Language: ns
1941-30.6.1942
BAR; J.I.215(-)1990/279/, 1; Finanzdelegation des BR 23.6.1942 [Italien-Verhandlungen]
[alles Stenographisch, transkribiert von Eduard Tschabold]
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Finanzdelegation des BR
23.6.42
Anwesend die HH.BR Pilet-Golaz, Wetter, Stampfli, Gen. Dir. Weber, Dr. Hotz, Dr. Homberger, de Torrentéxx

Vorsitz Herr BR Pilet. Er gibt sofort das Wort Herrn Dr. Hotz.

Herr Dir. D. Hotz rekapituliert die bisherige Entwicklung der Verhandlungen. Kündigung der Abkommen durch Italien ist ursprünglich als mesure de precaution jurudique bezeichnet worden. Aber effektiv ist es ein blosses Druckmittel Italiens.

Wiederaufnahme der Verhandlungen in der ersten Hälfte Juni, strikte beschränkt auf die Ein- und Ausfuhrfragen und die Zahlungsfragen. Wir haben ausdrücklich erklärt, dass wir über weitere Kredite nicht sprechen können, solange die Probleme der Blockade und Gegenblockade noch nicht weiter abgeklärt.

Bei Eintreffen hatte Herr Hotz den Eindruck, dass es ihm gelungen sei, ein Ueberbrückungsabkommen einzuleiten in der ersten Besprechung mit Herrn Senator Gianninixx .. . Herr Massi  und seine Mitarbeiter haben Herrn Giannini  Dann aber wieder umgestimmt. Die schweizerische Delegation erhielt neue Vorschläge für ein Clearingabkommen, ein Transferabkommen, neue Regelung für den Reiseverkehr usw. stossen die bisherigen Verhältnisse total um.

Ein- und Ausfuhr. Italien wünscht von uns Sachen, die wir noch nicht geliefert haben Soda, Azeton usw. Dagegen will man wichtige Lieferungen, die wir stets gemacht haben, nicht mehr annehmen. Auch in der italienischen Ausfuhr nach der Schweiz waren die italienischen Vorschläge völlig ungenügend. Im letzten Jahr hatten wir nach Italien eine Einfuhr von 20 Millionen  im Jahr. Italien will uns noch Waren geben, die nach unseren Berechnungen noch etwa einen Wert von 10 Millionen erreichen würden. Reiseverkehr und Versicherung sollen in das Clearing genommen werden. Sodann vor allem die Finanzforderungen von 15 auf 5 % herabgesetzt.
Die Schweizer Delegation hat erklärt, dass sie die italienischen Vorschläge nicht als brauchbare Diskussionsgrundlage billigen könnte.

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Die Stimmung. Herr Rinoulixx  fährt weiter, unfreundliche Aeusserungen über die Schweiz von sich zu geben. Er hat mit der Sperre von Genua gedroht. Herr Massi Hat die Verdoppelung des Bank-Kredites von 125 auf 250 Millionen Franken verlangt und eine Erhöhung des Clearingvorschusses von 150 auf 300 verlangt.
Die Schweizer Delegation hat sich bemüht, den schweizerischen Standpunkt zu beleuchten und durchzusprechen. Es herrschte eine durchaus angenehme Verhandlungsatmosphäre. Aber das Ergebnis ist doch nun so, dass man in Italien immer noch nicht begreift dass wir nur mit beschränkten neuen Krediten sprechen können, solange die Gegenblockadefrage nicht weiter gediehen ist. Es ist eben nicht so wie Herr Prof. Laur in der Sitzung vom letzten Freitag sagte, dass wir unbedenklich neue Millionen in den Inlandmarkt pumpen können, dass wir aber namentlich die grössten Auswirkungen auf die Seite der Alliierten zu bedenken ist.

