dodis.ch/18902

Der schweizerische Botschafter in Washington, A Zehnder, an das Politische Departement1

Wurde heute von Präsident Kennedy empfangen im Sinne zweiten Teils der Zeremonie Überreichung Beglaubigungsschreibens. Kennedy leitete das Gespräch. Er dankte für die wirksame Art, mit welcher Schweiz humanitäre amerikanische Interessen in Kuba vertrete2. Nach Befragung über meine Karriere fragte er mich, ob ich schon in Washington gewesen bin, was mir ermöglichte, zurückgehend auf das Jahre 1946, über die schweizerische Neutralität zu sprechen und den Wandel in deren Beurteilung in der hiesigen Administration zu betonen3. Kennedy erwiderte darauf, dass von ihm aus gesehen die Schweiz ruhig neutral bleiben könne. Seine Hauptsorge sei, eine gut arbeitende wirtschaftliche westliche Gemeinschaft zu schaffen, um eine Rezession im Westen zu verhindern. Ich benutzte diesen Anlass, um die Nützlichkeit des «trade expansion acts» zu betonen und ihm zu sagen, dass die schweizerische Regierung diesen Akt begrüsse und bereit sei, in Verhandlungen zu treten. Als ich beifügen wollte, leider bestehe die «escape clause»4 für Uhren immer noch, unterbrach er mich lebhaft und sagte er schätze den Beitrag der Schweiz zum Zwecke der Überwindung einiger amerikanischer Zahlungsbilanz Schwierigkeiten.

Ich bin versucht, aus der Verlegung des Akzents vom politischen auf den wirtschaftlichen, den nationalen Velleitäten Europäischer Staaten vermehrt Rechnung zu tragen, wenn in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit Fortschritte erzielt werden könnten. Jedenfalls gilt dies für die Beziehungen USA zur neutralen Schweiz.

Was die anschliessende Befragung durch die Presse anbetrifft, so stimmt die UPI5 -Meldung im grossen ganzen mit Ausnahme meiner Antwort auf die Frage über die Typhus-Epidemie in Zermatt. Ich antwortete, dass auf Rücksicht auf die vielen Touristen sorgfältig vorgegangen werden musste, dass jedoch die notwendigen Schritte eingeleitet worden sind. Der Rest der Phrase stimmt. Der Journalist gab übrigens einfach der hier vorherrschenden Meinung Ausdruck, die sicherlich nicht ganz falsch ist.