dodis.ch/43193
Antrag des Vorstehers des Militärdepartementes,
A. Hoffmann, an den Bundesrat
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1. Seit Aufhebung der Schweizerregimenter in fremden Diensten besass die schweizerische Armee bis zum Ausscheiden der Obersten Pfyffer, Wieland usw. nur noch wenige, seither aber keine Offiziere mehr, die einen Krieg aktiv mitgemacht haben. Der Bundesrat hat deshalb jeweilen gesucht, durch Entsendung von Missionen auf die wichtigeren Kriegsschauplätze wenigstens einzelnen Offizieren Gelegenheit zu geben, den Krieg aus eigener Anschauung kennen zu lernen.
Es bedarf keiner weiteren Ausführungen um darzulegen, von wie grossem Nutzen solche Missionen sind, und zwar nicht nur für die betreffenden Offiziere, sondern auch für die Richtigkeit der in der Armee herrschenden Anschauungen über den Krieg. Das ist namentlich jetzt der Fall, in einem Zeitpunkte, wo viele neue Kriegsmittel zur Anwendung gelangen, die im russisch-japanischen Kriege noch nicht oder doch nicht in ausgedehntem Masse vorhanden waren. Es seien hier nur die vermehrte Zahl von Schnellfeuergeschützen und Maschinengewehren, die neueren Verbindungsmittel und die voraussichtlich zur Verwendung kommenden Flugzeuge genannt.
2. Von den kriegführenden Staaten wurden durch den Schweiz. Gesandten in Berlin zunächst die Türkei und Bulgarien angefragt, ob sie einer Schweiz. Militärmission von je zwei Offizieren gestatten würden, ihren Armeen zu folgen. Die Türkei hat das Gesuch abgeschlagen mit der Begründung, dass sie nur den ständigen Militârattachés erlaube, auf ihrer Seite dem Feldzug zu folgen. Trotzdem von Bulgarien der gleiche Grundsatz ausgesprochen wurde, hat dieser Staat ausnahmsweise der Schweiz gestattet, einen Offizier zu kommandieren, mit Rücksicht darauf, dass sie keinen ständigen Attaché in Sofia besitzt. Infolge der Ablehnung unseres Gesuches durch die Türkei wurden nachträglich noch Serbien und Griechenland angefragt, ob sie eine Schweiz. Militärmission annehmen würden, doch steht die Antwort noch aus.
3. Mit Rücksicht darauf, dass zunächst nur ein Offizier geschickt werden kann, und es noch fraglich ist, ob überhaupt weitere Offiziere zu den ändern kriegführenden Staaten entsandt werden können, ist die Auswahl des betreffenden Offiziers von ganz besonderer Wichtigkeit. Es kann nur ein solcher in Frage kommen, der grosse Diensterfahrung und gründliche militärische Kenntnisse besitzt und zudem ein guter Truppenkommandant ist.
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