Language: German
2004
August Pichler: Die Ungewissheit vergällt einem das Leben. Tagebuch aus dem Schweizer Exil 1944-1955. Edition Raetia, Bozen 2004. 208 S.,
Bibliographical reference (Bib)
cf. Neue Zürcher Zeitung, 12.3.2005, Ressort Feuilleton:"
Im Schweizer Exil
Jdl. «Geopolitisch betrachtet, kann Hitler den Krieg nicht gewinnen.» August Pichler, 1898 in einem Südtiroler Dorf und noch im Schutz der habsburgischen Monarchie geboren, übte sich in den dreissiger Jahren in Optimismus. Und er beschloss, seinen Werten treu zu bleiben. 1939 optierte der Anwalt August Pichler für Italien. Was folgte, war die menschliche Radikalisierung einer katholisch-konservativen Weltanschauung, die Flucht und schliesslich das Exil in der Schweiz. In Tagebüchern hat August Pichler die Jahre 1944 und 1945 festgehalten. Wenn diese jetzt in einem Band mit dem Titel «Die Ungewissheit vergällt einem das Leben» dokumentiert werden, so ist damit auch ein wesentlicher Aspekt des Widerstands gegen den Nationalsozialismus beleuchtet. In zwei Schreibheften hat August Pichler seinen Schweizer Exilalltag notiert. Sie erzählen in grosser Unmittelbarkeit von einer humanitären Bürokratie, die es allenthalben an Menschlichkeit fehlen lässt, von wenig erfreulichen Erfahrungen mit Gastgebern und von den Internierungslagern. Vor allem aber sind Pichlers Tagebücher auch Selbstbefragungen einer Werthaltung, die sich in den Zeiten des Nationalsozialismus uneingeschränkt zur Gleichheit aller Menschen bekennt. Die gesellschaftliche Utopie August Pichlers deckt sich mit den Erfahrungen seiner Jugend. Für ihn, der in ihr aufgewachsen war, stellte die österreichische Monarchie im Grossen dar, was der südliche Teil Tirols zu Zeiten des Kronlands im Kleinen war: die Möglichkeit, unter dem Signum christlicher Egalität verschiedene Ethnien friedlich zu vereinen."
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