Classement thématique série 1848–1945:
2. RELATIONS BILATÈRALES
2.1. ALLEMAGNE
2.1.1. RELATIONS ÉCONOMIQUES
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 14, doc. 23
volume linkBern 1997
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E7800#1000/1961#120* | |
Old classification | CH-BAR E 7800(-)1000/1961 16 | |
Dossier title | Vorschussaktion mit Deutschland (1940–1944) | |
File reference archive | 01.10.09 |
dodis.ch/47209
Notice du Directeur général de la Société suisse d’assurances générales sur la vie humaine, H. Koenig1
BESPRECHUNG MIT STAATSSEKRETÄR DES AUSWÄRTIGEN AMTES VON WEIZSÄCKER
Von den früheren Bestrebungen zur Verbesserung der Schweiz/deutschen Beziehungen hatte er Kenntnis, aber es ist nichts daraus geworden. Die Hauptschuld liegt an den Schwierigkeiten, verursacht durch die schweizerische Presse. Man ist nun eben im Kriege und daher auch empfindlich. Wenn gerade gestern eine kleine Notiz2 die militärischen Behörden zur Weissglut erhitzt haben, so versteht man das kaum. Irgend eine kleine Zeitung hat geschrieben, Deutschland habe sich die Eroberung Frankreichs sehr leicht gemacht. Mit den Tanks sei man dreingefahren, dann hätte man französische Gefangene gemacht und diese draufgesetzt und so das Land erobert. Solche Geschichten sind lächerlich, aber sie werden hier ernst genommen und machen die tapferen Soldaten wütend. Warum soll man tapfere Soldaten auf diese Weise lächerlich machen und ihre Erfolge beschneiden?
Viel wichtiger als organisatorische Bestrebungen ist das tatsächliche Verhalten. Er kann nicht verstehen, dass die Schweiz ständig so viel Militär unter den Waffen hat. Von Italien ist wohl nichts zu fürchten, also nur von Deutschland. Nun ist die Schweiz für Deutschland militärisch uninteressant geworden. Man braucht sogar ihre Verbindungswege und hat diese nötig. Wenn wir die Schweiz unter Druck setzen wollen, können wir es wirtschaftlich genügend tun. Wir brauchen nur die Kohlenlieferung zu stoppen, aber auch das tun wir nicht. Er hat noch nie und von keiner Seite davon gehört, dass man die Schweiz «einladen» wolle, dem Dreier-Pakt beizutreten. Die Schweiz ist nur wirtschaftlich für uns interessant, politisch nicht und militärisch auch nicht.
Aus diesen Gründen ist das Verhalten der Schweiz oft schwer verständlich. Geht es Deutschland wirtschaftlich schlecht, so wird auch die Schweiz zu leiden haben.
Eine Verbesserung der Beziehungen zur Schweiz durch organisatorische Massnahmen, Vereinigungen, Versammlungen, Zusammenkünfte, Reden etc. wird kaum zu erzielen sein. Er legt hierauf kein Gewicht, weil er sich nichts davon verspricht. Viel wichtiger wäre ein verständnisvolleres Verhalten und nicht immer das ewige Sticheln, Besserwissen, Belehren, Lächerlichmachen. Das verträgt man nicht auf die Dauer.
Die Schweiz steht ausser Diskussion, also soll sie sich auch entsprechend aufführen und nichts von sich merken lassen. Man verhalte sich so, wie das Edelweiss am Felsen oben, das in die Welt hinaus strahlt, ohne andere zu behelligen.
Von Herrn Dr. Riedweg3 weiss er nichts genaues. Er glaubt, er habe Doppel-Nationalität, Schweiz/Deutschland. Er ist Arzt und gilt als anständiger Mensch. Bedeutend ist er nicht und besondere Verbindungen hat er auch nicht, aber er ist kein Mann der fünften Kolonne. Man darf ihm vertrauen. Er meint es ehrlich. Wenn sich deshalb Herr Rütschi4 mit ihm in Verbindung setzen will, so kompromitiert er sich wahrscheinlich nicht.
