dodis.ch/44220

Le Ministre de Suisse à Vienne, Ch. D. Bourcart, au Chef du Département politique, F. Calonder1

Im folgenden beehre ich mich, Ihnen von einigen Äusserungen Kenntnis zu geben, die den Vorarlberg betreffen und die von Herrn Staatssekretär Dr. Otto Bauer stammen, mit dem ich zufällig Gelegenheit hatte, dieses Thema zu berühren.

Bauer würde natürlich eine weitere Verkleinerung Deutsch-Österreichs bedauern, er begreift aber persönlich die Neigung der Vorarlberger zur Schweiz aus ethnographischen und geographischen Gründen. Der Schritt der Vorarlberger habe im Tirol sehr verstimmt, obwohl die Tiroler die Vorarlberger nie leiden konnten. Bauer möchte nun sehr bitten, dass die Frage vor Friedensschluss nicht angeschnitten werde. Die in St. Germain hängigen Fragen seien schon so kompliziert, dass die ganz neue Vorarlbergerfrage sie nur noch mehr verwirren könnte, zumal die Entente für diese Frage gar kein Verständnis habe und erst mit grösster Mühe darüber instruiert werden müsste, woraus neuer Zeitverlust entstünde. Und doch sollte der Friede bald möglichst kommen. Nach dem Frieden werde man an die Frage herantreten können. Es werde finanzielle Auseinandersetzungen geben, die schwierig sein werden.

En résumé scheint mir, dass Bauer der Lostrennung Vorarlbergs kein absolutes «non possumus» entgegen setzen wird, dass er aber diesem Lande auch seinen Teil der Kriegslasten aufbürden möchte. Augenscheinlich liegt ihm daran, die ganze Frage vor Abschluss des Friedensvertrages nicht akut werden zu lassen.