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1940-1945
Archiv SNB; Protokolle des Bankausschusses (ohne Signatur)
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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- aufgeführte Protokolle liegen als KOPIEN vor


1934
  • Mitwirkung der Nationalbank beim Devisen-Clearing im allgemeinen und bei der Durchführung des schweizerisch-deutschen Verrechnungsabkommens vom 26.7.1934 im besonderen, 28./29.8.1934



1940  [schlechte Kopien]
  • Sitzung 11.7.1940:

Laur berichtet über Verhandlungen mit Deutschland. Clearingkredit. Diskussion: der Vorsitzende (Bachmann), Koechlin (Kredit als Arbeitsbeschaffungsprogramm), Hug, von Steiger, Daguet, Weber.
Laur: Frage des Zinsfusses noch offen. Auch Italien stelle jetzt Kreditforderung. "Trotz allem glaubt der Sprechende, dass es zu einer Verständigung mit Deutschland kommen wird, die allerdings mit [xx] Kohlenpreisen und der Gewährung eines Kredites bezahlt werden muss. Anderseits bleibt zufolge der möglichen Warenlieferungen [?] nach Deutschland grossen Teilen unserer Exportindustrie auch weiterhin Beschäftigung und Arbeit gesichert."
Bachmann: SNB müsse sich "ungesäumt" mit Der Kreditfrage auseinandersetzen, müsse sie doch dem Bund die erforderlichen Mittel auf dem Reskriptionenweg zur Verfügung stellen. Kommen noch andere Staaten mit derselben Forderung, würde dadurch die Schweizer Währung beeinflusst werden. [Angst vor Präzedenzfall]
Koechlin: Die Verhandlungen wie diejenigen gerade mit Deutschland müssten in das Arbeitsbeschaffungsprogramm des Bundes eingebaut werden. "Der Abschluss [?] eines Abkommens mit Deutschland gewährleistet weiten Kreisen unserer Industrie Arbeit. Selbst wenn der in Frage kommende [stehende ?] Kredit zu Gunsten Deutschlands zinsfrei gegeben werden müsste, ist dies immer noch besser, als wenn man auf weniger zweckmässige Weise Hunderte von Millionen Franken für Arbeitslosenunterstützungen ausgeben müsste. Auch für den Fall, dass Italien mit einem ähnlichen Kreditgesuch wie Deutschland kommen sollte, muss die Transaktion vom Gesichtspunkt der Arbeitsbeschaffung aus beurteilt und durchgeführt werden." Wertgrenzen müssten aufrechterhalten werden, um einseitige Beschäftigung der Industrie zu vermeiden.
Laur: Schweizer Delegation versuche, wenn möglich Wertgrenzen aufrecht zu erhalten. Mit , Bezug auf die Landwirtschaft sei er aber persönlich der Auffassung, dass die Wertgrenzen aufgehoben werden sollten.
Hug: "Was den Kredit anbetrifft, wird die Schweiz kaum darum herumkommen, ihn zu gewähren. Der Sprechende ist seinerzeit für einen Kredit an England eingetreten; er möchte daher auch in diesem Falle keine Einwendungen erheben, um so weniger, als die Aktion, wie bereits gesagt worden ist, in das Gebiet der Arbeitsbeschaffung fällt." [Keine Hinweise auf militärische Bedrohung]
von Steiger: "möchte in dieser Kredit[xx?] nicht allzu ängstlich sein." Die Aufstellung der Mittel für die vom Bundespräsidenten an[xx] Arbeitsbeschaffung stehe im Vordergrund. Diese Problematik sei nicht kurzfristig zu sehen, sondern werde sich über eine Reihe von [xx?] erstrecken. SNB müsse sich rechtzeitig damit befassen.
Daguet: Arbeitsbeschaffung sei Sache des Bundes . SNB könne lediglich für die Bereitstellung der Mittel sorgen. "Was speziell den in Frage stehenden Kredit an Deutschland anbetrifft, liegt die Sache insofern etwas unbefriedigend, als wir mit der Gewährung des Kredites unsere Warenlieferungen nach Deutschland selbst bezahlen. Der Sprechende erinnert an die grossen Verluste, die die Schweiz zufolge ihrer Kreditgewährung im letzten Weltkriege erlitten hat."
Laur: "macht demgegenüber darauf aufmerksam, dass Deutschland die ihm während des Weltkrieges gewährten Kredite zurückbezahlt hat." Diese Kredite dürfe man nicht verwechseln mit den Krediten der Schweizer Banken an die deutsche Wirtschaft in der Nachkriegszeit. "Im übrigen ist für die Tilgung des in Frage stehenden Kredites schon heute eine feste Regelung zu treffen. Unter Umständen [?] kann eine Rückzahlung in Form von Waren erfolgen."
Weber: hält es für verfrüht, zum ganzen Problem Stellung zu nehmen. Einstweilen werde die SNB dem Bund innerhalb dessen Diskontolimite von 400 Mio Franken die Mittel zur Verfügung zu stellen. Gleiche Richtlinien anwenden wie für die Finanzierung der Landesverteidigung. "Die Nationalbank wird vorerst die erforderlichen Gelder gegen Reskriptionen vorschiessen und dann zu gegebener Zeit für eine Konsolidierung besorgt sein. Daneben müssen dem Bunde auf dem Steuerwege weitere Mittel zugeführt werden." Bedauert dass die vor einem Jahr grundsätzlich beschlossenen neuen Steuermassnahmen noch nicht durchgeführt worden seien.
Bachmann: wirft Frage auf, ob im Bundeshaus nähere Erkundigungen einzuholen wären. Die SNB sollte sich immer ein Bild machen können, wie die finanzielle Situation des Bundes in der nächsten Zeit abwickelt. "Der 400 Millionen-Kredit kann unter Umständen sehr bald erschöpft sein. Wir müssten dann wieder an den Bankrat gelangen und ihm bei dieser Gelegenheit bereits ein bestimmtes Programm vorlegen können.
Weber: Er glaube "kaum, dass das [?] in Frage stehende Problem [Mittel zur Arbeitsbeschaffung] unsere Währung allzu stark tangieren wird."
  • Bericht über die Lage des Geldmarktes, 8.8.1940