Dem Auswärtigen Amt ist bekannt, dass zwischen Stuttgart und Zürich besondere Verbindungen persönlich durch Herrn Stadtpräsidenten Klöti in Zürich und dem Stadtvorstehender von Stuttgart auf genommen worden sind. Das ist sehr erfreulich und kann freundlichere Beziehungen bringen, aber entscheidend ist das nicht. Man hat gegenwärtig viel grössere und wichtige Probleme in Deutschland als die Schweiz. Man will sie ruhig lassen, aber sie sollen auch uns ruhig lassen. Wenn in dieser Beziehung nicht immer geschürt würde, so wäre es schon gut. Gewisse Stellen nehmen eben die kleinste Zeitung sehr ernst und wichtig. Am Auswärtigen Amt regt man sich darüber nicht auf, aber andere merken sich das und dann entsteht eine Vergiftung der Atmosphäre, die durchaus unnötig ist.
Dr. König gibt Herrn Staatssekretär von den Änderungen Kenntnis im Verwaltungsrat der Neuen Zürcher Zeitung. Ob die Bestrebungen durchgreifend sein werden, bleibt abzuwarten.
Herr Staatssekretär begrüsst jede Bemühung zur Verbesserung der beiderseitigen Beziehungen, aber er glaubt nicht, dass diese auf organisatorische Gebiete wirksam gefördert werden könnte. Das tatsächliche Verhalten ist viel wichtiger. Wichtig auch ist, dass man nicht zuviel von sich reden macht.
Die ganze Besprechung verlief im freundschaftlichsten Tone und ausgehend von bester Gesinnung für die Schweiz5.
- 1
- (Copie): E 7800/1/16. Deutsch-schweizerische Beziehungen.↩
- 2
- Non retrouvé.↩
- 3
- Sur F. Riedweg, cf. DDS, vol. 12, pp. 1028, 1096-1097.↩
- 5
- H. Koenig participe à Berlin et à Berne en 1941 à des négociations pour adapter les conditions de transfert des primes d’assurances à la nouvelle situation européenne, notamment en ce qui concerne les régions et pays occupés par l’Allemagne (Alsace, Lorraine, Luxembourg, Belgique, Pays-Bas, Bohême et Moravie). Cf. en particulier les procès-verbaux des séances du 4 avril 1941, E 2001 (D) 2/70, et de début juin 1941, E 2001 (D) 1/59.Les transferts en faveur des compagnies d’assurances sont aussi évoqués par J. Hotz et H. Hornberger lorsqu’ils se rendent à Berlin du 18 au 25 avril 1941 afin de renouer les négociations sur les relations économiques germano-suisses. Dans leur rapport du 28 avril 1941 au Conseil fédéral, ils écrivent notamment: [...] 5. Schliesslich haben wir für die kommende Verlängerung des geltenden Verrechnungsabkommens eine angemessene Verbesserung des Transfers der Versicherungs-Überschüsse für das Reich auf den früheren Betrag von 6 Mill. Fr. jährlich, sowie 1 Vi-2 Mill. Fr. für die besetzten Gebiete verlangt. Auch liessen wir die Deutschen darin nicht im Zweifel, dass bei der in Aussicht stehenden starken Clearing-Verschuldung wiederum Wartefristen für die Auszahlung in der Schweiz bis zu max. 6 Monaten nicht mehr umgangen werden können. Bezüglich einer angemessenen Amortisation der schweizerischen Clearing-Vorschüsse stiessen wir auf strikte Ablehnung. Insbesondere sollte die Schweiz an der jetzigen Reichsbankspitze von 11,8% nicht rühren; das Interesse Deutschlands an diesen freien Devisen nütze schlussendlich auch unserem Land, indem es zur Wertschätzung unseres Landes und des Schweizerfrankens in Deutschland beitrage. Dagegen stiess eine Anregung von Herrn Dr. Hornberger im Reichswirtschaftsministerium auf Verständnis dahingehend, Deutschland solle sich jetzt schon ausdrücklich verpflichten, uns bis zur völligen Tilgung des Clearingvorschusses - unbeschadet der übrigen herkömmlichen deutschen Einfuhren - mit genügenden Mengen Kohle und Eisen zu beliefern. Ein angemessener Teil auch dieser Kohle- und Eisenlieferungen hätte sr. Zt. der Abtragung der Vorschüsse zu dienen. Auch das Auswärtige Amt steht einer solchen zeitlichen Ausdehnung der deutschen Lieferungsverpflichtungen wohlwollend gegenüber.[...] (E 7110/1967/32/900Deutschland/9/1941) Cf. sur les activités diplomatiques relatives aux intérêts considérables des compagnies suisses à l’étranger, E 2001 (E) 1/131, E 2001 (D) 1968/78/389 et E 7110/1967/32/900-902Deutschland/1564.↩
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