Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 2, doc. 127
volume linkBern 1985
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2200.53-06#1000/1751#148* | |
Old classification | CH-BAR E 2200.53-06(-)1000/1751 49 | |
Dossier title | Offizielle Korrespondenz: Schreiben des Bundesrates und der Departemente (1868–1868) |
dodis.ch/41660
Indem ich Ihnen den Empfang Ihrer verehrlichen Schreiben vom 3. u. 8. März2 bescheinige, fühle ich mich vor Allem aus bewogen, Ihnen die volle Befriedigung auszusprechen über die von Baron Beust bezüglich der Behandlung der hängigen Fragen abgegebenen Erklärungen. Es sind uns dieselben ein Beweis hoher Einsicht und ernstlichen Willens, durch Beseitigung aller Streitigkeiten die Bahn für Entwiklung dauernd freundschaftlicher Beziehungen zwischen der Schweiz und Österreich zu ebnen. Die Österreich. Regierung darf versichert sein, dass sie auf dieser Bahn stets dem aufrichtigsten Entgegenkommen der Schweiz. Behörden begegnen wird.
Was die Verbindungsstrassen zwischen Graubünden und dem Tyrol anbetrifft, so ist es ganz sicher, dass dieselben längere Zeit vom Tyrol aus Glaubensformalismus mit ungünstigen Augen angesehen worden sind. Gegenwärtig scheint sich aber wenigstens in den nächsten betheiligten Gegenden die Stimmung stark geändert zu haben.
Seit der Einführung der Brennerbahn ist nemlich die Inn-Etschthalstrasse verödet, es haben jene Gegenden den frühem lebhaften Verkehr zum grössten Theil verloren und es wird die Österreich. Regierung lebhaften Dank von Seiten jener Bevölkerungen ernten, wenn sie ihnen zum Ersaz wenigstens Verbindungen mit dem Engadin und Münsterthal eröffnet.
In der Rheinkorrektionssache wollen wir Herrn Passetti durchaus weder ungebührlich drängen, noch auf die Seite gesezt wissen. Es ist Ihnen aber selbst persönlich bekannt, dass wir in der Rheinfrage hauptsächlich die Vorarlbergischen Industriellen zu Gegnern haben. Nachdem man diesen bezüglich des Veredlungsverkehrs Rechnung getragen, dürften sie wohl auch ihrerseits die Opposition gegen die Rheinkorrektion aufgeben. Diess ist oben der Punkt, wo die beiden Fragen in einander hängen u. warum wir unsererseits gewünscht hätten, es hätten dieselben den gesezgebenden Körpern der beiden Staaten gleichzeitig vorgelegt werden können. Unsererseits haben wir nemlich das gleiche Interesse, dem Rheinthal, dessen Weinen wir das gewünschte Absatzgebiet nicht eröffnen können, in einer ändern wichtigen Frage eine Kompensation zu bieten.
Bezüglich der Engadinerstrasse enthielt mein Schreiben vom 4.3 wirklich einen Fehler; es ist nicht das linke, sondern das rechte Ufer als nicht lawinenzügig postulirt. Von der Regierung von Graubünden ist noch keine Antwort eingegangen.
In der Gesandtschaftsfrage hat die österreichische Regierung wohl recht, wenn sie Herrn v. Mülinen nicht hieher schikt, da derselbe in schiefe Stellungen sonst nothwendig kommen müsste. Mit Herrn Geschäftsträger Zulauf4 sind wir durchaus in den besten Beziehungen, so dass es uns ganz angenehm sein wird, wenn derselbe noch längere Zeit bei uns gelassen wird.
Was die Stellung des schweizerischen Gesandten in Wien und dessen Repräsentationsgebiet betrifft, so habe ich Ihnen nach genommener Rüksprache mit den Mitgliedern des Bundesrathes mitzutheilen, dass wir in ersterer Beziehung der Bundesversammlung im Laufe dieses Jahres eine Vorlage machen zu können hoffen, welche Ihren Wünschen entsprechen dürfte, während es dagegen nicht rathsam erscheint, in den Repräsentationsverhältnissen dermalen schon Änderungen zu treffen, welche einen fast beleidigenden Charakter gegen den deutschen Nordbund hätten.