Punkt 6. Deutschland: Verhandlungen mit Deutschland: Kredit komme zustande. Gerüchte über Heraufsetzung des Clearingkurses auf 1RM=2-3 Fr. seien nicht wahr. Man habe kein Wort über Kurs verloren. Markkurs habe sich sogar innerhalb Monatsfrist von 179 auf 176 Fr. gesenkt. Heraufsetzung damals von 123 auf [175?] sei nicht von Deutschland ausgegangen, sondern wegen Schweizer Abwertung. Verschiedene Importeure seien damals zu Schaden gekommen, deshalb seien sie jetzt "überängstlich". "Bekanntlich hat auch Deutschland im Verkehr mit einigen Balkanstaaten eine Aenderung des Markkurses durchgesetzt, um auf diese [?] Weise die Erhöhungen der betreffenden Warenpreise aufzu[xx?]. ..."
"Es wird da und dort erstaunen, dass Deutschland einen [Kredit] verlangt, nachdem es im Clearing aktiv geworden ist und über [?] ein Guthaben von etwa 30 Millionen Franken verfügt. Es scheint [?], dass Deutschland mehr Waren in der Schweiz kaufen will. Deutschland habe sogar Gold gekauft von der SNB.
Punkt 11. Schweiz: [Weber:] Man könne sich noch nicht äussern, wie sich die wirtschaftlichen Verhältnisse der Schweiz unter den gänzlich veränderten politischen Lage entwickeln werde. "Vorläufig hat man den Eindruck, es geht [?] noch, weniger gut als vorher, aber auch nicht allzu [?]. Dem Schweizer war eine gewisse Anpassungsfähigkeit immer eigen. Aus diesem Grunde, zum Teil aber auch aus [?], die nicht unserer Initiative entspringen, finden wir [?] meisten Industrien noch ordentliche Beschäftigung." Kein grosser Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Grosse Anstrengungen. Metallindustrie immer noch am besten [?] dran.

  • Bericht über die Lage des Geldmarktes [?], 5.9.1940

Abgeschlossener Vertrag mit Deutschland glücklich vollzogen. Besserer Geschäftsgang der Tochterfirmen in Deutschland, Regiespesen und Zinsentransfer wieder möglich.
In Berlin würden Verhandlungen weitergeführt: Zur Disskussion stünde nun die Frage des Verrechnungsverkehrs mit den besetzten Gebieten. Deutschland wolle alle Verrechnungen über Berlin laufen lassen. Bereits seien Abkommen Hollands mit Schweden und Jugoslawien abgeschlossen worden. Auch Belgien und Holland über Berlin. "Möglicherweise werden bei diesen Clearing via Berlin starre Devisenkurse angewendet, im Gegensatz zum deutsch-schweizerischen Clearing, wo unnötigerweise der Clearingkurs jeweils am Tageskurs angepasst wird." So viel möglich solle in RM fakturiert werden. Auch im Verkehr mit Schweiz könne man das deutlich konstatieren: "Früher haben die deutschen Exporteure vielleicht [xx?]% in Mark fakturiert, heute bereits rund 75%. Dieses Vorgehen [?] scheint uns richtig, wenn auch der schweizerische Importeur in diesem Falle das Kursrisiko zu tragen hat." Anders sehe es beim Schweizer Export aus: auch hier versuche D, eine Markfakturierung durchzusetzen. Exporteure hätten bereits dahingehend deutsche Depeschen und Briefe erhalten. "Wir erachten es [xx?] als absolut unerwünscht, auf die deutschen Wünsche einzu[gehen?]." Sonst: Wegen angestiegenen Exporten nach D, wachsen in Berlin die RM-Einzahlungen. Im Gegensatz zur Zeit seit 1934 könne SNB diese Markeinzahlungen nicht mit den Bedürfnissen für die [?] der schweizerischen Importeure nach Deutschland nicht absorbieren. Es würde ein Markguthaben verbleiben. Durch Clearingkredit dann Kursrisiko für Bund.
"Die Situation der Finanzgläubiger wurde insofern nochmals verschlechtert, als der auf dem Transferkonto verbliebene Ueberschuss für andere Zwecke verwendet wurde und ihre Ansprüche definitiv auf max. 2% reduziert wurden." Frage ob bei rückgängigem deutschen Export überhaupt zur Bezahlung der 2% genug vorhanden.
Bestreben Deutschlands, Berlin zum finanziellen Zentrum Europas zu machen und RM zu verallgemeinern (in Elsass-L und Luxemburg sei bereits RM-Währung eingeführt worden.) Auch Versuche D, sich als Transithändler einzuschalten: so Offerten von holländischen Zwiebeln nach der Schweiz. Oder skandinavisches Holz aufgekauft und an andere Staaten angeboten. Balkan noch abhängiger von D. Steigerung des Exports nach Rumänien.

