Language: ns
BAR; E 2001 (E) 1978/84, Bd. 458 [Interhandel - PD/Dokumente der Interhandel (1939-1957)]
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
________________________

E 2001 (E) 1978/84, Bd. 458


Erklärungen und Dokumente der Interhandel, Bd. I (1939/40)


Es handelt sich um Korrespondenz und Dokumente, welche die Firma den Behörden einreicht, um ihren Standpunkt darzulegen.

12.10.1939, Notiz Kohli über Besuch von G. Keller. Dieser überreicht ein Exposé (welche laut Randbemerkung in den Akten fehlt). Keller erklärt, «Herr Geheimrat Schmitz solle wenn möglich veranlasst werden, als Präsident des Verwaltungsrates zurückzutreen. Der Dividendengarantievertrag zwischen der IG Chemie und der IG Farben sei gegenwärtig praktisch wirkungslos. Die Option der IG Farben auf die Aktiven der IG Chemie werde in ein blosses Vorkaufsrecht umgewandelt und dieses könne praktisch nicht ausgeübt werden, da der IG Farben ja gar keine Devisen zur Ausübung des Vorkaufsrechtes zur Verfügung stehen. (...) Für die IG Chemie sei es nicht sehr wichtig, ob sie auf die englische oder französische schwarze Liste gesetzt werde. Dagegen habe sie grosse Interessen in den Vereinigten Staaten, um die sie besorgt sein müsse.
Vorderhand gelange die IG Chemie jedoch nur an uns, um uns aufzuklären, nicht um in irgendeiner Weise unsere Intervention zu verlangen.»

29.6.1940, Tobias Christ bekräftigt als Notar die Aufhebung des Garantievertrags und sonstigen Änderungen, welche die GV vom 29. beschloss.
Es folgen die bekannten Angaben, z.T. auf Englisch übersetzt und von Tobias Christ
bestätigt.

12.10.1940, IH an PD, Dividendenüberweisung aus USA sei unterbunden worden, was man als «unbegreifliches Vorgehen» bezeichnet. «Die Massnahme erscheint uns umso unverständlicher, als unseres Wissens z. Zt. Zahlungen selbst an kriegführende Länder, z.B. auch an Deutschland, anstandslos ausgeführt werden.» (2)


Erklärungen und Dokumente, Bd. II (1941-1946)


Dokumentiert den Konflikt mit den USA, die selbstverständliche Erwartung der IGC-Leute, ihre Post über den diplomatischen Kurier befördern zu können, siehe Brief 15.1.1942 mit Randnotiz Bleistift «das ist zu stark!!». (beigelegter Brief an Präs. Mack der GAF wird nicht weitergeleitet)

20.1.1942, Notiz Schneeberger über Besprechung von Kohli mit Iselin und Sturzenegger. (Kopie 1) s.a. PD/Berichte mit Besprechung Kohli wenige Tage später.

Im Frühjahr 1942 rückt IGC die Unterlagen über die Industriebank- und Sopadep-Aktionäre heraus, mitsamt deren schriftl. Erklärungen.

27.3.1942, Notiz Schneeberger über Besprechung Iselin und Kohli. (Kopie 2)

23.3.1942, GV Interhandel, Präsenzliste (Kopie 3), die Anwesende und Vertretungen zeigt.

31.3.1942, Notiz Schneeberger über Besprechung mit Wolfensperger über Industriebank. (Kopie 4)

Wolfensperger schickt nachträglich noch einen Brief Sturzeneggers v. 9.4.1942 an ihn selbst mit gewissen Bekräftigungen und Präzisierungen an Kohli. Sturzenegger verwahrt sich gegen das immer noch bestehende Misstrauen, obwohl er ja nun schon alle Zusicherungen gegeben habe, vollständig vom Ausland unabhängig zu sein. «Die zumeist auf der Historie basierenden Motive für all die sattsam bekannten Unterstellungen brauche ich nicht zu rekapitulieren. Wenn es ungewöhnlich gefunden werden sosllte, dass ich durch meine Firma mit relativ bescheidenen Mitteln erheblichen Einfluss auf die IG Chemie zu nehmen in der Lage sei, so möchte ich darauf hinweisen, dass ich schliesslich auf Grund meiner langjährigen Mitarbeit in der früheren Firma Ed. Greutert & Cie. und durch meine der IG Chemie erwiesenen Dienste das Vertrauen der an dieser Gesellschaft interessierten Kreise und damit die Legitimation zu einer gewissen Einflussnahme erworben habe. Dass ich stets bestrebt war und es weiterhin bin, diesen Einfluss in schweizerischem Sinn auszuüben, darf ich wohl für mich in Anspruch nehmen.» (2)