In London ist eine Wendung eingetreten. Man erklärt die schweizerischen Lieferungen nach Grossbritannien nicht als im Vordergrund stehend. Wichtiger sei die Einschränkung der schweizerischen Ausfuhr nach den Achsenmächten. Wir können neue Kredite an Italien nur bewilligen, wenn wir das Problem der Gegenblockade gefördert werden kann und wir auch Vorteile aus dem Abkommen mit Italien erhalten.

In der Sitzung vom letzten Freitag war die Schweizer Delegation einstimmig der Auffassung, das man schweizerische Gegenvorschläge machen muss. Es soll beim bishierigen Aufbau bleiben. 15% für die Finanzgläubiger, Reiseverkehr und Versicherungsverkehr ausser Clearing. Wir würden eine Zahlungsfrist einführen. Bei mindestens 10 Millionen Einfuhr aus Italien könnten wir durch Einführung von Zahlungsfristen von 4 Monaten für Italien einen Betrag von 40-50 Millionen Franken frei mache. Dazu ein neuer Kredit von 50 Millionen Franken. Alles über Clearing, da die Alliierten, namentlich Bank-Kredite für unerwünscht betrachten. Zahlung der deutschen Kohlenlieferungen über den Kredit den wir Deutschland vorderhand im Clearing gewähren dadurch, dass Italien die Kohlen franko italienische Grenze kauft.

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Es handelt sich nicht nur darum, Italien neue Kredite zu geben, sondern um schwerwiegende Warenprobleme. Dies namentlich in Anbetracht der britischen und amerikanischen Einstellung. Eine schwierige Lage ergibt sich für uns aus Haltung der in London bezüglich der Fette und Öle, der Baumwolle usw.

Herr Dir. Hotz nimmt an, dass er gegen Ende der Woche wieder nach Rom gehen muss.

An die Adresse der Nationalbank bemerkt Herr Hotz, dass die Delegation keineswegs freigebig mit der schweizerischen Finanzkraft umgeht. Wenn wir sofort den italienischen Vorschlägen nachgeben hätten, so wäre Italien jetzt schon längst auch wieder vor der Türe.

Dir. Hotz erbittet ferner eine gewisse Manöveriermasse . Italien will den Reiseverkehr nicht mehr in freien Devisen zahlen. Man wird zugestehen müssen, dass die Kuren  über Clearing gehen sollten. Müssen die Zahlungen die rein im italienischen Interesse liegen, auch ausser Clearing abgewickelt werden. Dann ein sonder Clearing für den Versicherungsverkehr. Dann muss man sich fragen, ob man durch alle Böden hindurch an den 15 % der Finanzgläubiger festhalten dürfe. Allerdings schon vor 2 Jahren von 20 auf 15 % herabgesetzt.
Xx Homberger. Italien will uns industrielle Rohstoffe nicht mehr geben, die wir immer erhalten haben. Anderseits will es Waren nicht mehr übernehmen , die wir immer exportiert haben. Also schon auf Warensektor ist eine für die Schweiz völlig unmögliche Lage entstanden. Desgleichen ist es im Zahlungsverkehr. Dem Finanzdepartement wurde insgesamt noch 6 ½ Millionen Franken für die Finanzgläubiger.

Italien tut immer so, als ob sein Prestige darunter litte, weil es nicht auch wie Deutschland über 850 Millionen verfügen kann. Die internationalen Beziehungen sind aber völlig verschiedener Art. Wenn man die Clearingvorschüsse und Kredite in Beziehung setzt zur Einfuhr der Schweiz, so haben wir Deutschland in der gegenwärtigen Zeit für 3 ½  - 4 Monatseinfuhren Kredite gegeben. Dem gegenüber

