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Als die Mauer fiel

Tief beeindruckt kehrte Helmut Kohl am Morgen des 10. November 1989 aus Berlin ins Bonner Kanzleramt zurück. «Es hat die Atmosphäre eines Volksfestes», beschrieb er am Telefon dem US-Präsidenten George Bush die Stimmung während der denkwürdigen Nacht des Mauerfalls: «Die Grenzen sind gänzlich offen. An gewissen Punkten reissen sie die Mauer wortwörtlich ein […]. Den Checkpoint Charlie überqueren tausende Menschen in beide Richtungen» (dodis.ch/52911). Doch nicht alle begrüssten den Fall der Mauer. Der «rasante Wiedervereinigungsprozess» stiess insbesondere beim Nachbarland Polen auf Misstrauen (dodis.ch/53173). Die israelische Presse malte gar ein «Viertes Reich» und einen «neuen Hitler» an die Wand (dodis.ch/52952). «Wird der neue Staat Heimat, ja ein Zuhause für alle Deutschen werden können?», war die Frage, mit der sich am 2. Oktober 1990, am Vorabend der Deutschen Einheit, der Schweizer Botschafter in Ost-Berlin von der DDR verabschiedete (dodis.ch/49561).

Eine wahrhaft internationale Kooperation

Dies sind nur vier Beispiele von insgesamt 63 Dokumenten, die die Wahrnehmung der internationalen Diplomatie zum Fall der Berliner Mauer und der Deutschen Wiedervereinigung beleuchten. Das Internationale Komitee von Editoren Diplomatischer Dokumente (ICEDD) nahm den 30. Jahrestag des Mauerfalls zum Anlass, um über sein weltweites Netzwerk in einer wahrhaft internationalen Kooperation eine Quellenauswahl zu diesen denkwürdigen historischen Ereignissen um 1989 und 1990 zusammenzustellen. Editoren aus Deutschland, Israel, Kanada, den Niederlanden, Österreich, Polen, Russland, der Schweiz, der Türkei, den USA und dem Vereinigten Königreich steuerten Unterlagen aus Ihren Archiven bei. Die Forschungsstelle Diplomatische Dokumente der Schweiz (Dodis) nahm eine führende Rolle ein: Die Quellensammlung erscheint in der eBook-Reihe Quaderni di Dodis. Alle Dokumente sind als Faksimile des Originals und in englischer Übersetzung als Transkripte auf der Datenbank Dodis frei zugänglich.

Die Publikation wurde am 6. Juni 2019 im Rahmen der 15. internationalen Konferenz von Editoren Diplomatischer Dokumente im Auswärtigen Amt in Berlin vorgestellt. Zur Publikation: www.dodis.ch/q12.

06. 06. 2019