20.8.1942, Notiz Schneeberger über Gespräch mit Wolfensperger. «W. legt eine Liste der Aktionäre der Industriebank AG vor. Ich bemerke, dass sie uns bekannt sei und weise darauf hin, dass Dr. Sturzenegger und seine Leute zusammen mit der Rigidor AG die Industriebank AG kontrolliere. Ich erkläre offen, dass nach unsern Feststellungen dies direkt oder indirekt bei allen Konzerngesellschaften der Fall sei und dass demnach Sturzenegger der wahre Beherrscher der IG Chemie sein müsste, was nicht plausibel erscheine.
W. stellt die Sache so dar, dass Sturzenegger von den Gesellschaften wieder finanziert werde, wie z.B. aus der Kommandite der Industriebank hervorgehe. Ich empfehle W., bei Gelegenheit mit Dr. Sturzenegger zusammen oder allein bei Herrn Kohli oder Herrn Dr. Schneeberger darüber möglichst genaue Aufschlüsse zu erteilen, was er weder ablehnt noch zusagt.»

2.9.1942, Neutra-Bericht über Interhandel.

4.9.1942, Besprechung mit Wolfensperger, Sturzenegger, Schneeberger und Meier. (Kopie 5)

30.11.1942, An Wolfensperger, Mollwo, Sturzenegger. Antwort auf deren Beschwerde vom 14. wegen der immer noch vorhandenen Zweifel, fasst nochmal Position im PD zusammen. (Kopie 6)

4.12.1942, Iselin an Pilet-Golaz. Bittet erneut um Audienz, und zwar zusammen mit Keller, wegen der gewünschten «Minimalintervention». Pilet-Golaz fügt am Rand an: «Ce minimum pourrait bien être un maximum.» Ein beigefügtes Gutachten der Prof. Haab und Guhl soll die Unbedenklichkeit unterstreichen.

3.5.1943, Iselin & Keller an PD/Sektion f. Rechtswesen. Bestätigt Empfang einer US-Publikation und erklärt die darin enthaltenen Verdächtigungen für abwegig bzw. irrelevant.

9.6.1943, 9seitiger Brief der IH an Pilet Golaz, wegen befürchtetem Verkauf der GAF, beklagt sich über vergebliches Bemühen um weitere Audienz, statt deren nur ein Gespräch mit Bruggmann zustande kam, der die amerikanische Sicht erklärte. 23.7.1943 erneutes ähnliches Schreiben.

2.11.1943, IH an Pilet-Golaz. Erneute seitenlange Darlegung. So folgt ein Brief dem anderen, s.a. PD/Allgemeines (1939-1950), mit wachsender Ungeduld namentlich gegenüber Kohli und der Sektion f. Rechtswesen.

13.4.1945, Iselin an Stucki. Wegen Übermittlung der Nachrichten von und nach USA (beigelegt Briefe Iselins an Currie während dessen Aufenthalt in Sdchweiz)

18.8.1945, Iselin an Petitpierre, im Anschluss an Audienz vom 3. August.

1.3.1946, Memorandum von Iselin zu Hd. der Delegation, die nach USA fährt. (anschliessend an Besprechung v. 1.3.1946).


Erklärungen und Dokumente der Interhandel, Bd. III (1947-1957)


16.6.1948, Übersicht Verteilung des Aktienkapitals per April 1948, 1605 Aktionäre von Schweizer Nationalität nachgewiesen, diese halten 47663 halb einbezahlte und 38252 voll einbezahlte Aktien.

10.12.1948, IH an Stucki. Antwort auf Frage nach Gründen der momentanen Änderung der Kapitalstruktur, man wolle durch Aufhebung der halb einbezahlten Aktien und Androhung der Kaduzierung die Anmeldung bisher nicht angemeldetr Aktien herbeiführen. «Endlich hoffen wir, aus den zur Kaduzierung gelangenden Stücken solche Aktionäre wenn möglich wieder in den Genuss ihrer Rechte zu bringen, die in den Vorkriegsjahren oder während des Krieges, aus politischen oder kriegsbedingten Gründen, ihre Aktien verloren haben. Es sind bei uns eine eine grosse Anzahl solcher Fälle vorsorglich angemeldet worden...»

