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Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 6, doc. 42
volume linkBern 1981
Dettagli… |▼▶Collocazione
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E27#1000/721#13458-1* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 27(-)1000/721 2754 | |
Titolo dossier | Korrespondenzen General Wille [v.a. Kopien der Ausgänge] (1914–1914) | |
Riferimento archivio | 06.H.3.a.1 |
dodis.ch/43317
Der Verlauf des Krieges zwischen Deutschland und Frankreich und allgemein die kriegspolitische Lage sind jetzt derart geworden, dass einstweilen eine Gefährdung unserer Neutralität nicht befürchtet werden muss.
Bewachung und Schutz unserer Grenzen darf deswegen nicht vernachlässigt werden, wohl aber gestattet die gegenwärtige Lage:
1. Die durch die vorherige Lage gebotenen fortifikatorischen Arbeiten einzuschränken und sogar gänzlich aufzugeben.
a) Da noch keine Sicherheit bezüglich des Verhaltens Italiens vorhanden ist, können, obgleich ich überzeugt bin, dass Italienjetzt nicht aus seiner Neutralität heraustreten und im Besonderen etwas gegen Südtirol unternehmen wird, die Arbeiten im Tessin zur Deckung von Bellinzona unvermindert fortgesetzt werden.
b) Die Befestigungsarbeiten in den Rangiershaben jetzt keinen Zweck mehr; sie können gänzlich eingestellt werden, zumal dieselben soweit gediehen sind, dass ihre Vollendung rasch bewerkstelligt werden kann, sobald der jetzt unwahrscheinliche Fall eintritt, dass sie wieder Bedeutung zum Schutz unseres Landes im gegenwärtigen Kriege erlangen.
c) Für die grossen Kosten der Befestigungsarbeiten am Hauensteinhabe ich in unserer bezüglichen Konferenz erklärt, die Verantwortung gegenüber dem Bundesrat zu übernehmen, weil mir deren Notwendigkeit in der Lage zu Beginn des Krieges von Ihnen überzeugend dargelegt wurde. Jetzt aber, wo sich diese Lage so sehr verändert hat, dass die Bedeutung dieser Befestigungen sich verändert und verringert hat, tritt meine Verantwortung für die grossen Kosten, die sie verursachen, mehr in den Vordergrund. Die Arbeiten sind daher zu reduzieren, nur so weit fortzusetzen, dass die Werke, sobald die Notwendigkeit, sie zu brauchen, am Horizont erscheint, in relativ kurzer Zeit in gebrauchsfähigen Zustand gesetzt werden können.
Insbesondere ist das projektierte Niederlegen von Waldungen einstweilen ganz zu unterlassen.
d) Die Befestigungen bei Murten erachte ich als diejenigen, deren Bedeutung sich nicht verändert hat. Ihr Ausbau und Vollendung kann daher ganz gleich weiter betrieben werden wie bisher.
2. Für die Bewachung der Grenze sind von jetzt an viel weniger Truppen zu verwenden, als durch die bisherige Lage geboten war. - Insbesondere sind die Zahl der Postierungen und die Stärke der einzelnen Posten sehr zu verringern. Wo ganze Kompagnien standen, was sich durch die bisherige Lage wohl rechtfertigen liess, genügen jetzt Unter-Off.-Posten, und die zahlreichen Zwischenposten können, wie ich glaube, ohne jede Gefahr gänzlich eingehen. Aber nicht bloss an der Grenze, sondern auch im Innern des Landes finden wir vielerorts ein Bewachungssystem, wie wenn ihnen der Feind unmittelbar vor der Nase stünde.
Solches Ausgeben der Truppen für Wachen, wo nichts zu bewachen ist, hat die aller schlimmsten Folgen für die Tüchtigkeit unserer Milizen.
Die augenblickliche Situation muss ausgenutzt werden, um Truppen und Führer so kriegstüchtig wie möglich zu machen. Sobald die in meinem anderen Schreiben verlangten Berichte über den Stand der Kriegsbereitschaft eingelaufen, folgt eine Instruktion, wie die Zeit jetzt zu benutzen ist; die Gefahr des Verbummelns beginnt sich schon zu zeigen.
Da gegenüber Italien noch nicht volle Klarheit und Sicherheit vorhanden, kann die dort angeordnete Bewachung der Grenze unverändert fortbestehen.
Wenn der Herr Generalstabschef mit dem Vorstehenden nicht einverstanden ist, bitte ich um Vortrag, sonst um sofortige Veranlassung der Ausführung.
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- (Copie): E 27, Archiv-Nr. 13458/1.↩
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