Également: Les communistes gagnent de l’influence en Haute-Savoie et les critiques contre la Suisse se multiplient. Annexe de 12.10.1944
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 15, doc. 217
volume linkBern 1992
more… |▼▶Repository
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E4800.1#1967/111#61* | |
Old classification | CH-BAR E 4800.1(-)1967/111 13 | |
Dossier title | Beziehungen zu anderen Staaten: Allgemeines (1939–1954) | |
File reference archive | 1.04.06 |
dodis.ch/47821
BESPRECHUNG ZWISCHEN HERRN DR. ROTHMUND UND HERRN VERGÉ, CHEF DER FRANZÖSISCHEN DELEGATION, VOM 1.9.44
Herr Dr. Rothmund hat Herrn Vergé empfangen und zu Beginn mit ihm allein eine kurze Unterhaltung gehabt. Dann ist der Unterzeichnete zur Fortsetzung der Unterredung beigezogen worden.
Herr Vergé streift kurz die Frage der Rückkehr französischer Flüchtlinge nach dem befreiten Frankreich. Er wiederholt, was uns bereits Herr de Leusse gesagt hat, dass in Savoyen zurzeit noch grosse Schwierigkeiten bestehen namentlich für die Verpflegung, den Transport und die Unterkunft grösserer Zahlen von zurückkehrenden Flüchtlingen. Aus diesem Grunde wünschen die französischen Behörden, dass zurzeit erst wenige Flüchtlinge aus der Schweiz nach Savoyen ausreisen. In Betracht kommen in erster Linie die Savoyarden, die ohne weiteres in ihre Dörfer zurückkehren können, daneben in einem gewissen Umfang noch entwichene Kriegsgefangene. Herr Vergé wirft die Frage auf, ob man nicht eine Art laisser-passer einführen sollte, das jedem Flüchtling zu übergeben wäre, für den die französischen Behörden die Rückkehr gestatten. Herr Dr. Jezier macht darauf aufmerksam, dass die Rückkehr mindestens dann, wenn sie in grösserem Umfange möglich sein wird, nicht allzusehr durch Formalitäten sollte erschwert werden. Es wird vereinbart, dass Herr de Leusse nächste Woche mit den Herren Dr. Jezier und Fischli die Einzelheiten über das Verfahren der Rückschaffung der französischen Flüchtlinge besprechen soll.
Herr Vergé bestätigt bei dieser Gelegenheit, dass Herr de Leusse von der provisorischen Regierung damit beauftragt sei, sich mit den Flüchtlingen in der Schweiz, mit der Rückschaffung der französischen Kriegsgefangenen und Arbeiter in Deutschland und mit den Angelegenheiten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz zu befassen. Herr de Leusse besitze auf diesem Gebiet bereits grosse Erfahrungen, da er seit langem sich damit beschäftige. Er sei sehr lebhaft, praktisch und initiativ. Immerhin müsse man ihn hin und wieder wegen seines Temperamentes etwas zurückbinden. Herr Vergé legt dann dar, es sei noch zu prüfen, wie die Aide Fraternelle mit und neben der französischen Delegation künftig arbeiten solle. Ein Teil der Arbeiten, die bisher von der Aide Fraternelle3 mangels einer französischen Vertretung (Richtung de Gaulle) besorgt worden seien, gehen jetzt an die Delegation über. Herr Malche erwägt, ob die Aide Fraternelle jetzt nicht aufgelöst werden sollte. Herr Vergé ist der Auffassung, in dieser Beziehung sollte auf jeden Fall nichts überstürzt werden. Die Aide Fraternelle kann weiterhin nützlich wirken, auch neben der Delegation. Möglicherweise wird sie dann allerdings eines Tages als überflüssig aufgelöst werden können. Herr Dr. Rothmund bemerkt seinerseits, er sei der Auffassung, die Aide Fraternelle könne auch weiterhin nützlich sein, doch solle sie sich als schweizerisch-französische Flüchtlingshilfsorganisation ausschliesslich auf die fürsorgerische Tätigkeit beschränken. Herr Dr. Rothmund knüpft dann an an den Vorfall wegen des Berichtes Blech. Er bemerkt, er habe das Gefühl, es bestehe in Kreisen der Aide Fraternelle eine gewisse Unzufriedenheit den schweizerischen Behörden gegenüber, die aber vielleicht zur Hauptsache darauf zurückzuführen sei, dass einzelne Herren einerseits die Lage der Schweiz und der Flüchtlinge, andererseits die Stellung und die Aufgabe der Aide Fraternelle nicht vollkommen verstehen. Herr Vergé glaubt, dass vieles auf eine allgemein vorhandene Nervosität zurückgeführt werden müsse. Er bittet Herrn Dr. Rothmund, sich, falls neuerdings Schwierigkeiten wegen der Aide Fraternelle aufkommen sollten, mit ihm in Verbindung zu setzen; es dürfte sich wohl alles in direkter Besprechung beseitigen lassen, umso mehr, als die Delegation nun natürlich mehr und mehr an Gewicht gewinnen werde. Herr Dr. Rothmund betont, dass man sehr wohl gegenseitig Kritik erheben könne, dass man aber auch offen miteinander sprechen müsse. Abschliessend wird noch kurz die Frage des Rücktransportes französischer Arbeiter aus Deutschland berührt: Herr Dr. Rothmund wiederholt, dass, wie er Herrn de Leusse gesagt hat, die Schweiz unmöglich eine grosse Zahl französischer Arbeiter über die Grenze kommen lassen könne, in einem Zeitpunkt, in dem vielleicht in Deutschland eine innere Umwälzung im Gange sei. Man muss sich also französischerseits darauf einrichten, auf deutschem Boden - allenfalls mit schweizerischer Unterstützung - Sammellager für französischer Arbeiter zu errichten; dem organisierten Durchtransport durch die Schweiz werden wir uns dann nicht widersetzen4.
- 1
- Ce compte-rendu est rédigé par R. Jezier, Adjoint à la Division de Police du Département de Justice et Police. Au sujet de ta nomination de J. C. Vergé, E. Schlatter, Délégué officieux du Conseil fédéral à Alger, adresse le 25 août le télégramme suivant au Département politique: suivant ma suggestion Vergé désigné Chargé de Délégation ad interim par Général Catroux remplaçant Massigli absent. Prière de me faire savoir si êtes d’accord.Pilet-Golaz a ajouté dans la marge: mais oui et il a écrit au bas du document: 1) Confirmer immédiatement à Schlatter que d’accord; 2) Prévenir Vergé de cette communication. 3) Traiter dorénavant et jusqu’à désignât//«?«/ nouvelle avec Vergé com[me]représent[ant]officieux Alger. 28.8.1944 (E 2001 (D) 3/65).Cf. aussi E 2001 (E) 1967/113/168.↩
- 2
- (Copie): E 4800 (A) 1967/111/61.↩
- 3
- Sur l’association intitulée Aide fraternelle aux réfugiés français en Suisse et présidée par A. Malche, cf. E 2001 (D) 3/272 et 275, ainsi que E 4800 (A) 1967/111/167.↩
- 4
- Cf. le document reproduit en annexe.↩
Tags