzubringen, weil dadurch die geldliche Situation beider Stämme gebessert würde, damit auch die Deckung unseres Geldbedarfs".
  • 19.7.1939. Notiz über die Brüsseler Rücksprache mit Herrn Dr. Brugger vom 19.7.1939. [Brugger hat alle Vorlagen für die Reorganisation erhalten, macht aber darauf aufmerksam] "dass für jede Zustimmung der Basler Handelsbank Bedingung ist, dass der direkte Schuldner, die CSAGB [Carl Spaeter AG Basel] in keinerlei Weise in den Vermögensverhältnissen und in seinen Ertragsmöglichkeiten geschwächt wird".

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Basle