Language: ns
1946-1947
BAK; OMGUS, Finad, 2/213/1
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Loyd V. Steere an A. F. Bender (Chief External Assets & Intelligence Branch), 29.7.1947

Enclosure Fall von der Heydt / Dienstmann
Info der SVSt vom 24.6.1947: Heydt ist der effektive Besitzer aller Werte, die in seinem Namen registriert in der Schweiz liegen mit der Ausnahme von Sfr. 10'000, welche er für den ehemal. dt. Konsul Dienstmann verwaltet. Diese Summe wurde von der SVSt bereits blockiert.
Die U.S. Legation bittet um die Kontaktaufnahme mit Dienstmann, der sich seit seiner Repatriierung vom 16.5.1946 in Wuppertal-Barmen aufhalten soll, um die Herkunft der 10'000 zu klären.

F. M. Potter, Lt. Col. for Director of Intelligence, 2.5.1947

Von Stohrer ist verschwunden. Seine letzte bekannte Adresse war Hotel Insel in Konstanz. Hans Schröder (geb. 22.10.1899), ehemal. Chef der Personalabt. des AA, wurde im Zivilgefangenenlager Darmstadt verhört.

US Legation Bern, Memo zum Fall von der Heydt, 4.12.1946

Untersuchungen von seiten des OSS, des Konsulats in Zürich und des Finanzattachés in der Periode 1942-44 haben der Verdacht auf Heydts pro-nazi Ansichten und Aktivitäten nicht bestätigen können. Er wurde von Allen Dulles als "a somewhat harmless busybody" und als "pro-German and monarchist" bezeichnet. Im Juni erhielt die Legation den Hinweis, dass Heydt Gelder für Hans Meissner, ehemal. dt. Generalkonsul und Spionageagent in Bern und enger Freund von Canaris, cloaked. Der brit. Geheimdienst informiert, dass Heydt grosse Mengen Gold im Keller seines Grundstücks Monte Veritas in Ascona, welches via Diplomatengepäck 1944 in die Schweiz gebracht wurde, versteckt hält. Dies wurde von diversen Angestellten ("seasonal workers") Heydts auf seinem Anwesen bestätigt. Da Heydt Schweizer Staatsangehöriger ist, wird es aber schwierig sein, eine Durchsuchung seiner Grundstücke zu bewirken.
Der brit. Geheimdienst informiert ferner, dass "evidence in the files of the German Consulate in Lugano dated 1942 and 1943 shows conclusively", dass Heydt als Informant für das dt. Konsulat in Lugano durch Dr. Ammer, dt. Ortsgruppenleiter in Ascona, gedient hatte. In einem Bericht vom 25.2.1943 an Rausch, dt. Minister in Bern, informiert der dt. Konsul in Lugano, dass Heydt als ein "future channel for what he described as 'oral propaganda' in the Tessin" dienen könnte. Heydts Freundschaft mit Meissner wird in diesem Schreiben bestätigt. Ferner wird Heydt als optimale Person zur Aushorchung der brit. und amerikan. Staatsangehörigen in Ascona und Locarno beschrieben.
Die frz. Botschaft in Bern informiert, dass Heydt schon lange als Spezialist für Tarnung dt. Vermögen in der Schweiz gilt, insbesondere die Tarnung der Vermögen der Hohenzoller-Familie und verschiedener Industrieller des Ruhrgebiets, v.a. in der Entourage von Stinnes.
Der Antrag einer durchgehenden Untersuchung des Falls Heydts wurde an das EPD am 19.1.1946 weitergeleitet. Die Schweizer Bundesanwaltschaft und die SVSt haben daraufhin im März und April 1946 Heydts Grundstück durchsucht. Dabei wurde kein Gold gefunden. Hingegen fand man Akten, die einen Transfer von Geldern an dt. Spionageagenten durch Heydt bestätigten. Das EPD informierte die Legation am 3.7.1946, dass rund 12 Beamte sich mit den Fall Heydt nun beschäftigen würden.
Heydt hat u.a. gegenüber den Schweizer Behörden ausgesagt, dass er 1944 von einer Person, Name leider unbekannt, die im Auftrag von Schröder (AA) in die Schweiz gereist war, gefragt wurde, ob er Gold des AA, das in die Schweiz via Diplomatengepäck transferiert werden sollte, bei sich aufnehmen würde. Heydt habe dieses Bitte abgelehnt. Schröder soll diesbezüglich befragt werden.
Die Amerikan. Legation informiert über einen Fall, der in der Zeitung in Lugano in Juni 1946 erschienen war, in welchem es sich um die Anklage gegen einen gewissen Girard, Ettore Rizzonico (?) und einem dt. Geschäftsmann Carlo Heuffer (?) drehte, die angebl. dt. Gold via Diplomatengepäck in die Schweiz verschoben haben sollten. Es kann sein, dass hier ein Zusammenhang mit Heydt besteht. Das EPD informiert hierauf, dass kein Zusammenhang zwischen Heydt und Heuffer hergestellt werden konnte.