Laur
berichtet über Wirtschaftsverhandlungen mit Deutschland (Abkommen 9.8.1940):
Ausgangspunkt: Deutschland verlangte mehr Waren aus der Schweiz gegen Kredit. Einstellung der Kriegsmateriallieferungen an Frankreich und England. Schweizer Forderungen: Wiederaufnahme der Kohlenlieferungen, Beseitigung der Schwierigkeiten im Transit und Eisenlieferungen. Jetzt also über normale Bezugsmöglichkeiten hinweg Pauschalwertgrenze mit Kredit von 124 Mio. Fr. Landwirtschaftliche Lieferungen und Gegenlieferungen. Keine Preisabsprache im Abkommen. "Inzwischen waren deutsche Kommissionen in der Schweiz, mit [?] denen für die meisten zu liefernden landwirtschaftlichen Produkte die Preise fixiert worden sind. Es werden keine Zuschüsse mehr notwendig sein, aber auch keine Kriegsgewinne entstehen können."
Bei Industrieprodukten stehe Aluminium an erster Stelle. Im weiteren spielen Kriegsmaterialien, Maschinen etc. eine bedeutende Rolle. Bezahlung durch Kredit gesichert. Keine Auszahlungsfristen mehr, was "natürlich den Export bedeutend erleichtert". Bei Zinstransfer 2%, obwohl Deutsche zuerst gar nichts mehr bezahlen wollten.
"Das neue Wirtschaftsabkommen mit dem Deutschen Reich ist im allgemeinen für die Schweiz befriedigend ausgefallen." Durch Vertrag verschiedene Schwierigkeiten beseitigt: Kohlenlieferungen wieder aufgenommen, Transit, Eisen. "Für die Landwirtschaft bedeutet das neue Wirtschaftsabkommen eine eigentliche Rettung, wäre doch ohne die Absatzmöglichkeiten nach Deutschland unser Obst-, Vieh- und Käsemarkt vor einem Zusammenbruch gestanden. Aber auch für weite Zweige unserer Industrie sichert das Abkommen Absatz und Verdienst und lässt daher die Gefahr der Arbeitslosigkeit für die nächste Zeit nicht allzu gross werden. Ganz allgemein kann seit dem Abschluss der Verhandlungen eine gewisse Erleichterung konstatiert werden."
Derzeitige Verhandlungen über Einbezug des Protektorates Böhmen/Mähren in den deutsch-schweizerischen Verrechnungsverkehr. Immerhin plane man Schaffung einer Devisenstelle in Prag. "Der Sprechende befürchtet, dass unser Export nach diesem Gebiet unter dem neuen Regime stark zurückgehen wird."
"Zum Schluss betont der Sprechende, dass die Art der Verhandlungen in Berlin durchaus freundschaftlich war und die schweizerische Delegation nie den Eindruck erhielt, unter einem Diktat zu stehen. Die Schweiz hat selbst das grösste Interesse, alles zu vermeiden, was die Beziehungen zu unserem grossen Nachbar im Norden irgendwie trüben könnte." Es sei daher ausserordentlich zu bedauern, dass Chef der Sektion Kraft und Wärme und Präsident der eidg, Arbeitsbeschaffungskommission, Nationalrat Grimm, im Frühjahr ein Referat veröffentlichen konnte, "in dem er sich in unverantwortlicher Weise über die derzeitigen Machthaber des Deutschen Reiches äussert."

Koechlin: Beibehaltung der Wertgrenzen für Industrie am wichtigsten. Durch Angliederungen ans Deutsche Reich verwässert worden, aber trotzdem von unschätzbarer Bedeutung. Es wurde auf Eingliederung der ehemaligen Tschechoslowakei hingewiesen. "Eine andere Frage, die noch zu lösen ist, bildet der Verkehr mit dem ehemaligen Polen. Hier wollen die Deutschen fast keine Konzessionen machen, so dass mit einem starken Rückschlag unseres Exportes nach diesem Gebiete zu rechnen ist." Er habe schon an letzter Sitzung darauf hingewiesen, dass Besetzung des Präsidiums der Arbeitsbeschaffungskommission nicht haltbar sei. Laur solle bei Stampfli und Minger vorstellig werden.
Tschechenkrone solle beibehalten werden.
Hug: auch Kaufleute St.Gallen und Appenzell kritisieren Grimm.
Bachmann: kommt auf die Frage des sogenannten Europa-Clearings zu sprechen. Verständlich aus heutigen Verhältnissen, dass Deutshland Zahlungsverkehr zwischen Holland und Schweiz über Berlin leiten wolle. Es sei zu erwarten, dass auch miut Norwegen und Belgien. "Man kann sich nun weiter fragen, ob die Schweiz auch für den Zahlungsverkehr mit selbständigen Staaten, wie beispielsweise mit Rumänien und Bulgarien, sich einem solchen europäischen Zentral-Clearing unter der Leitung Deutschlands anschliessen sollte. Dem Sprechenden würde eine derartige Lösung doch für bedenklich erscheinen."


  • Bericht über die Lage des Geldmarktes, 19.9.1940

Devisenmarkt. Kurse der Sperrmark und Marknoten. Im Clearing seit 1.10.1940 ein fester Kurs auf Wunsch Deutschlands. Dieser Betrage 100 RM = 175,44 Fr. [?, siehe unten] Multilaterales Clearing. Notenumlauf. Kapitalmarkt.
Laur: berichtet über die am folgenden Tag abzuschliessenden Verhandlungen mit Deutschland: Eingliederung des Protektorats in deutsches Zollgebiet. Die Erleichterungen vom Vertrag mit der ehemaligen Tschechoslowakei konnten nicht übernommen werden. "Im grossen und ganzen darf aber die vereinbarte Lösung als akzeptabel bezeichnet werden."
Zweiter Teil der Verhandlungen galt Zahlungsverkehr mit besetzten Gebieten. Im Vordergrund stand die Idee des multilateralen Clearings. "Die Deutschen würden es begrüssen, wenn die Schweiz den Franken an die Reichsmark anhängen würde. Die schweizerische Delegation hat selbstverständlich ein solches Ansinnen abgelehnt und verlangt, dass der Schweizerfranken seine Selbständigkeit bewahre. Diesem Verlangen wurde in der Folge auch nachgegeben, aber es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass die Deutschen in einem späteren Zeitpunkt auf ihren Vorschlag zurückkommen werden."
Schlimm bestellt sei es um die schweizerischen Warenvorräte die in den besetzten Gebieten liegen. Auch seien die Eisenlieferungen immer noch nicht richtig in Gang gekommen. "Abschliessend bemerkt der Sprechende, dass auch die jüngsten Verhandlungen mit Deutschland in bestem Einvernehmen geführt wurden."

