Classement thématique série 1848–1945:
V. AFFAIRES MILITAIRES ET FAITS DE GUERRE
3. Guerre aérienne
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 13, doc. 428
volume linkBern 1991
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2200.40-03#1000/1644#109* | |
Old classification | CH-BAR E 2200.40-03(-)1000/1644 7 | |
Dossier title | Violation de la frontière suisse par des avions britanniques (& américains) pièces du 6.11.40 au 15.2.41 (1940–1940) | |
File reference archive | X.A.7.C • Additional component: Grossbritannien und Nordirland |
dodis.ch/47185
Ich sprach heute beim Unterstaatssekretär Butler vor betreffend die Grenzverletzung. Ich drücke mein Bedauern aus, dass ich am Weihnachtsvorabend mich veranlasst sehe, zu ihm zu kommen mit der Meldung, dass britische Flieger erneut zu zwei Malen schweizerisches Souveränitätsrecht verletzt, zum ersten Male in der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember, offenbar anlässlich eines Fluges nach Italien, vielleicht Venedig, und das zweite Mal am 22./23. Dezember im Zusammenhang mit einem Flug nach Zürich und Bombenabwürfen über diese wichtigste Stadt der Schweiz.
Das erstaunliche auch bei diesem Fall, wie übrigens demjenigen Basels sei die schlechte Orientierung der Flieger. Auch Zürich sei eine markante Stadt auf der Landkarte, am Ende des langen schmalen Zürichsees und es sei mir unerklärlich, wie man Zürich mit einer Süddeutschen Stadt verwechseln könne, es sei denn, dass der Flieger vielleicht Konstanz mit Zürich verwechsle. In diesem Falle müsste er aber den relativ schmalen Zürichsee mit dem breiten Becken des viel grösseren Bodensees verwechselt haben.
Diese konstanten und in letzter Zeit so schweren Verletzungen machen einen sehr ungünstigen Eindruck, vor allen Dingen einmal bei uns, dann aber glaube ich, dass sie überhaupt dem Ansehen der britischen Flieger im Ausland schaden. Die Schweiz sei überall beliebt und bekannt und man könne nicht verstehen, weshalb britische Flieger so schlecht orientiert seien, dass sie über der Schweiz Bomben abwerfen.
Mr. Butler erklärt seinerseits sein Bedauern über die konstanten unangenehmen Aufträge, die mir hier infolge der britischen Flieger Überbunden seien. Als ich meinen Besuch heute meldete hätte er vermutet, dass ich wegen der Grenzverletzung komme und deshalb vorgängig eine Besprechung mit dem neuen Chef des Auswärtigen, Mr. Eden, der gestern sein Amt angetreten hat, gehabt. Er könne mir mitteilen, dass dieser sofort eine eingehende Untersuchung angeordnet habe. Bevor diese beendigt, könne er sich nicht weiter äussern; dagegen spreche er über die Umstände an sich sein Bedauern aus.
Mr. Butler bemerkt dann, dass es erstaunlich sei, dass so rasch und in kurzer Frist derartig schwere Verletzungen Vorkommen, und fügt die Frage bei, ob ich ganz sicher sei, dass es sich um britische Flieger handle. Ich antworte, dass meiner Ansicht nach hierüber kaum ein Zweifel herrschen könne; die Bomben seien britische Bomben und die Radiomeldungen der Flieger bilden ebenfalls eine Bestätigung, dass es britische Flieger gewesen [seien]-, überdies seien unsere Untersuchungsbehörden sehr vorsichtig und gründlich. Butler bemerkte hierzu, dass er nicht den geringsten Zweifel in diesen Meldungen hege. Er erwähnt nur, dass die Deutschen eben leider im Besitze von britischen Bomben seien. Ich füge dann bei, dass dieser britische Zweifel bei uns keine günstige Aufnahme finden würde, und Mr. Butler möchte denn auch lieber, dass ich hierüber keinen Bericht mache, was ich Zusage.
Ich tue dies, einmal um die berechtigte Verstimmung bei uns nicht unnötig zu vergrössern; wenn die Engländer später den Nachweis erbringen sollten, dass es sich ihrer Ansicht nach um britische Flieger handelt, ist der Zeitpunkt für eine solche Meldung immer noch früh genug, namentlich angesichts der Tatsache, dass die britischen Flieger notorisch die schweizerischen Territorialrechte missachten.
- 1
- E 2200 London 44/7.↩