Enclosure Nr.1 von US Legation Bern: Curriculum vitae von Heydt

u.a. 1943/44 wird Bupo informiert, dass dt. Agenten in den USA und Mexico via SBG Locarno ausbezahlt werden. Palla von der SBG Locarno informiert Bupo, dass rund $29'000 durch eine "highly estimated person in Locarno" transferiert wurden. Palla weigert sich anfänglich, den Namen dieser Person herauszugeben. Heydt sagte aus, dass er den Transferauftrag von der August Thyssen Bank, Berlin, dessen Präsident er bis 1937 war, erhalten habe. Lübke, Direktor der Thyba, käme ins Tessin, um Baron Heinrich Thyssen zu treffen und um mit ihm das weitere Vorgehen der Thyba zu diskutieren. In einem solchen Treffen habe er Lübke darum gebeten, diese Transferaufträge zu unterbinden, da er nicht wisse, an wen diese Gelder gelangten. Lübke wurde während seiner Reise in die Schweiz am 6.10.1943 diesbezüglich von den Behörden befragt. Er sagte er könne sich nicht mehr erinnern. ER werde seine Unterlagen in Berlin konsultieren an bei seiner nächsten Reise nähere Auskünfte geben. Seither ist er nicht mehr in die Schweiz gekommen.
Ammer sagt aus, dass Heydt ihm mitgeteilt habe, dass Eduard Stinnes in den USA anti-deutsche Reden halten würde. Heydt leugnet dies.
Heydt benutzt immer Decknamen bei den Transfer. Laut Aussage Bupo-Inspektor Camponovo wurden all seine Akten vorzeitig vernichtet. Sein Büro an der Pelikanstrasse 3 in Zürich war geheim. Laut Camponovo hat er Lübke sofort über das Auffliegen der Transaktionen informiert, so dass dieser falsche Informationen an die Behörden weiterleitete. Es ist Camponovos Überzeugung, dass all dies aufzeigt, dass Heydt mit vollem Bewusstsein über die Natur der Geschäfte der dt. Spionage geholfen hat.
Heydt hat für Steegmann versucht, Dollars in Gold umzuwandeln. Niederer, Mitunterzeichner der Eingabe der 200 und enger Freund von H. Franck, wurde hierbei mit einbezogen. Die Dollarnoten, die zum Kauf von Gold bei der Bank für Anlagewerte eingesetzt wurden, waren "according to one source definitely booty".