Bordier: dankt Laur für dessen unentwegte Bemühungen zum Wohle des Landes. "Man erhält in der Tat den Eindruck, dass die schweizerische Delegation bei den sicherlich delikaten und schwierigen Verhandlungen äusserst klug und mit Takt vorgegangen ist." Berichtet über Lage in Frankreich und bei Banque de France.
Baumann: "Aus den Ausführungen des Herrn Schnorf geht hervor, dass die Tendenz dahin geht, uns immer mehr in das deutsche Währungssystem einzuspressen; auch Prof. Dr. Laur hat in dieser Richtung gehende Befürchtungen geäussert. Wir sind uns wohl alle darüber klar: So wenig wir auf militärischem Gebiete Konzessionen machen können, so wenig dürfen wir es auf dem Gebiete der Währung tun. Wir müssen daher schon allen Anfängen wehren." Keine Markfakturierungen der Exporteure [im Original falsch]. Wirtschaftliche Spitzenverbände darauf aufmerksam machen.

  • Bericht über die Lage des Geldmarktes, 17.10.1940

Neben dem Clearingverkehr mit Holland, Belgien und Norwegen trete dieser Tage auch ein Clearing mit Finnland in Kraft. Umrechnungskurs: 100 Finnenmark = 8.50 Fr.
Goldfrage und multilaterales Clearing: "Möglicherweise landet auch einmal das multilaterale Clearing in Berlin bei einer Abdeckung der Saldi durch Gold. Irgendein brauchbarer Vorschlag zur Abtragung dieser Saldi auf andere Weise ist bis heute nicht erfolgt. Dem Ausweg, diese Saldi auf dem Vorschussweg zu erledigen, sind wohl ziemlich enge Grenzen gezogen [?]."
Deutschland rüste weiter auf. Kein Mangel an Waren. Benzin sei offenbar am wichtigsten, auf dem die ganze Kriegsführung basiere. Zwangsarbeiter aus ganz Europa.
Im Zentralclearing noch keine Verträge von zwei unbesetzten Staaten. Möglicherweise bald auf dem Balkan. "Wir waren erstaunt, dieser Tage zu lesen, dass im Clearing zwischen Rumänien und Jugoslawien an Stelle des Dollars - da die rumänischen Guthaben in Amerika gesperrt wurden - der Schweizerfranken als Ausgleichswährung gewählt wurde."
Deutschland erlangte Jugoslawien gegenüber eine Heraufsetzung des Markkurses um fast 20%, von 14,90 auf 17,70 RM. [anders als noch in 30er Jahren]
Im Clearing mit Schweiz bisher ein Kredit von 20 Mio. Fr. in Anspruch genommen. Der Kurs von 175,44 konnte nicht aufrechterhalten werden. Unterschied zwischen Tageskurs und Cleraingkurs mehr als 1,5% als Folge des raschen Fallenlassens des Dollarkurses durch SNB. Deutsche Exporteure beschwerten sich, weil sie für die eingegangenen Frankenbeträge nur 57 Mark statt 58 RM erhielten. Die Schweiz bevorzuge aber zurzeit tiefe Devisenkurse, um den Import, "von dem ja unser Export abhängt, möglichst zu begünstigen, erklärten wir uns mit der Herabsetzung einverstanden."
[folgende Seite fehlt]
Schweiz: wirtschaftliche Lage dürfe als ordentlich bezeichnet werden. starke Teuerung. ""Die schönen Zeiten" des letzten Krieges, mit den damals erzielten Gewinnen, spuken in vielen Köpfen."  "Eine Verteuerung der Lebenshaltung trifft besonders die Arbeiter und die wenig salärierten Angestellten. Hoffentlich lässt man es nicht wieder so weit kommen wie im letzten Krieg, wo das Verständnis für die am meisten Betroffenen sich zu spät eingestellt hat.

  • Behandlung von Schatzanweisungen, herrührend aus Clearingvorschüssen des Bundes, 17.10.1940

Clearingkredite an Deutschland und Italien. BR Wetter wollte eine separate Führung der Reskriptionen, bei dem dem Bund kein Diskonto zu verrechnen sei und auch keine Konsolidierung dieser Reskriptionen. SNB dagegen. "Würden wir im übrigen die in Frage stehenden Schatzscheine im Status der Bank besonders führen, so bekäme die Oeffentlichkeit Einsicht in die bisher geheimgehaltene Bevorschussungsoperation des Bundes." Schon daher nicht angezeigt, auf Wetters Vorschlag einzugehen. Auch zinslose Entgegennahme der Reskriptionen komme nicht in Frage. ....
Laur: wäre ebenfalls dagegen, die R. separat zu führen. "Wir dürfen doch dem Ausland nicht zeigen, was hier vor sich geht. Andererseits könnte er aber auch einer Weiterbegebung dieser Reskriptionen an den Markt nicht zustimmen, da der Bank der Vorwurf gemacht werden könnte, sie hätte die Sache vertuschen wollen." ER sei in den Verhandlungen mit Deutschland immer gegen einen zinslosen Kredit eingetreten. "Da wir jedoch mit dieser Forderung nicht durchgedrungen sind, hat der Sprechende in der Schweizer Delegation dann den Standpunkt vertreten, die Verrechnungsstelle solle ihre Gebühren erhöhen. Auf diese Weise würde der Bund für die Zinsbelastung durch die Nationalbank entschädigt." Deshalb solle man gegenüber Bund auf ½%igen Verzinsung bestehen und ihm zu raten, SVSt-Gebühren zu erhöhen. "Der Export ist ja ohne weiteres in der Lage, diese Erhöhung auf den Abnehmer der Waren zu überwälzen."
Weber: warnt davor, wenn SNB Reskriptionen nicht an Markt weitergeben könne.
Bachmann: auch dieser Meinung.
Die Sache wird dem Direktorium überlassen.

