dodis.ch/42800

Le Ministre de Suisse à Rome, G. Carlin, au Président de la Confédération et Chef du Département politique, J. Zemp1

Um Mitternacht hier angekommen, telephonierte ich heute früh, um zu wissen, wann mich Herr Prinetti empfangen könnte. Er bestellte mich auf 3!/2 Uhr Nachmittags. Ich übergab ihm die in Bern redigierte Note2 und telegraphierte sofort über den Verlauf unserer Unterredung3.

Ich habe dem ausführlichen Telegramm nichts beizufügen. Beiliegend lasse ich eine deutsche Übersetzung desselben folgen. Ich vermeide es den Originaltext zu senden, um unser, wie ich fürchte, schon bekanntes Chiffrier-System nicht noch mehr zu kompromittieren.

Ihren Weisungen gemäss halte ich ein wachsames Auge auf die Publikationen der italienischen Presse, auch die militärischer Natur. Heute morgen habe ich Ihnen bereits zwei solcher Ausschnitte zugesandt4. Ich werde mich auch sonst auf dem laufenden zu halten suchen, so heikel die Sache für mich ist.

Günstig ist für uns, wie ich schon in Bern mündlich betonte, dass die Aufmerksamkeit Italiens gegenwärtig auf Tripolis gelenkt ist (vgl. den beiliegenden Ausschnitt aus dem «Mattino» von Neapel, 7./8. April 1902)5.

Zur grösseren Sicherheit lasse ich dieses Schreiben unter der Deckadresse meiner Schwester Frau Dr. Munziger an Sie gelangen.