Language: ns
1945-1966
AfZ; Juna-ARchiv, II 232 5.1-5.2, Peter Woog, Rapport concernant les fonds secret du nazisme
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Peter Woog: Fürsprecher und Beauftragter des SIG, Pressestelle Juna.

"Gelddepots des NS-Regimes", o.A.

Heinz Riegel kam 1956/57 in Benidorm Spanien mit Dr. Georg Gyssling (ehemal. dt. Generalkonsul) zusammen. Gyssling war als Rechtsberater von Frederico Schwend, Exportkaufmann Lima, tätig. Schwend rekrutiert Riegel, der Schwends 1945 geraubten Besitz wiederbeschaffen soll. Er soll im Toplitzsee suchen. Höttl ist gegen eine solche Tauchaktion. Von Schwend erhält Riegel die Information, er solle Frau Schaidler in Wien, die Witwe des Adjudanten Kaltenbrunners auf dessen Namen, laut Wiesenthal rund 2 Mio. RM gegen Kriegsende bei der Dresdener Bank hinterlegt wurden betr. Geheimkonti ausfragen.

Bericht von Peter Woog, 22.10.1966, 16 Seiten

nichts eindeutig nachweisbares

"Der Spiegel", 27.4.1963, "Skorzenys Wunderraketen liegen im Toplitzsee. Interview mit dem ehemaligen SS-Oberststurmbannführer Dr. Wilhelm Höttl", 72ff.

Leute der gestürtzen Regierungen der Balkanländer waren gegen Kriegsende in ihrer Planung zur Flucht den Deutschen weit überlegen. "Die haben sehr wohl gewusst, wie sie beizeiten wegkommen. (...) Da war zum Beispiel der Ustascha-Führer Ante Pavelic, der immerhin einiges auf dem Kerbholz hatte. Er setzte sich zuerst nach Kärnten ab und lebte dort ein Jahr lang ungeschoren auf einem Schloss. Er verkehrte sogar mit den Engländern, was ziemlich tiefe Schlüsse zulässt; später ging er über Rom nach Südamerika." p.72
Im Toplitzsee liegen keine Dokumente. "H: Die Dokumente des RSHA wurden vernichtet. Alle. Ende Februar 1945 kam von Kaltenbrunner der Vernichtungsbefehl. Spiegel: Es gibt Gerüchte, dass Schellenberg, der Leiter der Auslandsspionage des Reichssicherheitshauptamtes, also Ihr Chef, von den wichtigsten Dokumenten Mikrofilme angefertigt habe. H: Das ist das Tragische für die Historiker, dass effektiv alle wichtigen Dokumente von Amt VI des RSHA und vom Amt Mil, also den beiden Auslandsgeheimdiensten, in Form von Mikrofilmen bestimmt noch existieren, aber bisher nicht gefunden wurden. Als der Vernichtungsbefehl kam, hat Schellenberg diese Photos anfertigen lassen; er wollte - wie er mir selbst gesagt hat - sie zu seiner eigenen Rechtfertigung vor der Nachwelt verwenden. Er wollte nachweisen, dass er als Chef des deutschen Geheimdienstes sehr wohl die Staatsführung darauf hingewiesen habe, es müsse Frieden gemacht werden. Er beging dabei aber den durch sein Misstrauen verständlichen kardinalen Fehler, die Mikrofilme in verlötete Blechkanister zu stecken und sie ohne Zeugen zu vergraben. Spiegel: Wo? H: In der Nähe von Berlin."
Er wurde 1945 noch von Kaltenbrunner als Minister für eine NS-separatistische Regierung in Österreich ausersehen. ER soll kurz vor Kriegsende grössere Devisenbeträge in der Schweiz deponiert haben. Wichtiges Indiz hierfür ist, dass Kaltenbrunner kurz vor seiner Hinrichtung seiner Frau gesagt haben soll, dass Höttl für sie und ihre Kinder sorgen werde. Höttl wurde 1948 von Kaltenbrunners Frau hierauf gestellt. Er konnte sich aber an nichts erinnern. Höttl ist Freund von Fritz Westen, einer der reichsten Industriellen Kroatiens (Holzgrosshandel, Elektrizitätswerke in Italien, Transportunternehmen). Durch eine Sondergenehmigung von Kaltenbrunner wurde eine Lkw-Kolonne eingesetzt, um Westens Werte kurz vor Kriegsende aus Jugoslawien herauszubringen. Westen wurde nach dem Krieg Liechtensteiner Bürger. "Der CIC will es als erwiesen hinstellen, dass Höttl an den Werten Westens partizipierte". 1961 schlug Westen in Innsbruck betrunken einen Polizisten, dieser schlug zurück und Westen fiel so unglücklich, dass er sofort tot war. Höttl war auch zugegen. Höttls Aussage in Nürnberg betr. 6 Mio. jüdische Opfer des Nationalsozialismus ist die bis heute einzig authentische Unterlage. Nach seiner Entlassung aus dem Nürnberger Zeugenstand 1947 arbeitete er für den amerikanischen Nachrichtendienst in Österreich. Er wurde mit dem Aufbau einer halb nachrichtendienstlichen halb militärischen Organisation beauftragt. Salzburg wurde zur grossen Nachrichtenbörse für Oe wie auch für den Balkan. Kurz darauf quittierte er den Job und gab unter dem Decknamen Walter Hagen in seinem Nibelungen Verlag sein Erstlingswerk Die geheime Front. Organisation, Personen, Aktionen des deutschen Geheimdienstes heraus.

