Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 6, doc. 413
volume linkBern 1981
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E21#1000/131#10356* | |
Old classification | CH-BAR E 21(-)1000/131 346 | |
Dossier title | Aufnahme von de facto Beziehungen mit der Sowjetunion (1917–1937) | |
File reference archive | 06.2.3.3 |
dodis.ch/43688
Herr Legationsrat Egger hatte Gelegenheit, dieser Tage mit Herrn Grossrat Karl Moor zu sprechen, der es fertiggebracht hat, mit dem Botschafterzug des Herrn Joffe von Moskau nach Berlin zu fahren.
Herr Moor, der mit Lenin und Trotzky angeblich in engster Fühlung stand, hat auch hier andauernde Berührung mit Joffe und seinem Gefolge; er reist morgen wiederum nach Stockholm.
Der bernische Grossrat erklärte meinem Mitarbeiter, dass an Stelle von Salkind Genosse Bersin als Gesandter nach Bern komme. Da Herr Egger über diese Nachricht Zweifel äusserte, liess Herr Moor sie sich von Herrn Joffe nochmals bestätigen und soll von ihm erfahren haben, die russische Regierung sei über den langen Aufenthalt Salkinds in Christiania ungeduldig geworden; vielleicht (sagt Herr Moor) witterte oder fürchtete sie auch Einflüsse von einer Seite, die der gegenwärtigen russischen Regierung nicht angenehm sein kann, kurz, die Moskowiter Regierung habe beschlossen, den Genossen Bersin nach Bern zu schicken. Herr Moor gab darüber seinem lebhaften Bedauern Ausdruck, da er Salkind seit langem als überaus treuen Genossen und rührigen Agitator kenne.
Über die Persönlichkeit des Herrn Bersin hat Herr Egger durch Herrn Moor erfahren, dass er bis jetzt an der Regierung keinen aktiven Anteil genommen habe, ihr aber sehr nahestehe und als ruhiger, besonnener und sehr gebildeter Mensch gelte. Er ist Lette von Geburt.
Herr Egger muss sich selbstverständlich darauf beschränken, Ihnen die Äusserungen des Herrn Moor wiederzugeben. Mit Herrn Joffe sind wir noch nicht in Berührung gekommen. Von einer Durchreise Salkinds haben wir aber bis heute auch nichts erfahren.
Sollte er wirklich nicht nach Bern kommen, scheinen wir mit Bersin in jeder Beziehung eher einen für uns angenehmen Tausch zu machen.
- 1
- Lettre: JPD. LGS 19VII/S. 3110/767. Paraphe: BA.↩
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