Classement thématique série 1848–1945:
II. RELATIONS BILATÉRALES
16. Italie
16.1. Commerce
16.1.1. Traité de commerce de 1891
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 4, doc. 41
volume linkBern 1994
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E13#1000/38#282* | |
Old classification | CH-BAR E 13(-)1000/38 64 | |
Dossier title | Korrespondenz des Departements des Auswärtigen (Handelsabteilung) und Anträge desselben an den Bundesrat; Briefe der Schweizer Gesandtschaft in Rom an das Departement des Auswärtigen; Notizen; Bundesratsbeschlüsse (1890–1891) |
dodis.ch/42451
Anmit verdanke ich Ihnen die gef. Übersendung des neuen Zolltarifs, wie derselbe aus den Berathungen des Nationalrathes und des Ständerates hervorgegangen ist.
In Bezug auf dem mir mit Ihrem Schreiben vom 27. Mai 18902 ertheilten Auftrag kann ich berichten, dass ich mich möglichst bemüht habe, genaue Informationen über die Absichten Italiens, betreffend Handelsverträge und seine in Aussicht genommenen neuen Tarife, einzuziehen.
Es ist mir dies jedoch bis jezt nur in sehr unvollkommener Weise gelungen, da man mit Einziehen von Erkundigungen vorsichtig zu Werk gehen muss und sodann auch hauptsächlich, weil man hier in competenten Kreisen noch selber ganz im Unklaren über die Zukunft ist.
Es hängt eben alles von dem Vorgehen Frankreichs ab. Würde dasselbe sich entgegenkommend erweisen, so wäre Italien auch sofort zu Concessionen bereit. Hiefür scheint aber geringe Aussicht vorhanden und man macht sich hier keine Illusionen und hält es für unwahrscheinlich, mit Frankreich zu einer Verständigung zu gelangen.
Verschiedene der competentesten Persönlichkeiten haben mir gesagt: der Protektionismus der französischen Kammer, resp. ihrer Commission, gehe ins Absurde und es sei nicht abzusehen, wohin derselbe die allgemeine commercielle Lage von ganz Europa noch führen werde.
Herr Crispi ist entschieden für freien Handel und hat mir gesagt, wenn es von ihm abhinge, würde er denselben überall einführen. In der That war auch er es, der in den verschiedenen Handelsverträgen Italiens mit der Schweiz, Österreich und Spanien sich so entgegenkommend als möglich gezeigt hat und soweit es in seiner Macht stand, die zu weit gehenden Forderungen der italienischen Unterhändler modifizierte. Aber er ist genöthigt, mit dem Finanzminister zu rechnen, der glaubt bei der Jagd auf neue Einnahmen, um die fast unhaltbare Finanzlage zu verbessern, auch die Zolleinnahmen in seinen Bereich ziehen zu müssen und dieselben zu steigern statt sie zu ermässigen.
Was die künftigen italiänischen Tarife anbelangt, so sind in der Kammer – wie überall – zwei Strömungen. Die eine derselben wird durch die agricolen Vertreter, die andere durch die Industriellen gebildet.
Gefährlich für uns sind die Letzteren, welche ihre allerdings nicht rosige Lage durch Schutzzölle zu verbessern suchen. Die Eisenindustrie steht auf ungemein schwachen Füssen. Mit Mühe hat man durch starke Intervention von Seite der Regierung die grossen Etablissemente von Terni und von Savona vor einem Zusammenbruch bewahrt.
Auch die Textilindustrie leidet sehr unter den allgemeinen misslichen Verhältnissen.
Ich kann über das, was noch kommen wird, wahrheitsgemäss nichts Positives sagen; ja nicht einmal Probabilitätsberechnungen aufstellen, da man eben jetzt noch von uncontrollirbaren Faktoren abhängig ist.
Das einzige Prognosticon das Wahrscheinlichkeit für sich hat ist: dass Italien in nächster Zeit seine Handelsverträge nicht künden wird.
Indessen hängt auch dies noch von der Kammer ab welche jedoch, da die Regierung eine starke Mehrheit zur Verfügung hat, nicht gerade zu fürchten ist.
Unser neuer Zolltarif hat hierseits, soviel mir bekannt, keine ungünstige Beurtheilung gefunden. Man betrachtet ihn z. T. als Kampftarif.
Unter allen Umständen scheint es in unserm Interesse zu liegen, die einzelnen Positionen nicht definitiv zu fixieren, sondern dem h. Bundesrat und seinen Unterhändlern möglichst freie Hand vorzubehalten.
[...]3
- 1
- Lettre: E 13 (B)/217.↩
- 2
- Cf. no 38.↩
- 3
- Remarque à la fin du document: 24.1.91. Empf. bestätigt, Mittheilung betr. Kündung v. Seite Frankreichs. Intentionen Deutschlands betr. Abschluss eines neuen Vertrags u. Kündung d. bestehenden V. Schweiz. Handelskammer.↩