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hat Italien gemessen an den 10 Millionen Franken, die Italien uns noch geben will, den Gegenwert von etwa 20 Monatseinfuhren erhalten. Frage der Abtragung der Vorschüsse: Die Schweiz hat also Italien gegenüber keineswegs kleinlich gehandelt. Die Schweizer Delegation hat es auch nicht abgelehnt, über den grossen Kredit zu sprechen.
Wir dürfen es nicht wagen, neue Kredite an Italien zu gewähren, bevor die Gegenblockade durchbrochen ist. Sonst werden wir sie nie mehr durchbrechen können.
Auch aus innerwirtschafltichen Gründen dürfen wir nicht unbesehen Kredite geben. Die schweizerische Wirtschaft kommt in Gefahr, aus dem Gleichgewicht zu kommen. Wir forcieren den wirtschaftlichen Kreislauf Es stehen aber den Einkommen nicht entsprechende Warenangebote gegenüber. Er erinnert an das Schreiben der Nationalbank an den Vorort, von dem die Mitglieder der Finanzdelegation des Bundesrates Kenntnis gegeben haben. Das Problem der Inflation ist allerdings ein kompliziertes und relatives Problem.
Dr. Homberger glaubt dass man in Rom falsch informiert war und deshalb unter falschem Eindruck steht. Die Schweizer Delegation werde schon früher oder später den Befehl erhalten, nachzugeben.

Italien hat während aller dieser Werte  Monate der Nationalbank für 50 Millionen Franken Gold verkauft. Also gerade jenen Betrag, den wir ihnen  als Sofortprogramm geben wollten.
Geben wir den Kredit ohne Regelung der Gegenblockade so ist es mit der Versorgung aus Übersee schlecht bestellt. Wir haben Anzeichen dafür, dass die englisch-amerikanische Pression auf den Futtermittel- und Ernährungssektor übergreift.
Auch Italien gegenüber wären wir dann verkauft.
Wird es möglich sein das Clearing- und xxAbkommen zu retten? Vielleicht indem man die italienischen Vorschläge übernimmt Es ist allerdings zu hoffen, dass man die Lage doch noch in einigen Punkten verbessern kann. Die für uns wichtigsten Positionen werden allerdings schwer zu regeln sein, solange wir nicht mit den Krediten hinaus rücken können.

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Daher muss man sich ernstlich fragen, was geschieht, wenn das Abkommen abläuft. Im Gebiete der Kontingentierung wäre es nicht unerträglich. Unregelmässig, willkürlich, schwerfällig. Aber an sich vom Warenstandpunkt aus könnte der Warenverkehr weitergehen. Schon heikler ist der Wegfall des Clearingabkommens. Es wäre kein Mechanismus vorhanden, um die Zahlungen überhaupt zu besorgen. Deshalb würde es wahrscheinlich auch zu einem vollständigen Stillstand des Warenverkehrs kommen, wenigstens für einige Zeit, nachher vielleicht direkte Kompensation zwischen einem Exporteur und einem Importeur in der Schweiz. Es wäre also eine ziemlich sichere Desorganisation des Warenverkehrs zu befürchten. Würde es dann dabei bleiben? Würde er vertragslose Zustand nicht noch weitere Nachteile nach sich ziehen? Die Transitabkommen und Durchfuhr durch das Mittelmeer würden in Frage gestellt. Man braucht allerdings kaum so ängstlich zu sein wegen des Transitabkommens. Auch Deutschland  wäre berührt. Es hat allen Anlass, mit der Schweiz wirtschaftlich zufrieden zu sein. Es hat alles Interesse dass dieser Wirtschaftsverkehr nicht etwa durch Achsenpartner selber unterbunden wird. Man braucht daher wohl nicht eine allzu unberechenbare Reaktion Italiens zu befürchten. Allerdings sind auch Reaktionen gegenüber der Schweizer Kolonie denkbar. Spannungen würden wohl nicht ausbleiben.
Daher können wir nichts anderes tun als neue Vorschläge zu machen. Wir zahlen immer noch Cash  aus. Das Mittel der Auszahlungsfristen ist bei Italien bis jetzt nicht benützt worden. Das ist nun eine Reserve. Wir können auf die Wirtschaft abwälzen. Wir können damit 40 - 60 Millionen Franken gewinnen. Eine Art Zwangs-kreditierung.
Ob man den Finanzgläubigern auch bereits Opfer zumuten muss möchte Herr Homberger
nicht entscheiden. Die Finanzgläubiger gegenüber Italien setzten sich anders zusammen als die gegenüber Deutschland. Das Zusammenschlagenxx  der Finanzgläubiger wird grössere Konsequenzen haben als gegenüber Deutschland, xx ja die Regelung bedauerlicher Weise sehr zu Ungunsten der Finanzgläubiger.