  • Sitzung 24.10.1940

Bachmann (S.633): Multilaterales Clearing und Abtragung der Saldi. "Er weist darauf hin, dass der ganze Fragenkomplex auch für unser Land von erheblicher Bedeutung ist, um so mehr, als der neuen Entwicklung nicht zu übersehende Gefahren anhaften. Jedenfalls deuten die bereits vorliegenden Beispiele darauf hin, dass Deutschland die Inferiorität seiner Währung durch den Abschluss solcher Abkommen auszugleichen sucht. Der Sprechende weiss, dass der Gedanke des multlateralen Clearings auch in der Schweiz Befürworter gefunden hat; er würde daher gern über die zum Teil doch wohl noch sehr im Dunkeln liegende Sache etwas Näheres erfahren."
Weber: Das System des multilateralen Clearings sei erst im Entstehen begriffen. Direktorium werde beobachten und an späteren Sitzung informieren.
Koechlin: warnt bei Zahlungsabkommen mit Frankreich vor allzu viel Optmismus.


  • Sitzung 21.11.1940

Am multilateralen Clearing seien mittlerweile wohl alle europäischen Staaten angeschlossen. Aller Verkehr mit den besetzten Staaten laufe über Berlin. Verhandlungen zum vollständigen Einbezug Rumäniens in das System. Im Clearing zwischen Rumänien und Jugoslawien: Jugoslawen finanzieren ihre Käufe in Rumänien (v.a. Benzin) unter Mithilfe von Dokumentarakkreditiven, die sie bei der Schweizerischen Bankgesellschaft in Zürich zugunsten der rumänischen Nationalbank eröffnen. Für SBG eine "interessante und einträgliche Tätigkeit". Deutschland (die DVK) hat Ungarn einen Kredit von 15 Mio. RM erteilt, um seine Exporteure prompt auszuzahlen (wie Schweiz gegenüber Deutschland).
- Lage der Schweiz: eine "belagerte Festung". Lager der Schweizer Wirtschaft.
- S. 685: wegen Erhebung des Wehropfers sei eine Abgabe der Clearingreskriptionen (trotz Nachfrage) an den Markt nicht nötig auf längere Zeit. Inflationsgefahr da. Eine Korrektur sei aber nur von der Warenseite her möglich. Man müsse eine Lenkung des Verbrauchs und eine scharfe Rationierung einführen. Weiter: "Die gewaltigen Staatsausgaben, zusammen mit den Clearingkrediten, führen unverkennbar zu neuer Geldschöpfung, der ein gewisser inflatorischer Charakter nicht abgesprochen werden kann." Man versuche Reskriptionenschuld des Bundes nicht zu hoch anwachsen zu lassen. Aber es komme alte Finanzierungsweise zur Anwendung wie im Ersten Weltkrieg. "Auf die Dauer ist dies jedoch nicht tragbar." Die Kriegsfinanzierung müsse in weit grösserem Masse durch Steuern und Abgaben und nicht durch Notenbankkredite und Anleihensaufnahmen erfolgen. EFZD müsse einmal schriftlich informiert werden.
- Frage der Errichtung eines Golddepots in Berlin. Diskussion.
Koechlin: "Wir müssen uns klar sein, dass die Schweiz wirtschaftlich heute sozusagen zu hundert Prozent von Deutschland abhängig ist. Die Einstellung Englands uns gegenüber ist derart negativ, dass wir ganz in die Abhängigkeit von Deutschland getrieben werden. Sollte daher eine kleine Geste gegenüber Deutschland uns helfen, über gewisse Schwierigkeiten hinwegzukommen, so wäre es unverständllch, die vorgesehene Operation nicht zur Ausführung zu bringen."


  • Sitzung vom 27.2.1941:

Bachmann: bevorstehende Wirtschaftsverhandlungen mit Deutschland: Es werde unerfreulich werden (zinsloser Kredit?): "Wohl haben wir ein grosses Interesse an der Aufrechterhaltung der Handelsbeziehungen mit unserem nördlichen Nachbar; es dürfen uns aber keine ungebührlichen Forderungen gestellt werden." [Bereitschaft es zu einem vertragslosen Zustand oder gar Abbruch kommen zu lassen???]
Laur: "könnte die Verantwortung nicht übernehmen, es zu einem Bruch mit Deutschland kommen zu lassen." zinsloser Vorschuss bedauerlich, aber Abwälzung durch SVSt-Gebührenerhöhung möglich.
Hug: nicht überall möglich, bei Textilien würden die Preise von den Deutschen diktiert. "Im übrigen glaubt der Sprechende ebenfalls, dass die Schweiz nicht gut anders kann, als Deutschland die verlangten Kredite zu gewähren."


  • Sitzung vom 3.4.1941:

Kohlenimporte aus Deutschland werden jetzt weitgehend in RM fakturiert. SNB brauchte deshalb immer mehr RM als von den Schweizer Exporteuren eingingen. Markkonto also ausgeglichen. Der Vorschuss des Bundes besteht ausschliesslich aus Franken.
"Um das multilaterale Clearing ist es eher stiller geworden."


