Classement thématique série 1848–1945:
2. RELATIONS BILATÈRALES
2.10. GRANDE BRETAGNE
2.10.1. NÉGOCIATIONS ÉCONOMIQUES ET FINANCIÈRES À LONDRES
Également: La délégation financière du Conseil fédéral s’est occupée de la question du crédit à la Grande-Bretagne, crédit qui est vivement souhaité par la mission suisse à Londres dans l’espoir de débloquer les négociations. La Banque nationale serait d’accord, à condition qu’en contrepartie la Suisse puisse importer plus de marchandises depuis la Grande-Bretagne. La décision finale dépend du Conseil fédéral. Annexe de 9.7.1942 (CH-BAR#E2001D#1000/1552#7350*).
Également: Selon les rapports de la mission suisse à Londres, l’attitude des Alliés envers la Suisse s’est encore durcie, apparemment à cause de la position intransigeante des Etats-Unis. De son côté, la Confédération doit poursuivre ses exportations de machines et matériel de guerre à destination du Reich - conformément à l’accord de juillet 1941 - si elle ne veut pas provoquer de graves tensions avec Berlin. Pour éviter la rupture des négociations de Londres et afin de fournir un moyen de pression à la mission Sulzer, le Conseil fédéral estime le moment venu de proposer à la Grande-Bretagne l’octroi d’un crédit de 200 millions de francs. Annexe de 14.7.1942
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 14, doc. 206
volume linkBern 1997
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dodis.ch/47392
1. Ich bestätige Ihnen hiermit bestens dankend den Empfang Ihrer beiden eingehenden Verhandlungsberichte No 5 und 62, die wie gewohnt mein grösstes Interesse gefunden haben. Ferner hatte ich Gelegenheit zu einer eingehenden Aussprache mit dem inzwischen wiederum in die Schweiz zurückgekehrten Prof. Rappard3, der Ihre äusserst sorgfältigen und umfassenden schriftlichen Berichte noch in interessanter Weise ergänzen konnte, wenn er auch eine gewisse Enttäuschung über den schleppenden Verlauf der Londoner-Verhandlungen nicht unterdrücken wollte.
2. Blockade. Hier habe ich mit grosser Besorgnis von der plötzlich aufgetretenen Verschärfung infolge der unverständlichen Haltung der Amerikaner Kenntnis genommen. Ich habe aber mit der grössten Befriedigung von der Haltung der schweizerischen Delegation Notiz genommen, wie sie in vorzüglicher Weise in Ihrem Schreiben an Foot vom 20. Mai4 zum Ausdruck kommt. Es ist ein schwacher Trost, wenn erklärt wird, man sei bereit, ein neues Blockadeabkommen zu schliessen auf der neuen, ausserordentlich verschärften Grundlage, derzufolge unsere Ausfuhr nach der Achse auf vielen und wichtigen Gebieten verboten werden soll. Ganz besonderes Kopfzerbrechen verursacht uns das Verlangen, die Eröffnung von Einfuhrquoten für Futtermittel und Fette und Öle von einem Ausfuhrverbot für unsere Erzeugnisse der Vieh- und Milchwirtschaft abhängig zu machen. Wir haben Ihnen in diesem Zusammenhang unsere schwierige Lage ganz besonderes gegenüber Italien telegraphisch signalisiert. Aber auch gegenüber Deutschland kämen wir in eine absolut unmögliche Lage, weshalb wir Ihnen aufrichtig dankbar sind, dass Sie Ihre energischen Bemühungen fortsetzen um zu erreichen, dass man in London und Washington sich mit den stark reduzierten Lieferungen landwirtschaftlicher Produkte begnügt. Auch die verlangten Exportverbote für Textilien, hauptsächlich Baumwollgewebe, müssen wir in der englischerseits beantragten absoluten Form als schlechthin untragbar bezeichnen. Wir können sowohl aus Gründen der Aufrechterhaltung unserer Wirtschaft, wie auch mit Rücksicht auf das Verhältnis zu Deutschland auf die traditionellen Exporte von Baumwollgeweben nicht verzichten. Da es sich dabei schon heute ausschliesslich um Feingewebe und etwa zu 7/s um ausgerüstete Gewebe handelt, die überwiegend für Damenund Kinderbekleidung verwendet werden, kann vom Standpunkt der Blockadeziele aus England mit den heute noch getätigten Textilexporten wirklich kein irgendwie entscheidender Nachteil erwachsen. Wir prüfen gegenwärtig, was für Kombinationsmöglichkeiten eventuell vorhanden sind, um irgend einen Kompromiss zu finden, müssen Ihnen aber