In London ist nun eine besorgniserregende neue Wendung eingetreten. Man verzichtet auf das Kompensationsprojekt. Wenn man genau zusieht ist es allerdings

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nur ein Verzicht auf die Periodizität. Der Grund ist der, dass man uns nicht geben will was wir haben müssen. Darum die Einmaligkeit und der Verzicht auf die Kontinuität unserer Lieferungen. Auch die Zusammensetzung der gewünschten Waren ist geändert. Sie wollen weniger Waren. Alles was auch USA liefern kann haben sie gestrichen, um sich zu konzentrieren auf alles was mehr oder weniger das Monopol der Schweiz ist.

Was man uns geben will, soll xxbestens auf Bedarf der Armee verwendet werden können, also nicht mehr für die Fabrikation zum Export. Es geht uns die Energie verloren, die wir in den englisch-amerikanischen Gegenlieferungen zu finden hofften für die Verhandlungen mit Deutschland.

Wie soll man dann unseren Plan, auf dem unsere Verhandlungen beruhen, überhaupt noch durchführen können. Statt dass man uns die Grundlage legt für das Kompensationsprojekt, zieht man sich nach 12 Wochen von diesem Projekt zurück. Man sagt nicht offen man verzichtet darauf, aber lässt es durch Thxxdents handeln in Erscheinung treten. Die Amerikaner haben ihre Wünschen überhaupt noch nicht präzisiert. Hätten wir die Verhandlungen mit Deutschland und Italien auf Grund des alten Gegenprogramms aufgenommen, so wären wir nun in einer unmöglichen Situation, da wir vielleicht die grössten Opfer gebracht hätten für etwas was nun uns gar nichts nützen würde, weil es nicht das wäre, was England und USA wollen. Ist es Amerika und England überhaupt noch ernst mit dem Kompensationsprojekt? Formell scheint es so.

Eines scheint ganz sicher zu sein. Wenn wir den Forderungen in London: Absolutes Ausfuhrverbot für alle landwirtschaftlichen Ausfuhrprodukte, Ausfuhrunterbindung der Ausfuhr auf wichtigen chemischen Positionen, Verbot der Ausfuhr auf Textilsektor, auf Maschinensektor, nachgeben wollten, so müssten wir damit rechnen, dass auch deutsche Lieferungen ausbleiben. Wir riskieren also zwischen Stuhl und Bank zu kommen, wenn wir nicht sehr vorsichtig die Situation beurteilen. Wenn wir die Forderungen von London nicht annehmen können, müssen wir mit um so grösserer Nachdrücklichkeit durchzukommen suchen durch die Gegenblockade mit den Waren, die die Engländer und Amerikaner haben möchten.

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Wir dürfen uns nicht allzu sehr abdrängen lassen auf das Gebiet des Exportverbotes gegenüber Deutschland. Wo es geht stimmen wir zu. Wo es aber um Lebenspositionen für unsere wirtschaftlichen Beziehungen zu der Achse geht, wäre es selbstmörderisch, nachzugeben. Unsere geografische Lage wird in Washington immer wieder übersehen. Die schönsten Zugeständnisse der Alliierten nützen nichts, wenn uns die Regelung in Konflikt mit der Achse bringt, so dass sie uns die Einfuhren nicht mehr durchlässt.

