Classement thématique série 1848–1945:
VI. LES NÉGOCIATIONS ÉCONOMIQUES ET FINANCIÉRES AVEC LES ALLIÉS
Également: Lettre annexe à l’accord de Washington entre la Suisse et les Alliés précisant les conditions d’affrètement par la Suisse. Annexe de 22.1.1919
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 7-I, doc. 136
volume linkBern 1979
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E7350#1000/1104#1* | |
Old classification | CH-BAR E 7350(-)1000/1104 | |
Dossier title | Amerika (1914–1918) | |
File reference archive | 1 |
dodis.ch/43881 Le Ministre de Suisse à Washington, H. Sulzer, au Chef du Département de l’Economie publique, E. Schulthess1
Endlich konnte ich Ihnen gestern per Telegramm2 die Unterzeichnung des Wirtschaftsabkommens3 melden, von welchem inliegend eine Anzahl Exemplare beiliegen. Seine Würdigung setzt die Kenntnis der Verhältnisse voraus, unter denen es zustande kam. Es ist ein Abkommen zwischen einer starken Mächtegruppe und einem kleinen Land, dessen einzige Waffe der fortwährende Hinweis auf Recht und Billigkeit ist; es fällt in eine Übergangsperiode zwischen Krieg und Frieden, Kriegsreminiszenzen und Friedenshoffnungen spiegeln sich in seinem Inhalt wieder; der Druck der Eile, welche die endgültige Regelung der Tonnagefrage dringend gebot, lag fortwährend wie ein Alp auf mir; und endlich: die Verhandlungen waren stark erschwert durch den Umstand, dass sie zwischen Vertretern geführt wurden, deren teilweise begrenzte Sachkenntnis und Instruktionen zeitraubende Kabelwechsel zur Folge haben mussten, ein Umstand, der um so schwerer ins Gewicht fiel, als sich die Differenzpunkte schliesslich in der Hauptsache auf solche zwischen Frankreich und der Schweiz zuspitzten und der Delegierte Frankreichs, ob mit oder ohne Instruktionen von Paris, eine sehr intransigente Haltung einnahm.
Diese Verhältnisse muss man sich vor Augen halten, wenn man zum unvermeidlichen Schlüsse gelangt, dass das positive Ergebnis hinter dem gesteckten Ziele zurückbleibt. Trotzdem das positiv zugesagte Tonnagekontingent ungenügend und eine völlige Eliminierung des französischen Kreditparagraphen nicht möglich war, glaubte ich eine weitere Verzögerung der Unterzeichnung nicht verantworten zu dürfen. Die einzige Folge davon wäre gewesen, dass die Regelung der Tonnagefrage neuerdings eine unhaltbare Verzögerung erlitten hätte. Alles, was ich erreichen konnte, war die in den Artikeln I und IV aufgenommene Bestimmung, dass Waren- und Tonnagekontingente erhöht werden sollen, sobald die Transportverhältnisse besser werden. Ich wiederhole, dass man mir in aller Form die Zusicherung gegeben hat, dass eine Erhöhung dieser Kontingente sofort eintreten werde, wenn die Abtransport-Verhältnisse im Ankunftshafen die Bewältigung eines grössern Verkehrs zulassen. Von diesem letztem Punkte allein hängt heute die befriedigende Zufuhr nach der Schweiz ab. Waren und Tonnage sind vorhanden. Es muss nunmehr Ihre Aufgabe sein, diese Besserung der Zufuhrverhältnisse in Paris zu erkämpfen; dabei wird nicht nur an den Transit durch Frankreich, sondern ganz besonders an die Wiedereröffnung der italienischen und nördlichen Transitrouten (Antwerpen und Rotterdam) zu denken sein. Was konnte ich hier auf die Jeremiaden über die bedenklichen Hafen- und Transportverhältnisse in Frankreich, über Kohlen- und Lebensmittelmangel dort und [in Italien entgegnen, mit denen die Unmöglichkeit stärkerer Zufuhren nach der Schweiz begründet wurden? Ich konnte nur den Standpunkt einnehmen, dass es recht und billig sei, die schweizerische Lebensmittelversorgung nicht schlechter zu stellen als diejenige der französischen Zivilbevölkerung und machte in dieser Hinsicht mit allem Nachdruck darauf aufmerksam, dass eine Erhöhung des monatlichen Einfuhrkontingentes in nächster Zukunft eintreten müsse, wenn auch nur die in Art. I vorgesehenen Quantitäten, in Verbindung mit ändern Bedarfsartikeln des schweizerischen Wirtschaftslebens, bis 30. September eingeführt werden sollen; der Mangel einer Garantie hiefür zwinge die Schweiz mit der Bemessung der Brotration hinter demjenigen Ansatz zurückzubleiben, der zur Behebung der Unterernährung absolut erforderlich sei. Ich habe energisch darauf hingewiesen, dass uns die Alliierten im zweiten Semester 1918 in unverantwortlicher Weise im Stiche gelassen hätten. Diese Argumente zur Geltung zu bringen und das Ziel durchzusetzen wird Ihnen leichter sein als mir, da ich mich mit Persönlichkeiten zweiter und dritter Garnitur herumzuschlagen hatte. Von diesem Standpunkte aus war es ja wohl ein Fehler, dass die Verhandlungen hier weitergeführt wurden, nachdem die politischen Grössen, Präsident Wilson, Lansing, Oberst House und die wirtschaftlichen Grössen Hoover, der Lebensmittelverwalter, McCormick, der Präsident des War Trade Board und Hurley, Präsident des Shipping Board nach Europa abgereist waren, ein Fehler, auf den ich wiederholt aufmerksam machte, dessen Korrektur aber am Widerstand des War Trade Board scheiterte.
Bei dem unzweifelhaft vorhandenen guten Willen der massgebenden Entente-Persönlichkeiten, gepaart mit dem wohlverstandenen kommerziellen Interesse, der Schweiz alles zu geben, dessen sie bedarf, zweifle ich nicht daran, dass es Ihnen möglich sein wird, in Paris Ihr Ziel bald zu erreichen. Die Organe der Entente, mit denen die Verhandlungen dort weiterzuführen sind, sind einerseits der «Supreme Council of Supply and Relief», in dem sich, unter dem Vorsitz des der Schweiz sehr wohl gesinnten Lebensmittelverwalters Hoover, die Probleme der Lebensmittelversorgung des europäischen Kontinents konzentrieren; und anderseits die interalliierte Blockade-Kommission, an deren Entscheidungen nun auch McCormick, der intime Freund des Präsidenten, mitwirkt.
Die dringendste Aufgabe ist nun die sofortige Festlegung unseres Einkaufsund Transportprogrammes mit diesen Behörden, auf Grund dessen die planmässige Instradierung der Schiffe anhand genommen werden kann. Ich hoffe, dass bei Ankunft dieses Berichtes das Nötige bereits in die Wege geleitet ist.
Dies die allgemeinen Bemerkungen.
Im Einzelnen füge in noch folgendes bei:4
Tags
Economic and financial negotiations with the Allies (World War I)