Universitäre Lehre

Vom Irredentismus zum Minderheitenschutz. Die «Südtirol-Frage» 1859–1992

Universität Bern
WS 2000/2001
Übung (2-stündig)
Sacha Zala

Die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts hat sich in «Südtirol» paradigmatisch niedergeschlagen. Vor dem Hintergrund der Problematik von ethnischen Minderheiten beim Aufbau des Nationalstaates soll in der Übung anhand ausgewählter Themen die «Südtirol-Frage» sowohl im historischen Längsschnitt als auch mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen diskutiert werden. Einen ersten Schwerpunkt bildet die Betrachtung der «Südtirol-Frage» unter Österreich-Ungarn bis zur Nachkriegsordnung des Vertrages von Saint Germain mit einem besonderen Augenmerk auf der Rolle von Nationalisten und Geographen. Ein zweiter thematischer Schwerpunkt diskutiert die faschistische Entnationalisierungs- und Italianisierungspolitik bis zur zwischen dem faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland vereinbarten Umsiedlungspolitik. Der dritte Schwerpunkt befasst sich mit der Nachkriegszeit vom ersten Autonomie-Statut von 1948 aufgrund des Gruber-Degasperi-Abkommens, über den Terrorismus bis zur Behandlung der «Südtirol-Frage» vor der Generalversammlung der UNO. Erst 1992, nach der Durchführung eines komplexen Massnahmenpakets, das der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung Südtirols weitgehende Minderheitenrechte gewährte, konnten Österreich und Italien ihren Streit vor der UNO beilegen.