Es ist mir von höchst zuverlässiger Seite, übrigens in ganz konfidentieller Weise, mitgetheilt worden – und ich muss daher auch verlangen, dass diese Mittheilung von Ihnen als eine ganz konfidentielle angenommen werde, – dass bei den v.J. zwischen dem Grafen Bismark und dem Kaiser Napoleon in Biarritz stattgefundenen Besprechungen, deren Gegenstand die eben in Sinne gesetzte Umwälzung des deutschen Bundes war, auch die Frankreich zu gewährenden Compensationen berührt wurden und dass damals Bismark von Abtretung deutscher Territorien abzulenken suchte, dagegen dem Kaiser die französisch sprechenden, nicht mit Frankreich verbundenen Länder u. Landestheile, namentlich Belgien und die französische Schweiz zur Verfügung stellte.
Obschon nicht anzunehmen ist, dass der Kaiser auf solche Offerten eingeganen sei, od. sich mit denselben begnügt habe, so geht daraus immerhin hervor, was wir für uns von der Politik Bismarks zu gewärtigen hätten.
Dass man in Berlin hoffte, sich durch das Überlassen anderer Staaten an Frankreich mit diesem abfinden zu können, und dass man dort glaubte Frankreich werde von diesem Anerbieten bei erster Gelegenheit Gebrauch machen, scheint mir daraus hervor zu gehen, dass Anfangs Dezember v. J., als der alte König von Belgien im Sterben lag, in dem Hof nahe stehenden Kreisen in Berlin die Meinung verbreitet war, Napoleon werde unmittelbar nach dem Ableben des Königs von Belgien dieses Land besetzen. Von der Schweiz habe ich damals allerdings nicht reden gehört.
Auch ist bekannt, dass in neuester Zeit wiederholt in norddeutschen Blättern davon die Rede war, Frankreich werde seine Entschädigung in Belgien u. der französischen Schweiz suchen.
Ich muss übrigens, wie bereits Eingangs bemerkt, wünschen, dass diese Mittheilungen nicht etwa an die grosse Glocke gehängt, oder zu einer Interpellation an den preussischen Gesandten in der Schweiz benutzt werden, glaube aber, dass sie zur Aufklärung dessen, was die Schweiz allfällig von der preussischen Politik zu gewärtigen hätte, dienen könnte.