Man muss England allerdings verstehen. Es ist seit Jahr und Tag nichts mehr nach England gegangen, was dort interessiert.
Ergebnis ist mit Zustimmung zu Ausfahrverboten äusserst vorsichtig zu sein, auch wenn es noch mehrere Wochen länger geht. Wir könnten uns sonst in Schwierigkeiten hinein manövrieren die nicht vielleicht bloss wirtschaftlich seien.
Als letztes möchte er noch die Frage aufwerfen: Ist es bei dieser Situation und diesem Programm richtig, heute England ein Kreditangebot zu machen. Aus den Berichten der Delegation geht hervor, dass man mit uns unzufrieden ist weil wir den Weg nicht frei gegeben haben für ein Kreditangebot. Privatbrief von Herrn Sulzer: "Ich habe den Eindruck, dass man in die Vernunft der Delegation geringes Vertrauen hat. Die Delegation wolle auch diesen Kredit nicht für ein Linsengericht verkaufen. Gerade für die Blockadeprobleme sind wir in einem so undurchsichtigen Stadium, dass man nicht ohne weiteres einsieht wie wir die schweizerische Finanzkraft mit Nutzen einsetzen kann als unser bestes Mittel. Ist es richtig solange uns Englandxx diese Zumutungen macht auf Exportsektor.

Weber
. Möchte sich zum Finanzsektor äussern. Ist der Bankkredit von 125 Millionen erhaltbar. Grössten Teils in Dollar abgeschöpft worden. Dazu 150 Millionen Clearingkredit. Die 10000 kg Gold können von Italien bis August Sept. wieder zurück kaufen. Was will Italien mit dem Bankkredit? Es will freie Franken haben. Daher es will mit unseren Franken in Spanien Portugal, Balkan Zahlung leisten. Diese Franken

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wandern zurück an die Notenbanken, die dafür von der Schweiz Gold kaufen. Wir zahlen also den Banken-Kredite in Gold. Wir haben auf diesen Notenbankkonti weiter erheblich über 200 Millionen Franken Guthaben. Seit Dollar ausgeschaltet ist als internationales  Zahlungsmittel haben wir an Ungarn, Rumänien Türkei usw. nur noch in Gold zahlen. Unser Gold liegt drüben. Gleicherweise haben wir einige 100 Millionen hier behalten. Ohne das Gold würde der Zahlungsverkehr mit vielen Staaten aufgehört haben. Dieser Goldbestand wird uns dienen müssen und nicht den fremden Staaten. Wir haben 50 Mio von Italien das auch weg geht. Frei bleiben nach Abzug aller Verpflichtungen nur noch einige Hundert xx bleiben. 100 Millionen haben wir verloren für Warenzahlungen. Einige weitere Hundert Millionen Franken sind pendent. Wir können nicht mehr freie Kredite geben. Das ist der gewaltige Unterschied mit England. England können wir Gold oder Dollar geben. Italien kann also Kredit haben für Zahlungen in der Schweiz, aber nicht für Zahlungen in das Ausland. Das ist schon eine erste Auswirkung der Blockade der USA gegenüber der Schweiz. Wenn die Schweiz den Italienern keine freien Franken gibt wird Italien wohl das Gold zurückkaufen. Der Clearingkredit wird also die leichter vertretbare Lösung sein.

K. Finanzxx

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Herr BR Wetter.

Möchte zunächst Aufschluss über den Stand der übrigen Konten im Clearingverkehr. Auch wenn mehr erhältlich sein wird als die italienischen Vorschläge jetzt bieten, so wir doch wenig genug bleiben. Wenn immer möglich sollte man an der Schlüsselung von 15 % festhalten. Man wird sich bemühen müssen zu verlängern um nicht gerade ein Vakuum eintreten zu lassen.
Wenn wir in der Kreditfrage nachgeben, so sind wir gegenüber Italien verkauft. Wenn man ihm die 60 Millionen zur Verfügung gibt durch 4-6monatige Auszahlungsfrist und die 50 Millionen  hat es so viel was wir im Moment geben können. Wir dürfen Italien schon wegen England nicht mehr gaben als was aus dem Clearing heraus wächst und was wir durch Lieferungen erhalten.
Wenn wir Kredit auf Kredit geben, so ist es nicht unbedenklich. Wir haben durch die schweizerischen  Kredite bereits eine Konjunktur, die an ich ungesund ist. Man muss sich hüten den wirtschaftlichen Kreislauf zu forcieren.