  • Sitzung vom 15.5.1941:

Hug: wie Laur hält dafür, "dass es nachgerade höchste Zeit ist, mit den Wirtschaftsverhandlungen mit Deutschland vorwärts zu machen." Kohlenlieferungen dürften nicht noch einmal unterbrochen werden.
Bachmann: "Eine baldige Verständigung mit Deutschland liegt sicher in unserem Interesse. Da wir die geforderten Kredite werden gewähren müssen, ist es wohl richtig, dass wir ohne zu grosses Zögern auf die Sache eintreten, um uns dadurch gewisse Möglichkeiten, namentlich hinsichtlich unseres Importes, zu wahren suchen." Kredite müssten durch Importe aus Deutschland abbezahlt werden. Wenn Mio-Kredit, dann unumgängliche Abgabe von Reskriptionen an den Markt. Kann aber Bund die Zinsen dafür bezahlen? Bachmann findet das nicht richtig. "Mit einem solchen System werden die Lieferanten an Deutschland begünstigt. Eine derartige Privilegierung der Kriegsexporteure wäre auch aus innenpolitischen Gründen auf die Dauer kaum tragbar. Man sollte daher diese Lieferanten zu gewissen Leistungen heranziehen können."
Weber: gewisse Tilgung durch Kohlen- und Eisenlieferungen von Ende 1942 an vorgesehen. "In der Frage der Verzinsung erklärt die Industrie, sie könne keine weitergehenden Leistungen auf sich nehmen. Kommt man hier nicht zu einer Lösung, so bleibt nur noch der Weg einer stärkeren Besteuerung der Kriegsgewinne offen. Eine solche Massnahme scheint um so gerechtfertigter, als grosse Kreise zufolge von Kriegslieferungen in der letzten Zeit viel Geld verdient haben. Wo diese Gelder liegen, hat bereits der Vorsitzende erwähnt. Jedenfalls findet zur Zeit ein Kapitalexport statt."


  • Multilaterales Clearing, Sitzung vom 26.6.1941:

Weber: Kommission für Clearingfragen der Vereinigung für gesunde Währung komme zum Schluss, dass MC für Schweiz ungeeignet. Gründe aufgezählt [siehe BAR-Dokument: Eingabe der VfgW] Eine definitive Stellungnahme (der SNB) laut Weber noch zu früh. Die Entwicklung hänge auch "weitgehend vom Ausgang des Krieges ab". Eintritt in ein MC bringe der Schweizer Wirtschaft keine Vorteile. "Immerhin wissen wir nicht, ob in der Zukunft ein Fernbleiben unter Umständen gar nicht angezeigt, vielleicht sogar unmöglich ist." Zuerst müsse ein klarer Plan vorliegen. Auch Puhl habe in einer Rede gesagt, es laufe noch nicht alles reibungslos.
Bachmann: "Im Grunde genommen handelt es sich gar nicht um ein zentrales Clearing, sondern um eine Reihe von bilateralen Clearingverträgen." ... "Jedenfalls hat die Schweiz am Beitritt zu einem solchen Clearing kein Interesse, solange es als Instrument der Aussenhandels- und Wirtschaftspolitik gedacht ist und nicht lediglich als technisches Institut des internationalen Verrechnungsverkehrs."


  • Finanzierung der Clearingvorschüsse des Bundes, 17.7.1941

Weber: Frage der Finanzierung. SNB würde die Finanzierung durch den Markt demjenigen durch SNB vorziehen. BR Wetter einverstanden, für 200-250 Mio. Reskriptionen auszugeben.
Laur: dreimonatige Wartefrist werde eingeführt. "Mit Bezug auf die Dauer der Vorschüsse darf man sich keinen Illusionen hingeben: es wird längere Zeit dauern, bis die Vorschüsse zurückbezahlt sein werden."
Schnorf: Interesse des Bundes, möglichst billig an das Geld zu gelangen wichtiger als Inflationsbefürchtungen in der Presse und Publikaitonen.
Bachmann: alles etwas komplizierter. "Wir haben gehört, dass die Tilgung der Vorschüsse sich lange hinziehen kann. Wir wissen auch nicht, wie die Inanspruchnahme sich in Tat und Wahrheit gestalten wird."  Es mache keinen Unterschied, ob Reskriptionen bei der SNB verbleiben oder sofort an die Banken weitergegeben werden. SNB sei Kritik stärker ausgesetzt, wenn sich der Bund bei den Banken noch weiter kurzfristig verschuldet. Teilt Auffassung von Jöhr an letzter Bankrats-Sitzung deshalb nicht. "Die Obligation im breiten Publikum ist die beste Gewähr dafür, dass die Gelder sich nicht inflationistisch auswirken."


  • Sitzung vom 21.8.1941

Militärische Anstrengungen Deutschlands lasse die Arbeiterfrage, insbesondere der gelernten, immer wichtiger erscheinen. Schätzung, dass neben 1,4 Mio. Kriegsgefangenen 1,5 Mio. Ausländer in D "tätig sind", hauptsächlich Polen, dann Tschechen, 132000 Italiener, 90000 Holländer, 87000 Belgier, Slowaken, Jugoslawen, Dänen, 25000 Franzosen, Ungaren. "Erstmals werden auch die Schweizer, 17000 Mann, in der Liste geführt. Es wäre interessant zu wissen, ob es sich dabei um 17000 während der letzten Zeit ausgewanderte Schweizer handelt oder um die Totalzahl der in Deutschland beschäftigten Landsleute." Geld könnten die Ausländer kaum zurückschicken [folgende Seite fehlt]


Protokoll über die Verhandlungen des Bankausschusses der Schweizerischen Nationalbank. Sitzung vom 18.9.1941.


S. 563f. Rossy: in England werde behauptet, dass gewaltiger Schmuggel von franz. Noten in die Schweiz. SNB sei verpflichtet, diese zu kaufen. SNB sehe Schmuggel zu, weil ihr daran liege, möglichst viele franz Noten loszuwerden. "Was die Nationalbank anbetrifft, sind die Behauptungen natürlich völlig aus der Luft gegriffen. Dagegen hat Herr Generaldirektor Nussbaumer vom Schweizerischen Bankverein dem Sprechenden bestätigt, dass von deutschen Banken erhebliche Beträge an französischen Banknoten in die Schweiz kommen und auf diesen Transaktionen beträchtliche Gewinne gemacht werden." Nussbaumer: SNB solle mit SBVg in Verbindung treten, um den Banken nahezulegen, etwas vorsichtiger zu sein.