Enclosure Nr. 2, 4.12.1946 von US Legation Bern

Heydt mag vielleicht kein Nazi sein, er hat aber jährlich Angehörige der Hitler Jugend bei sich im Hotel in Ascona aufgenommen.
Am 28.11.1943 informiert das Generalkonsulat Zürich, dass Heydt das Konsulat informiert habe, dass Dienstmann und Stohrer sich mit ihm in Ascona getroffen hätten. Es sei das erste Mal gewesen, an dem er sich mit Dienstmann getroffen habe. Beide Männer hätten Ribbentrop sehr stark kritisiert. Sie hätten ausgesagt, dass ca. 60-70 dt. Beamte aus verschiedenen Ministerien hingerichtet worden seien, da sie angeblich dem Feind, insbesondere der Sowjetunion geholfen hätten. Er informiert, dass in Dt. eine neue Bombe erfunden worden sei, welche einen Nebel bei ihrem Abwurf produzieren würde, so dass die Flugabwehr sie nicht treffen könne.
Es hat sich herausgestellt, dass Heydt in enger Verbindung mit den brit. Behörden in der Schweiz steht und ihnen von Zeit zu Zeit wichtige Informationen über Geschehnisse in Dt. weitergeleitet hat.
Legation Telegramm 25.2.1944: "Believed by Legation that Baron is not harmful to our interests and that he wants merely to protect his property and be on the winning side. Nevertheless furhter investigation being made and Department will be informed of any supplementary information obtained regarding his naturalizaiton or political activities and sympathies."
Generalkonsulat Zürich Schreiben an Legation vom 1.3.1944: "The Consulat General is of the opinion that he is actively supporting our cause, perhaps more because of financial than indeological reasons."
Generalkonsulat Zürich Schreiben an Legation vom 17.2.1944: Heydt informiert, dass von Hentich vom AA Berlin ist in die Schweiz als Kurier gekommen. Baron Werner von Rheinhaben ist vor kurzem in die Schweiz gekommen und wohnt heute in der Nähe von Montreux. Direktor Rasche von der Dresdner Bank wird nach Zürich kommen.
Generalkonsulat Zürich Schreiben an Legation vom 8.3.1944: Heydt informiert, dass Baron Rheinhaben in die Schweiz mit einer 3 monatigen Aufenthaltsbewilligung gekommen sei, um im Auftrag Himmlers Separatfriedensbesprechungen mit brit. und amerikan. Vertretern, u.a. mit dem auf der Proclaimed und Statutory List stehenden brit. Staatsangehörigen Sir Oliver Duncan und Allan Dulles, in der Schweiz durchzuführen. Himmler hat in Aussicht gestellt, Hitler, Goering, Goebbels, u.a. prominente Nazis im Interesse Deutschlands zu beseitigen. Rheinhaben bemerkte hierbei, dass die Alliierten Himmler als Partner haben müssen, um Ruhe und Ordnung in Dt. nach einem Putsch zu gewährleisten.

Enclosure Nr. 3, 4.12.1946 von US Legation Bern

Generalkonsulat Zürich meldet am 15.4.1943, dass Dr. Eberhard von Stohrer aus gesundheitlichen Gründen von seinem Posten in Madrid entlassen wurde und heute in Davos weilt. Seine Frau wohnt im Hotel Baur au Lac Zürich. Sie steht in Kontakt mit dem span. Maler Don José Maria Sert.
Legationsbericht 13.8.1943: Stohrer plant in der Schweiz langfristig zu bleiben. Es scheint, dass sein Abgang in Spanien damit zu tun hat, dass Berlin nicht mehr mit ihm zufrieden war.
Konsulat Genf berichtet am 23.6.1943, dass Stohrer von Heydt eine Villa in Ascona abkaufen möchte. Er gilt als engstes Mitglied im Kreis Ribbentrops.

Enclosure Nr. 4, 4.12.1946 von US Legation Bern
Legation informiert am 4.12.1946, dass Steegmann an der Firma Intercommerciale, Place Vendôme Paris, beteiligt war und dass es sich hierbei um eine Coverorganisation handle, die in Wirtschaftsspionage tätig war. London informiert, dass er ein Himmler-Anhänger gewesen sei.
OSS Bern informiert am 11.7.1945, dass Steegmann aus Dt. des öfteren R. Ruscheweyh in Schaan besucht habe.
Bericht der External Assets Branch der Finad OMGUS vom 19.8.1946 informiert, dass Steegmann der Steueranwalt der Knorr AG Heilbronn gewesen war und 1940 im Auftrag des RWM die Cloaking-Aktion der C. H. Knorr AG mit Hilfe der Bank für Anlagewerte durchgeführt habe. Dr. Leonhard van der Volk, ehemal. Proclaimed List Holländer, hat das OSS in Bern im Februar 1945 über Nazi Aktivitäten in Davos informiert. Zu Steegmann, sagt van der Volk, dass der Verdacht auf NS-Aktivitäten falsch sei.

Enclosure Nr. 5, 4.12.1946 von US Legation Bern

US Legation hat am 19.10.1942 informiert, dass Niederer "is understood to represent the Reich's Wirtschaftsministerium in Switzerland".
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