24.2.1953, Rees an IH/Dr. E. Schmitt. Bestätigt, dass ihm die Brouillon-Buchhaltung seinerzeit vorlag und nichts Irreguläres daran zu finden war.

15.3.1954, Wehrli an Stucki. Antwort auf Anfrage wegen Winnica (Kopie 7).

2.10.1956, Wehrli an Zehnder/PD. Teilt die aktuellen Aktionäre der Industriebank mit, welche die Vorzugsaktien hält. Dies sind:
Frau W. Du Bois, Peseux 100'000
W. Germann, Basel 775'000
Frl. Gertrud Haller, Basel 150'000
Frau M. Mollwo-Correvon 160'000
Frl. Dr. Bettina Mollwo 250'000
Dr. E. Schmitt, Basel 250'000
Dr. H. Sturzenegger 915'000
Reinhard Sutter 250'000
Basil Werder 250'000
Frau E. Wolfensperger 500'000
Rigidor AG, Bern 1'400'000, total 5 Mio.

16.3.1956, Iselin an Stucki. Über die vier verdächtigten ehem. Angestellten der SVSt.
«Herr Dr. Schmitt war Herrn Germann aus der Schul- und Militärzeit seit vielen Jahren bekannt.» (3)
Eduard Heyer trat 1947 bei SVSt aus, wurde ein Geschäftsführr der Rif-Trading in Zürich (Import und Export), 1950 gründete er die Aussenhandel AG, wurde Direktor bei der Negofina, Zürich, einer Tochter der Amsterdamschen Bank. 1952 trat er bei der Negofina aus, erweiterte die Aussenhandel AG, wandte sich darauf an die Bank Hofmann «und durch diese an die Intrhandel», die eine Minderheit der Aussenhandel AG übernahm. (3)
Mit Ott habe Interhandel im Frühjahr 1954 von sich aus Kontakt gesucht, als man hörte, dass er austreten würde. «Interhandel hatte ein Interesse daran, Herrn Dr. Ott zu engagieren, weil er durch genaue Kenntnis der Revisionsberichte und des Abkommens von Washington mit den Hauptproblemen der Interhandel vertraut war.» (5)

13.6.1956, Interhandel und Sturzenegger legen nochmal knapp ihre Position dar, Sturzenegger fasst auf 14 S. die Besitzverhältnisse zusammen und erklärt nochmals die angeblichen 120 Mio «Gewinn», wobei es sich in Wirklichkeit um 103 Mio. handelt, die aus verschiedenen Posten herrührend 1929-1940 von Greutert an IGC geleistet wurden.


Erklärungen und Dokumente der Interhandel. Bd. IV (o.J.)


Enthält Gb. IGC bis Anfang 50er Jahre.
13.7.1955, Ott an Stucki. Berichtet über die letzte GV, bedauert die offenbar eingetretene jüngste Wende von Dulles gegen eine Totalfreigabe (was sich auf dt. Guthaben beziehen muss). «Ich frage mich, ob anlässlich der berühmten Vierer-Konferenz in Genf sich eine Gelegenheit bieten könnte, um das Problem Interhandel auch einmal mit Herrn Dulles zu besprechen. Verzeihen Sie meine Offenheit, aber ich bedaure es ausserordentlich, dass Sie gerade in den Ferien sind, denn eine Besprechung zwischen Ihnen, sehr geehrter Herr Minister, und Herrn Dulles hätte vielleicht Wunder wirken können, da Sie ja die Persönlichkeit sind, die die Verhältnisse kennt.
Ich weiss nicht, ob Herr Bundesrat Petitpierre die hohen Herren sieht, und ob sich dabei eine Gelegenheit geben wird, mit Herrn Dulles die Frage Interhandel kurz zu erwähnen.» (2) Wünscht ihm schöne Golf-Ferien in Pontresina!

Kopie des Gesellschaftsvertrags, der den Eintritt Sturzeneggers als Teilhaber 1938 regelt.


Schriftstücke, die 1942 von Herrn Dr. Iselin bei der Schweiz. Botschaft in Wash. deponiert wurden


Enthält nichts Wichtiges mehr.

Ende Bd., 7.4.1999
How to cite: Copy

Repository