Pressemappe, 21.10.1966, keine Angabe über Zeitung

Wiesenthal erklärt, Martin Bormann sei nach Südamerika geflüchtet und habe mit Hilfe von Schweizer Banken Gelder in Millionenhöhe nach Südamerika transferiert. In Schweizer Bankkreisen wurde diese Meldung als "unrealistisch" abgetan. "Vermutlich", so der Kommentar, war dies "eine neue Attacke, wie man sie seinerzeit nach dem Bundesbeschluss über die Verwertung von deutschen Vermögen in der Schweiz erlebt habe". Es sei ganz unmöglich, dass diese Geld unentdeckt geblieben ist, trotz Vermögenssperre und Clearing. Die Aussagen Wiesenthals seien "zu phantastisch" um wahr zu sein. Vermutlich ist die Aussage Wiesenthals als "geschickte Werbung" für sein neues Buch über Bormann zu verstehen.

Aktennotiz betr. U.I.R.D.-Sitzung vom 24./25.6.1965 in Strassburg

Anwesend: Hubert Halin (Belgien), Simon Wiesenthal (Oe), Jacques Delarue und Manfred Simon und Marie-Madeleine Fourcade (Frankreich), Wolfgang Müller (BRD), Abraham Karlikow (USA), Peter Woog (CH)
Wiesenthal: als er für das OSS 1945/46 tätig war fiel ihm das Protokoll der Strassburger Geheimsitzung in die Hände. Auch die NSDAP transferierte Kapital ins Ausland und fertigte Listen an, von denen es 6 Kopien gab. Man nimmt an, dass die Listen sich bei Bormann, Scorzeny, Genoud u.a. befinden. Gemäss Wiesenthal gab es 112 Depots in Spanien, 58 in Portugal, 98 in Argentinien, 35 in der Türkei und 214 in der Schweiz und 233 in anderen Ländern. Er weiss auch, dass Höttl bei einer Liechtensteiner Bank $250'000 deponiert hat. Für seine Schule konnte er seltsamerweise 9 Mio. Schilling auftreiben. Höttl gibt an, er habe das Geld von einem Arzt aus Teheran erhalten.
Neben der Liechtensteiner Bank liegen Gelder bei Francois Genoud, bei der Zürcher Handelsbank (Bank für Anlagewerte) und bei der Arabo Afrika Bank in München.
Die Familie Franck ist österreichischer Abstammung. Die Mitglieder der Familie waren vehemente Befürworter des Anschlusses. Hitler war ihr häufiger Gast vor dem Anschluss. Gustav Franck wurde auf Lebzeiten aus der Schweiz ausgewiesen, da er auf einer Reklame der Firma Franck und Kathreiner Kilometerdistanzen zu den nächsten Städten der Schweiz angegeben hat. 1956 wurde ihm aber das Aufenthaltsrecht wieder gewährt. Die BfA hat regen Geschäftsverkehr mit dem Nahen Osten. Sie war Zahlstelle für Einzahlungen für Lösegeldaktivitäten. Joseph Mandl prozessiert noch immer gegen die Handelsbank, weil die Befreiung der von ihm ausgelösten Personen nicht erfolgt war. Franck hat in Schaffhausen eine Gerüstbaufabrik.
Vier Probleme in bezug auf dt. Fluchtkapital:
wer finanziert die Fluchtgelder der Kriegsverbrecher
wer finanziert die Familien der Flüchtlinge und der inhaftierten Kriegsverbrecher
wer finanziert die Prozesskosten
wer finanziert die Nazi-Organisationen und Publikationen