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Mit gewisser Skepsis sieht er auch den englischen Kredit an. Wenn wir jetzt mit einem Kredit kommen, so hat man sicher das Pulver im falschen Moment verschossen. Wenn wir England einen Kredit geben, so wird die Achse nachher kommen und einen Kredit haben wollen. Wenn man gegenüber England Kredit geben muss, so wäre das Beste auch ein Clearingkredit zu geben. Das wir nicht möglich sein weil wir keine Ausfuhr haben.
Den italienischen Bankkredit sollte man a tout prix ablehnen.

BR Pilet

Wir könnten die grossen Kredite nicht geben wegen der Rückwirkungen auf England und USA. Wir haben die gleichen Gefahren zu befürchten, die wir schon vor 6 Monaten befürchteten.
Alles was wir versuchen können ist eine Einigung auf Grundlage der Clearingxx und der Auszahlungsfristen. Wir hatten also 90 - 110 Millionen. Daneben noch Kohlentransporte. Italien könnte um so länger auskommen mit den Clearingkrediten.
Finanzgläubiger. Persönlich der Meinung dass wir nicht neben dem Umfang der Einfuhr noch die Staffelung reduzieren. Das würde als unbillig empfunden. Auch unsere Industrie. Dort sollte man keine Konzessionen machen ohne absolute Notwendigkeit. Anders wäre es wenn die Einzahlungen so gross, dass die Opfer der Warengläubiger kompensiert werden müssten durch Opfer der Finanzgläubiger, indem sie auch ihre Opfer auf sich nehmen müssten.
Die Gesamte Politik von England und USA hat geändert. Man hatte eine raschere Entscheidung des Krieges  erwartet.
Herr BR P-G denkt nicht dass wir gegenüber GB und USA jetzt zur heftige Reaktionen riskieren dürfen. Durch zu grosses Entgegenkommen gegenüber Italien

Ab hier scheint die Seitenreihenfolge nicht zu stimmen, anhand der Originale kontrollieren



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Goldfrage, Wenn wir das Gold jetzt den Engländern Kredit geben, dürfen wir nichts dafür erwarten.
Die zweite Frage ist, wie wir die Aktionen der Gesandtschaft in Washington verstärken können. Ob der Grund nur in Organisationsfragen liegt? Anscheinend xx und xx der USA. Können wir Herrn Bruggmann hier besser helfen. Wenn es möglich erscheint hier eine Besserung herbei zu führen, so ist Herr Pilet-G. gerne die Lösung zu prüfen.
Ob Herr Hotz noch Fragen zu stellen habe.
Dir. Hotz. Hat nichts weiteres vorzubringen. Er wird Samstag oder Sonntag gehen.
Herr BR Stampfli. Auch der Clearingkredit kann nur gewährt werden wenn Herr Hotz auch wirklich etwas erhält für Schwefel, Pyrit, xx, Tonerde usw. Auch auf dem Nahrungsmittelsektor. Wenn Herr Dr. Hotz den xxkredit gibt, ohne dass diese Frage befriedigend geregelt wird, so wird Italien bald wieder kommen. Vor dem 30. Juni wird man versuchen, auf eine Verlängerung des Abkommens hinzuwirken.
Dir. Hotz hat schon den Eindruck, dass wir über 10 Millionen hinauskommen werden. Selbstverständlich werden wir auch die schweizerischen Gegenwünsche zu realisieren suchen auf Warengebiet auch auf Gebiet der Gegenblockade im Sinne des besseren Geleitscheindienstes. Es sollte mindestens ein Provisorium erzielt werden.
Vielleicht liegt darin eine Chance.
Herr Hotz wird nach Rom kommen in einem Moment wo Italien militärisch Auftrieb hat.
Herr Stampfli. Gemüseeinfuhr. Wie steht es?
Hotz: Italien muss gegenüber Deutschland Konzessionen machen. Versorgung von Italien ist sehr schlecht.