  • Sitzung vom 5.2.1942

Weber: Frage der Finanzierung der Clearingvorschüsse. Die von der SNB zu gewährenden Clearingvorschüsse "nehmen allmählich ausserordentliche Dimensionen an." Aussergewöhnlicher Charakter des Kredites an Deutschland. "So ist es gänzlich ungewohnt, einen so grossen Kredit einzuräumen, ohne einen Fälligkeitstermin und ohne eine Verzinsung der Schuld zu vereinbaren. Wir erklärten von Anfang an, dass die Finanzierung der Clearingvorschüsse wenn möglich ohne Inanspruchnahme der Notenbank erfolgen sollte." Hohe Summen, die der Bund der Wirtschaft auszuzahlen hat, bedeuten inflatorische Gefahr. Die Kriegsgewinnsteuer vermag nur einen ungenügenden Teil dieser zusätzlichen Kaufkraft abschöpfen. Die von Deutschland für die Schweizer Exporte bezahlten hohen Preise werden sich ausserdem auf die Entwicklung der Lohnsummen in der Exportindustrie auswirken wie auch in höheren Gewinnen im binnenwirtschaftlichen Sektor. Deshalb müsse man die Nutzniesser, die Exporteure, zur Finanzierung beiziehen. Ende Januar Schreiben an Vorort des SHIV. Hinausschieben der 3monatigen Wartefrist.
Selbstverständlich müsse dies freiwillig geschehen, und nicht Export nach Deutschland beeinlussen [hindern].
Laur: Schwab sei bei den massgebenden Verhandlungen dabeigewesen, Die SNB müsse also auf dem Laufenden gewesen sein über Clearingkredite. "Diesen Vorschüssen kommt übrigens noch eine weitere Eigenart zu: sie haben keinen Schuldner. Jedenfalls lehnten es die deutschen Unterhändler kategorisch ab, dass Deutschland als Schuldner dieser Clearingvorschüsse betrachtet werde."
Bachmann: nach seiner Ansicht ist der deutsche Importeur (Abnehmer der Schweizer Exporte) als Schuldner zu betrachten. Dieser zahlt an die DVK. Gleiches Prozedere wie bei Koka.


  • Sitzung vom 26./27.3.1942

Bachmann: man müsse sich Gedanken machen über die Abtragung der immer grösser werdenden Saldi in den Clearings.
Laur: "glaubt, was die Beziehungen zu Deutschland anbetrifft, dass es verfrüht, ja sogar gefährlich wäre, wenn wir schon heute zur Frage der Clearingsaldi bzw. Clearingvorschüsse Stellung nehmen wollten. Wir müssen die Sache an uns herantreten lassen und uns dannzumal entscheiden, wo die grösseren Interessen für unser Land auf dem Spiele stehen. Vielleicht wird man eine mittlere Linie finden."
Daguet: "Es ist sicher nicht opportun, die angeschnittene Frage heute in der Oeffentlichkeit zu erörtern." Aber im Bankausschuss könne man einmal darüber reden. "Es hängt so vieles mit diesem Problem zusammen - die Frage der Arbeitslosigkeit, die Stellung der Schweiz im neuen Europa -, dass wir uns grundsätzlich über die zu befolgende Richtlinie klar sein müssen. Der Sprechende möchte schon heute der Meinung Ausdruck geben, dass selbst der Verlust einer Milliarde Franken für die Schweiz weniger tragisch wäre, als wenn sie eine Okkupation durch eine fremde Macht erleiden müsste." [!!!!]
Weber: "möchte demgegenüber zu bedenken geben, dass ein weiteres Anwachsen der Clearingvorschüsse leicht zu einer Situation führen könnte, wie wir sie heute beispielsweise in Dänemark konstatieren. Statt der beträchtlichen Kriegslieferungen für das Ausland sollten wir die Inlandsproduktion in vermehrtem Masse fördern. Der Sprechende denkt vor allem an den Ausbau unserer Elektrizitätswirtschaft und an das landwirtschaftliche Anbauwerk. Vielleicht sollten uns Gedankengänge in dieser Richtung als Richtlinie dienen."
Laur: "Die in Frage stehenden Clearingvorschüsse sind nicht etwa in Rücksicht auf unsere Exportindustrie gewährt worden, sondern einzig und allein deshalb, weil sie von den Deutschen verlangt worden sind." Diese Zwangslage werde bei nächsten Verhandlungen noch deutlicher zum Ausdruck kommen. "Bei der Beurteilung der Exportvorschüsse des Bundes müssen wir uns bewusst sein, dass die territoriale Unversehrtheit und die politische Unabhängigkeit des Landes heute allem andern vorangehen." [!!!]
Hug: "bestätigt, dass die Schweiz anlässlich der letzten Verhandlungen mit Deutschland tatsächlich unter einem Zwang stand. Die Zusicherung derartiger Clearingvorschüsse müssen wir eben als einen Teil unserer Mobilisationskosten betrachten." Hier zeige sich gerade, wie wichtig es sei, dass die SNB bei den Wirtschaftsverhandlungen dabei sei, um einen Einblick in die Schwierigkeiten zu erhalten, die sich bei den Verhandlungen jeweils ergeben.
Koechlin: unterstützt Hug, und wiederholt Wunsch, dass engerer Kontakt mit der Handelsabteilung gesucht werde.
Zu Webers Vorschlag: Der Neubau von Elektrizitätswerken brauche Zement und Kupfer, deren Beschaffung heute wegen Kohlenknappheit grösste Schwierigkeiten bereite.
"Im Hinblick auf die grossen politischen Gefahren, die durch Arbeitslosigkeit entstehen können, ist heute wohl das Wichtigste, mit allen Mitteln gegen die Entstehung einer weitere Bevölkerungsschichten umfassende Arbeitslosigkeit anzukämpfen. Wenn wir durch die Ausführung von Kriegslieferungen eine grössere Arbeitslosigkeit vermeiden können, so stellt dies wohl immer noch das kleiner Uebel dar."
Weber: Aussprache mit Handelsabteilung und Vorort wäre sicher interessant.
Bordier: "Für unsere Einstellung zum ganzen Fragenkomplex müssen wir immer vor Augen halten, dass die Aufrechterhaltung der Neutralität und die Wahrung unserer Unabhängigkeit heute das Wichtigste ist."
Aussprache wird gesucht: Einladung von Hotz und Homberger



Protokoll Bankausschuss 10.9.1943:


Im Dezember 1942 stellten Deutsche Verlangen nach Erhöhung des Clearingvorschusses. Aber in Rücksicht auf die Verhandlungen mit Westmächten abgelehnt.