Major George J. McNally "The Great Nazi Counterfeit Plot", Reader's Digest, Juli 1952

Ausführliche Information über Operation Bernhard

"Discovery of Nazi Post-War Plans", Juli 1945, Department of State Bulletin, p.537-38

Bericht über die Affäre Rotes Haus

Liquidierung des Washingtoner Abkommens, o.A., o.D.

Durch zwei Abkommen, eins mit der BRD und eins mit den USA, GB und F, wurde das Washingtoner Abkommen aufgehoben. Die Liquidierung der dt. Guthaben war in der Schweiz niemals populär geworden und wegen verschiedener Interpretationsdifferenzen wurde es nie richtig durchgeführt. Das Abkommen sah vor, dass die in der Schweiz liegende und von der Schweiz aus veralteten Vermögen von "Deutschen in Deutschland" (also nicht auch von Deutschen in der Schweiz, wie die Alliierten urspr. gefordert hatten) liquidiert und zur Hälfte an die Alliierten für Reparationszwecke ausgehändigt werden sollten. Die SVSt wurde in ihren Untersuchungen stark kritisiert. U.a. weil sie keine Unterscheidung zwischen ehemaligen dt. Staatsangehörigen zum Zeitpunkt aber Staatenlosen machten, solange diese keine formellen Ausweis ihrer individuellen Ausbürgerung vorweisen konnten. Die generelle Ausbürgerung von Juden im Ausland durch die Verordnung vom 25.11.1941 anerkannte die SVSt nicht. Wiederholte Einsprüche des SIG blieben erfolglos.
1951 erreichte die Schweiz in London, dass dt. Guthaben von weniger als 10'000 Sfr. von der Sperre befreit wurden. Nun ist folgendes beschlossen worden: die BRD zahlt eine Ablösungssumme von 121,5 Mio. Sfr. an die Westalliierten (Hälfte der 1946 in Washington geschätzten Werte). Die Schweiz verzichtet auf ihren Teil. Dafür einigt sie mit der BRD betr. der Clearingmilliarde. Gesperrt bleiben die Gelder von Personen in Ostdeutschland. Die Liquidation funktioniert so, dass jeder dt. Besitzer rund 1/3 seines gesperrten Guthabens an die BRD abliefert, damit diese mit dem Geld die Alliierten auszahlen kann. 2/3 bleiben in seinem / ihrem Besitz und können über sie in der Schweiz frei verfügen. Leistet der Eigentümer keinen Verzicht, so wird sein Guthaben liquidiert und er erhält den vollen Gegenwert in Mark vom dt. Finanzministerium ausbezahlt. Er geht somit das Risiko ein, rückständige Steuern und Strafsteuern an das Finanzministerium zu zahlen. Guthaben von unter Sfr. 10'000 sind vom Verzicht auf 1/3 befreit. Gänzlich befreit vom Verzicht, egal wie gross das Vermögen, sind dt.-schweizer. Doppelbürger, Schweizerinnen, die durch Ehe dt. Staatsangehörigkeit angenommen haben, und Staatenlose.

Zeitungsmappe zum Sperrebeschluss und zur Liquidierung dt. Vermögen

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