gestehen, dass wir wenig Hoffnung haben, auf diesem Wege zu einer Lösung zu kommen. Dass ferner für wichtigste Produkte, insbesondere der Maschinenindustrie ein Ausfuhrplafond verlangt wird mit dem Ziel, die bisherige freie Ausfuhr zu beschränken, obwohl die hier verwendeten Rohstoffe ausschliesslich von der Achse stammen, beleuchtet weiter in unmissverständlicher Weise die eingetretene Verschärfung, gegen die wir mit aller Energie ankämpfen müssen. Völlig unabgeklärt ist einstweilen noch die Haltung der Alliierten auf dem wichtigen Chemie-Sektor, wo wir immer noch auf die mit Telegramm No 652 vom 6. crt.5 erbetenen nähern Angaben warten. Die offenbar durch die Amerikaner inspirierten Begehren um drakonisehe Exportbeschränkungen tragen unserer insularen Lage in keiner Weise Rechnung, ganz abgesehen von der absoluten Notwendigkeit unseres Exportes nach der Achse wegen der Arbeitsbeschaffung für unsere Bevölkerung sowie der immer schwieriger werdenden Versorgung unseres Landes mit Kohlen, Eisen, Stahl, flüssigen Brennstoffen, Sämereien, Düngemitteln, chemischen Rohstoffen und vielem anderem mehr. Wenn unser Export nach den Achsenstaaten allzu rigorosen neuen Beschränkungen unterworfen werden müsste, sehen wir beim besten Willen nicht, wie die Verhandlungen über die dringend gebotenen Gegenblockade-Lockerungen mit Aussicht auf Erfolg weiter geführt werden können. Wir haben denn auch in eingehenden Berichten sowie telegraphisch Herrn Minister Bruggmann eingehend und eindringlich aufgeklärt und dringend ersucht, einmal die Bekanntgabe der immer noch ausstehenden amerikanischen Präzisierungen bezüglich Programm No 36 zu beschleunigen. Die Unmöglichkeit, mit der Achse hier weiter verhandeln zu können, birgt die grosse Gefahr eines vertragslosen Zustandes mit Italien7 ab 1. Juli a. c. in sich. Ganz besonders aber erhielt Herr Bruggmann die Weisung alles zu tun, um die Amerikaner dazu zu bringen, ihre starre Haltung in der Blockade aufzugeben oder doch ganz wesentlich zu mildern, soll unser Land nicht über kurz oder lang in eine geradezu katastrophale Lage hinein manöveriert werden. Es muss daher in London und Washington mit äusserster Zähigkeit dafür gekämpft werden, dass uns neue Rohstoffzufuhren ermöglicht werden ohne die verlangten Exportverbote nach der Achse. Mit einer angemessenen verschärften Limitierung unseres Exportes werden wir uns bei gewissen Positionen im allerschlimmsten Fall abfinden können, nicht aber mit wesentlichen, wichtigen neuen und radikalen Verboten. Die Versorgung unseres Landes mit Rohstoffen aus Übersee, ohne von weitgehenden Ausfuhrverboten nach der Achse abhängig gemacht zu werden, ist für die Schweiz von der allergrössten politischen und wirtschaftlichen Tragweite. Wir dürfen Ihnen nicht verhehlen, dass uns Ihre Mitteilungen des Telegramms Nr. 7028 einen geradezu katastrophalen Eindruck verursacht haben. Sie werden daher verstehen, dass die im erwähnten Telegramm aufgeworfenen eigentlichen Existenzfragen für unser Land einer eingehenden Prüfung bedürfen; die dadurch aufgeworfenen Fragenkomplexe sind von derart schwerwiegender Tragweite, dass deren allseitige Prüfung und Abklärung eine gewisse Zeit beanspruchen müssen. Unser erster Eindruck geht dahin, dass die englischen Vorschläge in der uns telegraphisch übermittelten Form schlechterdings untragbar und daher völlig unannehmbar erscheinen.
Aus obigen Ausführungen ergeben sich die folgenden Schlussfolgerungen:
a) Im Interesse unserer Versorgung muss nach wie vor unser mit Hartnäckigkeit zu verfolgendes Ziel in der Lockerung der Gegenblockade liegen. Wenn auch vorläufig nur noch ein einmaliges Programm No. 3 zur Diskussion steht, so glauben wir, dass weitere ähnliche folgen werden. Die Einmaligkeit ist somit nur als eine vorläufige Tatsache zu werten. Immerhin ist es nunmehr äusserst wichtig, endlich die notwendigen Präzisierungen besonders von den Amerikanern für diese einmaligen 150000 $ zu erhalten, um die dafür noch notwendigen Verhandlungen mit der Achse möglichst rasch aufnehmen und zu einem annehmbaren praktischen Resultat führen zu können.