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Die Preispolitik.
Herr Pilet-Golaz. Die Delegation wird die 50 Millionen nicht geben ohne etwas zu erhalten. Man wird möglichst provisorische Verlängerung zu erzielen suchen.

Homberger. Auch der Auffassung, dass wir nicht 50 Millionen geben können ohne italienische Gegenlieferungen. Allerdings Reis gibt es keinen, Zucker auch nicht, ebensowenig Olivenöl. Pyrit, Tonerde kompensieren die Aluminiumlieferungen nicht. Ist es dann doch gerechtfertigt die 150 Millionen als Cleraingvorschuss zu geben. Deshalb verkoppelt mit Gegenblockade. Xx Homberger der Meinung, dass wenn man die Gegenblockade realisieren könnte, das Programm wie es uns vorschwebt verantworten könnten, auch wenn keine erhebliche Verbesserung der italienischen Lieferungen. Betrachtet dass das Schwergewicht der Verhandlungen mit Italien durchaus auf Gebiet der Gegenblockade liegt. Wenn Italien schlecht liefert, so wir die Schweiz weniger ausführen. Das wird automatisch kommen. Das wird möglicherweise Italien nicht passen. Es kann sich daher eine ziemlich komplizierte Situation ergeben.
Hotz. Die Mitglieder der Delegation sind gerade unten gelassen worden, um heraus zu holen was heraus zu holen ist. Wir haben also über die 10 Millionen schon noch hinauskommen.
Homberger. Wir wollen Italien keine Banken-Kredite geben. Dann muss man in erster Linie unseren Banken Mitteilung machen, dass es noch alles ist, weitere Verhandlungen herüber zu führen. Wenn es an die grossen Verhandlungen geht wird es sich fragen ob man mit dem Clearingkredit allein durchkommt.
Herr Weber  möchte Zahlungsfristen ausdehnen auf 4 wenn nicht 6 Monate ausdehnen.
Homberger mit Clearingvorschuss haben wir schliesslich

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alles erkauft mit Kreditaktionen: Versorgung mit Kohle und Eisen, Immunität der Schiffahrt. Wir hätten das Potential, das wir für die Verhandlungen brauchten aber nicht gehabt. Wenn wir die unüberwindlich scheinenden Probleme der Gegenblockade lösen sollen, dann kann es nur mit Hilfe des Vorschusses gehen. Wir dürfen den Vorschuss dann allerdings auch nicht entwerten. Der Clearingvorschuss ist die grosse monnerie d'echange der Vertragspolitik. Wenn man es so ansieht scheiden dann viele Möglichkeiten, die Herr Weber erwähnt, aus.
Hotz  stellt fest, dass bezüglich der Kreditfrage die massgebenden Mitglieder des Bundesrates einverstanden sind.
Herr Pilet-Golaz um die Aufgabe nicht unnütz zu erschweren, so hat man der Delegation nicht aufgeben dürfen, schon jetzt zu erklären es gebe dann keinen Bankkredit. Man wir daher besser keine endgültige negative Entscheidung.

Hotz weist auf die Gespräche hin, die leider von gewissen Herren in Oerlikon, Banken, xx usw.
Herr Pilet-Golaz. Italien würde also Disponibilitäten erhalten von 250 Millionen Franken.
Italien ist das einzige Land das bis jetzt Bankkredite erhalten hat.
Stört die Tatsache dass wir keine Minister in Rom haben die Arbeiten der Delegation?
Hotz  nein.
Homberger. Es würde sogar die Arbeiten stören.
Wetter Ist es nicht auch von einem gewissen Nachteil, dass Herr Michelixx bloss Gesandtschaftsrat ist?
Herr Pilet-Golaz die Italiener könnten die Geste falsch interpretieren.
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