  • Sitzung vom 20./21.1.1944

Hug: Auszahlungen im Clearing mit Deutschland, die bisher der Arbeitsbeschaffung gedient hätten, gingen ganz erheblich zurück. "Um so notwendiger ist es, einen Ausgleich auf der anderen Seite zu suchen, und deshalb sind auch die Verhandlungen mit England und den U.S.A. so ausserordentlich wichtig." Wünscht engere Verbindungen der SNB mit den Bundesbehörden und der Industrie.


  • Sitzung vom 30./31.3.1944

Bachmann: Gold- und Dollarübernahmen gegen Schweizerfranken seien für Währung schlimmer als die Clearingvorschüsse an Deutschland, die von amerikanischer Seite der Schweiz immer wieder vorgehalten werde.


  • Sitzung vom 28./29.9.1944

[Sprechender ?]: Vorbehalte gegen alliierte Währungspläne (Bretton Woods). Aber: "Ein Abseitsstehen der Schweiz könnte uns unter Umständen noch mehr schaden als wenn wir uns an der neuen Währungsordnung in gewissem Umfange beteiligen."


  • Sitzung vom 26./27.10.1944

Rossy: Hirs habe soeben mitgeteilt, dass es Schweden gelungen sei, sein Clearingguthaben gegenüber Deuschland vollständig abzubauen, während die Schweiz am Kriegsende wahrscheinlich ein Guthaben von 950 Mio. Franken aufzuweisen haben wird. "Der Vergleich unserer Situation mit derjenigen von Schweden kann uns sowohl auf internationalem wie auch auf nationalem Boden unangenehme Kritiken eintragen." Schweden könne dies wohl besser, weil es unentbehrliche Rohstoffe exportieren könne, während Schweiz nur Arbeitsprodukt ausführen könne.
Hug: zu dieser Aussage, dass Alliierte der Schweiz vorwerfen werden, Deutschland zu sehr unterstützt zu haben. "Allein man muss sich in die Zeit zurückversetzen, in der jene Abmachungen mit Deutschland getroffen worden sind. Damals waren wir von Deutschland vollständig umgeben, und zudem handelte es sich für uns darum, Arbeit zu beschaffen. Wir waren damals von der Aussenwelt so hermetisch abgeschlossen, dass die Alliierten uns gar nicht hätten helfen können, auch wenn sie dies hätten tun wollen."
Laur: "erinnert an die Verhältnisse, welche in den kritischen Wochen des Jahres 1940 Verhandlungsdelegation und Bundesrat veranlasst hatten, die Clearingkredite an Deutschland, von denen in der Diskussion wiederholt die Rede war, zu gewähren. Man stand damals unter einem kolossalen Druck. Hätte man nicht nachgegeben, so wäre die Schweiz wirtschaftlich isoliert worden. Die Alliierten hätten uns nicht helfen können. Sollten einmal die Alliierten uns wegen dieser Vorschüsse Vorwürfe machen, so können wir geltend machen, dass wir sie vorher ganz einseitig mit Kriegsmaterial bedient haben und dass nach dem Zusammenbruch Frankreichs die Schweiz wirtschaftlich von der Aussenwelt vollständig abgeschlossen war."
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Bachmann: widerspricht Laur, dass keine Schuldner in Deutschland für die Kredite da seien. Zuersteinmal der deutsche Importeur, dann die DVK/KOKA, die durch die Einzahlung bei ihnen Schuldner geworden seien. Bei den Lieferungen an den deutschen Staat habe Importeur nicht an KOKA bezahlt. Damit ist dieser Schuldner geblieben. [Kriegslieferungen -> BArch-Dokumente] "Es ist gegeben, dass wir unsere Guthaben nicht einfach unter das Eis gehen lassen können."
Bordier: französisch-schweizerisches Clearing funktioniere nicht mehr. Franz. Schuld von 50 Mio. Fr.
Weber: "Was die Kredite an Deutschland anbetrifft, so sind wir wohl alle einig, dass deren Gewährung für unser Land eine zwingende Notwendigkeit war." Vorschüsse zur Zeit nicht 950 sondern 650 Mio. Fr. "Dass diese Vorschüsse eine politische Gefahr für die Schweiz bedeuten, möchte der Sprechende bezweifeln, wenn sie auch gelegentlich als Argumente zu politischem Zweck missbraucht werden."


  • Sitzung vom 18./19.1.1945

Rossy: Der Bund werde allmählich zum "grössten Banquier" der Schweiz. Da seien einmal die "gewaltigen Clearingvorschüsse", namentlich an Deutschland. "Sie sind übrigens in unserer Staatsrechnung nur schwer auffindbar." Auch finanziere der Staat seit einiger Zeit den Export in die USA. Nun werden Kredite an Belgien und Holland und vielleicht Frankreich folgen.


Protokoll Bankausschuss, 21./22.6.1945:


Alliierte Kritik. Koechlin: Bei Verhandlungen über zu gewährende Auslandskredite werden immer wieder 850 Mio.-Kredit zur Diksussion gestellt. "Dabei übersieht man aber meistens, was wir für diese Clearingvorschüsse einhandeln konnten." Vergleich zeigt, dass Handelsverkehr mit Achsenmächten ungleich grössere Bedeutung hatte als mit Alliierten.
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