b) Bei aller Bereitschaft, die bisherige Exportmöglichkeit nach der Achse im Sinne obiger Ausführungen sowie unserer zahlreichen Einzeltelegramme weiter einzuschränken, scheint es im Interesse unserer wichtigsten Lebensnotwendigkeiten zu liegen, mit der Zustimmung zu neuen Exportverboten nach der Achse äusserst behutsam und sparsam vorzugehen.
c) Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, dass, wenn es uns einmal gelungen ist, die bisher allzu schroff gehandhabte Gegenblockade zu durchbrechen, sich eine für uns günstigere Stimmung bei den Alliierten wiederum einstellen dürfte. In dieser Richtung dürfen wir es weder an Ausdauer noch an Mut und Hartnäckigkeit in der Verfechtung unseres Standpunktes im Sinne Ihres Briefes an Foot9 fehlen lassen.
d) Da unsere Neutralität auch für die Achse von zunehmender Bedeutung ist, glauben wir schlussendlich mit unsern unablässlichen Begehren um Lockerung der Gegenblockade, unsere Einseitigkeit in der Lieferung kriegswichtiger Güter doch in einem für die Alliierten interessanten Umfang abzuschwächen.
e) Im Sinne dieser programmatischen Einstellung werden wir sobald wie möglich zu den in Ihrem Telegramm No. 702 aufgeworfenen Fragen und Begehren Stellung nehmen. Dass die Abklärung dieser vitalsten Fragen für unsere Politik und Wirtschaft eine gewisse Zeit erfordern muss, haben wir Ihnen schon durch unser Telegramm No. 732 vom 24. crt.10 eröffnet.
3. Kreditfrage11. Ich nehme Bezug auf meine Ausführungen vom 31. pto. sowie unser Telegramm vom 1. crt. und entnehme Ihrem Bericht Nr. 610, dass Sie mir Ihre Anträge möglichst bald telegraphisch unterbreiten werden. Dabei wird es notwendig werden, den Zeitpunkt für eine Kreditoperation sorgfältig auszuwählen, damit wir das hier vorhandene Pulver nicht im falschen Moment verschiessen. Es ist klar, dass die Bank von England und auch die englischen Devisenbehörden sich sehr gerne durch einen Kredit Schweizerfranken beschaffen wollen. Sie sind sich doch wohl auch bewusst, dass ein Entgegenkommen der Schweiz auf finanziellem Gebiet durch entsprechende Konzessionen auf dem Blockadegebiet kompensiert werden muss. Gerade deshalb ist aber möglicherweise - es geht dies auch aus dem Schreiben Pfenninger an Schnorf vom 9. crt.12 deutlich hervor - beim MEW und beim amerikanischen Board of economic Warfare die Bereitschaft, auf die Kredit-Idee einzutreten, noch sehr ungewiss. Bekanntlich verfolgen diese beiden Instanzen bewusst die Politik, uns durch ihre Massnahmen zu zwingen, unsere noch frei verfügbaren Goldund Devisenreserven zu binden. Das Ziel dieser Kreise ist unzweifelhaft die Schwächung der schweizerischen Finanzkraft. Die vorläufige Diskussion dieser Kreditfrage im Schosse der bundesrätlichen Finanzdelegation hat denn auch ergeben, dass der Moment für eine schweizerische Kreditofferte immer noch als verfrüht erscheint, da wir in den Blockadefragen noch vor der grössten Unsicherheit stehen. Für diesen letzten und wirksamsten Trumpf muss der Zeitpunkt wirklich mit aller Sorgfalt ausgewählt werden. Ferner wurde insbesondere von Herrn Finanzminister Bundesrat Wetter auf die Konsequenzen hingewiesen, wenn wir England einen eigentlichen Kredit und nicht bloss einen Clearingkredit gewähren würden (Rückwirkung auf die ähnlichen Begehren der Achse). Für einen Clearingkredit fehlen aber einstweilen noch die Voraussetzungen und wenn es nur wäre, dass es dazu ja Æjcporrtnôglichkeiten braucht!
Ich wollte nicht unterlassen, Ihnen von diesen Überlegungen ebenfalls sofort Kenntnis zu geben und sehe nunmehr Ihren weitern Mitteilungen und Anträgen mit Interesse entgegen.
- 1
- Lettre (Copie): E 7800/1/22.↩
- 2
- Non reproduit.↩
- 3
- Cf. Nos 200 et 204.↩
- 4
- Non reproduit.↩
- 5
- Non reproduit.↩
- 6
- Non reproduit.↩
- 7
- Cf. No 198, note 2.↩
- 8
- Expédié le 17 juin (E 2001 (D) 2/231).↩
- 9
- Cf. note 3 ci-dessus.↩
- 10
- Non reproduit.↩
- 11
- Sur cette question, cf. aussi annexes I et II au présent document.↩
- 12
- Non reproduit.↩
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