Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 7-I, doc. 263
volume linkBern 1979
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E7350#1000/1104#1* | |
Old classification | CH-BAR E 7350(-)1000/1104 | |
Dossier title | Amerika (1914–1918) | |
File reference archive | 1 |
dodis.ch/44008 Les Délégués du Conseil fédéral pour les Questions économiques et industrielles, H. Heer et H. Grobet-Roussy, au Chef du Département de l’Economie publique, E. Schulthess1
Wir baten vor ca. 10 Tagen M. Waterloo um Auskunft darüber, ob England im Falle wäre, der Schweiz 100.000 Tonnen Kohle monatlich zu liefern. M. Waterloo ist dann kurz nach Erhalt unserer Anfrage nach London verreist und hat seinen Stellvertreter beauftragt, uns auf unsere erste Anfrage zu antworten. Die ziemlich lange Antwort sagt etwa folgendes:
«Die englische Regierung ist bereit, Ausfuhrbewilligungen für Kohle zu erteilen und die nötigen Zusicherungen hinsichtlich der Rheinschiffahrt, insofern solche in die Kompetenz der englischen Regierung fallen, zu geben, sobald zwischen den alliierten Regierungen und der schweizerischen die durch das Abkommen, welches am 22. Januar in Washington unterzeichnet worden ist, vorgesehenen, abschliessenden Abmachungen getroffen worden sind. Diese letztem sind leider verzögert worden aus Gründen, für welche die schweizerische Regierung nicht verantwortlich ist. Es erscheint daher gerecht, dass die Schweiz in die Lage versetzt werde, sofort die nötigen Vorbereitungen zu treffen, um die Kohlenzufuhr nach der Schweiz zu sichern. Die englische Botschaft freut sich daher mitteilen zu können, dass sie, d.h. die englische Regierung, bereit wäre, sofort Ausfuhrlizenzen für 30-40 [000 Tonnen Kohle per Monat oder mehr auf Wunsch der schweizerischen Regierung zu geben. Die englische Regierung hat ihre maritimen und militärischen Amtsstellen (letztere insofern die Rheinschiffahrt in Frage kommt) angewiesen, alle Erleichterungen zu geben, damit solche Kohlentransporte aus England ohne Aufenthalt rheinaufwärts geschafft werden können. Selbstverständlich müsste ein ähnliches Abkommen mit den französischen und amerikanischen Militärbehörden getroffen werden. Die englische Regierung hat dem Wunsche Ausdruck gegeben, dass diese Behörden mit ihr Zusammenarbeiten werden, damit die Kohle nach der Schweiz über diese Route gebracht werden kann.
Die englische Regierung kann selbstverständlich die Verantwortung für den Transport der Kohle nicht übernehmen und möchte anregen, dass der Transport den gewöhnlichen Kohlenimporteuren überlassen werde, welche ihn auf dem ihnen geläufigen, kaufmännischen Wege organisieren könnten.»
Es geht aus diesen Ausführungen der englischen Botschaft hervor:
1. dass England 40.000 Tonnen Kohle monatlich oder mehr zu liefern sich bereit erklärt;
2. dass der Transport der Kohle von englischen Häfen bis in die Schweiz Sache der schweizerischen Importeure sein soll.
Um uns über die Möglichkeit der Durchführung einer derartigen Operation ein Bild machen zu können, bevor wir Ihnen einen Vertragsentwurf mit den Engländern unterbreiten, haben wir Herrn Gorjat veranlasst, Herrn Meier für einen Tag aus Brüssel kommen zu lassen. Derselbe hat ja inzwischen die Rheinschiffahrt für die belgischen Kohlen studiert und wird, zusammen mit Herrn Gorjat, am Freitag mit uns die Möglichkeit eines Eintretens auf die englische Offerte besprechen können.
Wir möchten Sie bitten, bei Erhalt dieses Briefes uns mitzuteilen, was wir weiter tun sollen. Wir beabsichtigen morgen oder Freitag vormittag von M. Waterloo, welcher inzwischen zurückkehren soll, noch einige Präzisionen zu den Mitteilungen der britischen Botschaft uns zu verschaffen.
- 1
- Lettre: EVD Zentrale 1914-1918/1-2Englische Kohlenlieferung. Paraphe: KW.↩